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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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zwei Minuten gelangten sie zu einer erweiterten Kreuzung, wo sich der Tunnel und das Gleis gabelten. Während der ursprüngliche Tunnel weiterhin geradeaus verlief, schwenkte ein zweiter Tunnel mitsamt Bahngleis nach rechts ab. Fünf altmodische Erzloren standen aufgereiht vor der Felswand auf der linken Seite, während sich eine sechste auf dem Nord-Südgleis befand.
    »Geradeaus geht es zu den Stallungen und rechts zum Ostflügel«, sagte Sam.
    »Ich glaube auch.«
    Er blickte auf die Uhr. »Wir sollten zuerst zu den Ställen gehen und uns dort umschauen.«
    Nach einem weiteren knappen Kilometer Fußmarsch hielt Remi plötzlich an, legte einen Zeigefinger auf die Lippen und bildete stumm das Wort Musik. Sie lauschten einige Sekunden lang, dann beugte sich Sam vor und flüsterte in Remis Ohr: »Summer Wind von Frank Sinatra.«
    Sie nickte. »Ich höre Stimmen. Lachend … sie singen mit.«
    »Ja.«
    Sie setzten ihren Weg fort, und schon bald endete der Tunnel an einer Steintreppe, die zu einer Klapptür aus Holz hinaufführte. Sam hob den Kopf und sog schnüffelnd die Luft ein. »Es riecht nach Dung.«
    »Dann sind wir ja goldrichtig.«
    Die Musik und das Gelächter waren jetzt lauter und befanden sich offenbar direkt über ihren Köpfen. Sam setzte einen Fuß auf die unterste Stufe. In diesem Augenblick trat über ihm ein Fuß auf die Klapptür und erzeugte einen hohlen Laut. Sam erstarrte. Ein zweiter Fuß folgte dem ersten, dann noch zwei weitere, diese aber leichter, irgendwie zarter. Durch die Ritzen der Klapptür waren Schatten zu erkennen, die sich bewegten und das Licht gelegentlich verdeckten.
    Eine Frau kicherte und sagte: »Lass das, Dimitri, das kitzelt so.« Ihr Englisch hatte einen russischen Akzent.
    »Das soll es doch auch, meine lapochka. «
    »Ooh, das mag ich … aber hör sofort auf, was ist mit deiner Frau?«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Nun komm. Lass uns zur Party zurückgehen, bevor uns jemand beobachtet.«
    »Erst wenn du es mir versprichst«, sagte der Mann.
    »Ja, ich verspreche es dir. Nächstes Wochenende in Balaklawa.«
    Das Paar entfernte sich, und Sekunden später erklang das Zuschlagen einer Holztür. Irgendwo wieherte ein Pferd, dann trat Stille ein.
    Remi flüsterte: »Wir sind mitten in eine von Bondaruks berühmten Partys hineingestolpert. So ein Pech können auch nur wir haben …«
    »Na ja, vielleicht ist es sogar ein Glücksfall«, widersprach Sam. »Mal sehen, ob wir das für uns ausnutzen können.«
    »Was meinst du?«
    »Die Chancen stehen recht gut, dass Bondaruk der Einzige ist, der weiß, wie wir aussehen.«
    »O nein, Sam.«
    Er grinste. »Remi, wo sind denn deine Manieren? Mischen wir uns unter die Gäste.«
    Sobald er sicher sein konnte, dass sich niemand in der Nähe befand, stieg Sam die Treppe hinauf, öffnete die Klappe und sah sich um. Dann bückte er sich zu Remi hinunter. »Es ist ein Wandschrank. Komm weiter.«
    Er stieg hinauf und hielt für Remi die Klappe auf, dann schloss er sie wieder hinter ihr. Durch die offene Schranktür blickten sie in einen anderen Raum. Es war eine Sattelkammer, die von einzelnen Wandlampen in den Sockelleisten erhellt wurde. Sie gingen durch den Raum und durch die gegenüberliegende Tür und standen in einer schmalen, mit Kies bestreuten Gasse, die auf beiden Seiten von Pferdeställen gesäumt wurde. Über ihnen wölbte sich eine hohe Decke mit weiten Belüftungsschächten und Oberlichtern, durch die das bleiche Mondlicht hereindrang. Sie konnten in den Ställen Pferde leise schnauben und trippeln hören. Am Ende des Stalls, etwa dreißig Meter entfernt, entdeckten sie eine zweiflügelige Tür. Sie schlichen dorthin und warfen einen Blick nach draußen.
    Vor ihnen breitete sich eine etwa einen Viertel Hektar große Rasenfläche aus, die von brusthohen Zierhecken und flackernden Petroleumfackeln gesäumt wurde. Vielfarbige Seidenbänder flatterten an Drähten, die über den Rasen gespannt waren. Dutzende von Gästen standen da in Smoking und Abendkleid – vorwiegend Paare – in Gruppen zusammen oder spazierten umher, unterhielten sich angeregt und lachten. Kellner in schneeweißen Livreen bewegten sich zwischen den Gästen und boten von ihren Tabletts Cocktails und Hors d’œuvres an. Anstelle von Sinatras Summer Wind drangen aus Lautsprechern, die rund um die Rasenfläche herum auf Masten befestigt waren, jetzt die Klänge einer Soft-Jazz-Nummer.
    Rechts von ihnen konnten Sam und Remi die oberen Stockwerke von Bondaruks

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