Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Landgut gehörten: große Schmelzöfen, mehrere Schmieden, Mischgruben zur Vermengung flüssiger Erze, Prägekammern und allerlei Zubehör, das Hannibal mitgenommen habe.
    »Dir hat er nur dies hinterlassen.« Der Stratege reichte Bomilkar einen Papyrosfetzen und zwei halbe Münzen.
    »Was ist das?« sagte Laetilius; er stand auf und beugte sich über Bomilkars Schulter. »Was schreibt er?«
    »›Nimm und schau.‹ Mehr nicht.«
    Bomilkar nahm die zerbrochene Münze und wog sie in der Hand; dann lachte er und betrachtete die Bruchstellen.
    Die Münzen waren ein wenig zu schwer – aber das würde zunächst jeder (auch Geldwechsler, Prüfer oder Bankmitarbeiter) auf die Frischheit zurückführen. Und was an den Bruchstellen zu sehen war, mochte Blei sein, vermengt mit Kupfer oder vielleicht Zinn, was auch immer. Nur eines war es nicht: Silber. Silber fand sich nur außen, als dünner Überzug.

    »Das ist… großartig«, sagte Bomilkar. Er gab dem Strategen die Münzen zurück; den Papyros steckte er ein.
    »Großartig?« Der Herr der Festung wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob dies das richtige Wort ist. Es wäre ja beinahe geglückt. Nicht dauerhaft, aber lang genug, um furchtbaren Schaden anzurichten.«
    Laetilius stand auf und ging zur Fensteröffnung. Er schaute auf den Innenhof der Festung hinaus. Als er sich umdrehte, spielte ein dünnes Lächeln um seine Lippen.
    »Beinahe, fürwahr«, sagte er.

12. KAPITEL
    A m Platz vor dem Tynes-Tor gab es weniger Marktstände und Zelte als gewöhnlich; für diesen und die folgenden Nachmittage brauchte man Raum für Zuschauer: Es waren die Tage der großen Pferde- und Kamelrennen der Sommermitte. Bomilkar wollte sich bei den Ställen und Wettbuden nordwestlich des Marktgeländes umschauen, wo er gewisse Bekannte und Spitzel aus den schäbigen Schichten anzutreffen hoffte.
    »Aber zuerst die Pferde«, sagte er.
    »Wohin mit ihnen?« Laetilius warf einen Blick zurück über die linke Schulter, als sie durchs Tor der Isthmosmauer ritten.
    »Sie gehören dem Heer – also in die Ställe der Festung.«
    »Und danach?«
    »Ich werde zu den Rennleuten gehen, die meistens mehr von allem in der Stadt wissen, als gut für sie und sonst wen ist. Danach die Ordner. Und dann Aspasia.«
    Laetilius kräuselte die Lippen. »Wo treffen wir uns? Wann?«
    »Was hast du vor?«
    Der Römer brachte es fertig, gleichzeitig erstaunt und vorwurfsvoll zu blicken. »Wie deine Männer vom Karrenschuppen sicherlich wissen, gibt es in der Stadt ein paar vertrauenswürdige Freunde Roms. Ich will sehen, ob sie etwas Neues wissen.«
    »Bei Sonnenuntergang – bei Aspasia?«
    Laetilius nickte. »Vielleicht ist Tazirat ja in der Nähe.«
    Sie übergaben die Pferde dem Stallmeister der Festung, der behauptete, nichts Neues über Vorgänge in der Stadt gehört zu haben. »Hier geschieht doch nie etwas«, sagte er, »außer es geschieht was.«

    »Wie furchtbar zutreffend.« Laetilius schulterte sein Gepäck; der Griff des langen Schwerts ragte hervor wie ein aus dem Rücken wachsender Zweig. »Wir sehen uns.«
    »Sieh dich vor«, sagte Bomilkar, als sie die Stallungen verließen und zwischen Stallgebäuden und innerem Isthmoswall zum Platz am Tor zurückgingen. »Wir haben uns ja nicht unbedingt beliebt gemacht. Es könnten einige Messer auf uns warten.«
    Laetilius blieb stehen und sah ihn von der Seite an; seine Miene zeigte Erheiterung und Staunen. »Ich weiß deine Sorge zu schätzen, alter Feind; aber sie verblüfft mich.«
    Bomilkar lachte leise. »Die bösen Geister, die man kennt, sind im Zweifelsfall denen vorzuziehen, die vielleicht noch aus Rom geschickt werden könnten.«
    »Ah. Nun weiß ich es. Hüte deinen Rücken vor gewaltsam angebrachten neuen Öffnungen.«
    In den Wachstuben traf Bomilkar lediglich zwei Ordner an, die halbnackt im hintersten, kühlsten Raum saßen und würfelten.
    »Lebst du noch?« sagte der Ältere. »Autolykos wird entzückt sein, dies zu hören.«
    »Gibt es bedeutende Neuigkeiten?«
    »Nichts, wovon wir wüßten«, sagte der Jüngere, der eine fette Warze am linken Ohrläppchen trug, als sei es ein Schmuckstück. »Autolykos hat ein paar längere Reden mit den hohen Herren hinter sich. Über den Inhalt wissen wir nichts.«
    Der Ältere rieb sich die behaarte Brust, auf der ein Netz von Schweißperlen lag. »Er hat aber auch mit Zililsan und den anderen vom Schuppen gesprochen – immer wieder. Vielleicht wissen die etwas.«
    »Wann wird er hier sein?«
    »Bald.

Weitere Kostenlose Bücher