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Das Gold von Karthago

Titel: Das Gold von Karthago Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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wahr? Höchster Einsatz bei schlechten Würfeln.«
    »Wegen Antigonos und den anderen, meinst du?«
    Bomilkar nickte. »Wer mag schon hungern?«
    »Sollte am Ende des Spiels einer der Unseren hungern müssen, wird er jederzeit Brot in Iberien finden.« Hannibal lachte. »Aber unterschätz nicht Antigonos; er kennt Schlimmeres. Und vor allem: Das Spiel muß weitergehen, bis wir wissen, wer wirklich damit begonnen hat. Und warum der eine oder andere unserer Freunde so seltsam zu spielen scheint.«
    Die Sonne ging unter; ein Hauch von Rost oder gerinnendem Blut bedeckte das Wasser. Aus der Stadt war der übliche Abendlärm zu hören – viele Menschen, die das Feilschen und Handeln und den Austausch von Nachrichten und Gerüchten schnell und besonders laut zu Ende bringen wollen. Laetilius stand von dem Stein auf, bückte sich nach seinem Gepäck, blickte zu ihnen herüber, hielt dann inne, als sei er unschlüssig, und setzte sich wieder.
    Bomilkar suchte im Gesicht des jungen Mannes nach Antworten auf die übrigen Fragen, las aber nicht mehr als einen gewissen Überdruß, unwichtige Müdigkeit und den Willen, einen Berg zu Sand zu zermalmen und daraus eine Schlinge zu binden, um das Meer zu fesseln. Er kam sich winzig vor, bedeutungslos, aber zugleich hervorgehoben und ausgezeichnet.
    ›Was ist es‹, dachte er, als er zu Laetilius zurückging; ›das wärmt und dabei durchbohrt?‹ Er verstand sofort, was der Römer meinte, als er sagte:
    » Numen adest .«
    Etwas Göttliches war da; nur glaubte Bomilkar nicht an Götter. »Willst du opfern oder beten?« sagte er.

    Laetilius bückte sich nach dem Gepäck; als er sich aufrichtete, sagte er, wie nebenher: »Ich hätte ihn töten sollen. Einmal, beim Tempel, war sein Rücken frei. Senat und Volk würden nie wissen, was ihnen erspart bliebe.«
    »Und warum hast du nicht … ?«
    Der Römer schulterte sein Gepäck und ging neben Bomilkar zur Festung, die östlich des Hafens lag. Er klang verdrossen und verträumt zugleich. »Manchmal erschaffen die Götter ein vollkommenes Gefäß … ein Werkzeug für ihre Absichten. Es zu zerstören steht einem bloßen Sterblichen nicht zu.«
    Bomilkar holte tief Luft und kam zu einem Entschluß. »Außerdem warst du ja mit anderen Dingen beschäftigt. Überleben, zum Beispiel. Und Qadhir ausschalten.«
    Laetilius ging ungerührt weiter. »Wie kommst du darauf? « Die Stimme war unverändert; sie klang allenfalls ein wenig erheitert.
    »Dein langes Schwert und Qadhirs große Wunde. Er ist ja beinahe geköpft worden; schwere Arbeit für die kurzen Stichschwerter, die alle anderen benutzt haben.«
    »Wenn man sich ein bißchen Mühe gibt, geht es bestimmt. « Laetilius lachte leise. »Dann habe ich Qadhir von hinten getötet? Und warum, Herr der krummen Gedanken ?«
    »Er wollte dich in Kastulo beobachten. Vielleicht hat er etwas gesehen, was er mir deiner Meinung nach nicht sagen durfte.«
    »Woher weiß ich, daß er es dir nicht unterwegs gesagt hat? Warum habe ich ihn nicht vom Bergpfad hinabgestoßen?«
    »Vielleicht hast du ihn in Kastulo nicht gesehen, und er hat sich dir gegenüber durch eine unvorsichtige Bemerkung, einen Blick verraten, vor dem Abstieg zum Tempel?«
    Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis Laetilius sich räusperte. Plötzlich klang seine Stimme anders – härter, ferner.
    »Dann hätte ich also Qadhir umgebracht? Und was nun?«

    »Das frage ich mich seit einiger Zeit.«
    »Drei Nächte, dann sollen wir hier Aspasia und Tazirat finden und ein paar Antworten. Was machen wir bis dahin? «
    »Vielleicht kennst du ja die Antworten schon.« Laetilius schnaubte. »Wenn ich alles wüßte, wäre ich längst wieder in Rom. Wozu sollte ich mit dir durch Iberien reisen?«
    »Weil kein Römer je die Möglichkeiten bekommen hat wie du, sich in Iberien umzuschauen.«
    »Und dazu schicken mich Senat und Volk nach Karthago? « Nun klang er bissig, fast höhnisch. »Ein ziemlich großer Umweg, findest du nicht?«
    »Manchmal führen Umwege schneller zum Ziel.«
    »Karthagische Redensart? Wie auch immer – was wäre denn dann meine Aufgabe? Ein bißchen den Spitzel spielen?«
    Bomilkar zögerte. Schließlich sagte er: »Dies, ja – auch. Ich nehme an, du hattest zwei Aufgaben, vor allem: festzustellen, was wirklich mit Lavinius geschehen ist. Und dabei zuzusehen, ob unauffällig möglichst großer Schaden für Qart Hadasht angerichtet werden kann. Denn unser Schaden ist euer Nutzen. So seht ihr es doch.«
    Sie hatten das

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