Das Gold von Sparta
während sie sich versteckt hielten.
Das Wetter würde ihnen das jedoch nicht leicht machen. Der Schneefall hatte zugenommen, und die Sicht war auf weniger als dreißig Meter gesunken. Cholkows Fußspuren füllten sich bereits und verschwanden. Nachdem sie eine Viertelstunde lang mit ihrer Stop-and-Go-Technik weitergegangen waren, erreichten sie eine Wegkreuzung. Die Abzweigungen nach rechts und links führten zu weiteren Holzhäusern, während ein Stück weiter geradeaus ein scheunenähnliches Gebäude stand. Dahinter, im dichten Schneetreiben kaum auszumachen, konnten sie das dunkle Dach des Kapellenbaus erkennen.
Links von ihnen erklang ein dumpfer Laut: eine Tür, die geschlossen wurde.
Sam und Remi verließen den Weg und ließen sich im Unterholz auf den Bauch fallen. Zehn Sekunden später erschienen zwei im Schneetreiben nur verschwommen zu erkennende Gestalten auf dem Weg links von ihnen, überquerten die Kreuzung und verschwanden dann zwischen den Bäumen. Ihr Ziel war die andere Hütte. Eine Minute später quietschten Türangeln.
Sam kehrte geduckt auf den Weg zurück, wagte sich bis zur Kreuzung vor und sah nach rechts. Dann wandte er sich um und gab Remi ein Zeichen, ihm zu folgen. Zusammen eilten sie über den Kiesweg zu der Hütte, die Cholkow soeben verlassen hatte. Sie traten ein und drückten behutsam die Tür ins Schloss. Sam ging zum Fenster und kniete sich hin, um die Umgebung zu beobachten. Remi leistete ihm Gesellschaft.
Nach zehn Minuten tauchten Cholkow und sein Partner aus dem Schneetreiben wieder auf und wandten sich auf der Kreuzung nach rechts in Richtung der Kapellenhütte. Sekunden später hatte sie der Flockenwirbel aber schon wieder verschluckt.
»Wie lange warten wir?«, wollte Remi wissen.
Sam holte das Reisehandbuch aus der Tasche und warf einen Blick auf die Landkarte. »Zwischen unserem Standort und der Kapelle steht nur noch ein einziges Gebäude. Ob sie das bereits durchsucht haben, lässt sich unmöglich feststellen.«
»Also gehen wir weiter und hoffen, dass wir sie sehen, bevor sie uns entdecken.«
»Vielleicht«, sagte Sam nachdenklich. »Vielleicht aber auch nicht.« Er kramte in seinem Rucksack herum und fischte ihre Kamera heraus. Dann rief er die Bilder auf dem Display auf und studierte sie nacheinander – eingehend. »Da.« Er reichte Remi die Kamera. »Das habe ich aufgenommen, als wir an der Anlegestelle herumspaziert sind.«
Das Bild zeigte das Bootshaus. Durch die halb offene Tür war der weiße Bug eines Schnellboots zu erkennen. »Offenbar für Notfälle«, sagte Remi. »Dahinter kann ich noch zwei weitere erkennen.«
Statt einer Antwort grinste Sam verschlagen und nickte.
»Diesen Blick kenne ich«, sagte Remi. »Ich sehe ganz deutlich, wie es in deinem Kopf arbeitet. Lass mal hören.«
»Ich denke an eine kleine Verfolgungsjagd, von McGyver inspiriert.«
Remi wiegte den Kopf. »Als Kriegslist ziemlich durchsichtig.«
»Das gebe ich zu, aber sie stehen vor dem gleichen Dilemma: entweder folgen, sich aufteilen oder abwarten. Sie können es sich nicht leisten, nicht zu folgen, weil ja immerhin die Möglichkeit besteht, dass das Ganze doch kein Trick ist. So oder so haben sich unsere Chancen erheblich verbessert.«
Sie verließen ihr Versteck, folgten Cholkows Fußspuren zurück zum Kiesweg und nahmen dann die Abzweigung nach links. Vor ihnen gabelte sich der Weg und führte um das letzte Nebengebäude vor der Kapelle herum. Der watteartige Schnee hatte sich schnell aufgehäuft, er bildete auf dem Gras eine etwa zehn Zentimeter dicke Decke. Die Äste der Bäume bogen sich unter seinem Gewicht. Der Alpenfrühling hatte sich in eine winterliche Idylle verwandelt.
Cholkows Fußspuren führten nach rechts, daher nahmen sie den Weg nach links, erreichten die Kapelle, drückten sich an ihre Außenmauer und schlichen an ihr entlang. Dabei duckten sie sich unter jedem Fenster und hielten alle paar Schritte an, um zu lauschen. Sie erreichten die vordere Gebäudeecke und hielten an. Unmittelbar vor ihnen stand der als Holzhaus gestaltete Teil der Kapelle. Rechts von ihnen befanden sich der Holzzaun, die Wiese und der Weg zurück zur Anlegestelle. Zu ihrer Linken konnten sie undeutlich den Sextanten erkennen. Dahinter, verhüllt von Schnee und Dunst, erstreckte sich der See.
Remi blieb abrupt stehen und zupfte Sam am Ärmel, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen. Sie deutete mit dem Kinn auf die Wand hinter ihnen. Dann legte sie eine Hand auf die Holzbalken
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