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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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sobald er auf den von der Sonne erwärmten Kieswegen landete, und erzeugte kleine Dampfschwaden, die vom Wind zerfasert wurden.
    »Schauen wir uns mal um«, sagte Sam. »Vielleicht finden wir etwas, wo wir uns aufwärmen können.«
    Sie kehrten zum Weg zurück und folgten ihm landeinwärts bis zu einer Lichtung, auf der sie ein Holzhaus mit tief herabgezogenem Mansardendach und kleinen Fenstern fanden. Es war ein Gebäude von etwa dreißig Metern Länge, mit einer Treppe, die an seiner Rückwand zu einer Tür hochführte. Sam und Remi stiegen die Treppe hinauf und stellten fest, dass die Tür nicht verschlossen war. Sie gingen hindurch und standen auf einem Dachboden mit einem Balkon, der über die untere Etage hinausragte. Abgesehen von einem grauen Lichtschein, der durch die trüben Fenster hereindrang, war es dunkel.
    »Das ist zwar nicht gerade das Vier Jahreszeiten, aber wenigstens sind wir vor dem Wind geschützt«, sagte Sam.
    »Komfort ist relativ«, erwiderte Remi lächelnd und klopfte sich ein paar Schneeflocken von ihrem Sweatshirt.
    Sie fanden eine halbwegs gemütliche Ecke und ließen sich dort nieder.

    Sie warteten eine weitere halbe Stunde und hofften, dass in dieser Zeit sämtliches Personal mit dem letzten Schiff nach Schönau unterwegs war. Ob ein oder mehrere Hausmeister zurückgeblieben waren, konnten Sam und Remi in ihrem Unterschlupf zwar nicht feststellen, aber dieses Problem würden sie lösen, sobald es sich ergab. Draußen hatte der Wind ein wenig nachgelassen, dafür fiel der Schnee jetzt dicht und in dicken Flocken. Kiefernäste kratzten draußen an den Hauswänden wie Knochenhände.
    Remi hob ruckartig den Kopf und drehte ihn prüfend hin und her, als hätte sie etwas gehört. Sam bildete mit den Lippen die Frage Was ist? Sie legte einen Finger auf die Lippen und deutete zum Fenster. Ein paar Sekunden später konnte Sam es hören: Schritte, die im Schnee knirschten. Stille. Dann das dumpfe Scharren einer Schuhsohle auf Holz. Jemand kam draußen die Treppe herauf. Sam erhob sich, huschte zur Tür, verriegelte sie und kehrte zu Remi zurück. Einen Moment später quietschte die Türklinke, gefolgt von einem Rappeln. Abermals Stille. Die Schritte polterten die Treppe hinunter, und sie konnten wieder Schnee knirschen hören.
    Eine Tür im Erdgeschoss wurde geöffnet.
    Remi drängte sich dicht an Sam heran, der einen Arm um ihre Schultern legte.
    Und wieder erklangen Schritte, diesmal kamen sie von zwei Personen, durchquerten die Hütte und verharrten. Ein Taschenlampenstrahl glitt über die Decke und wurde dann ausgeschaltet.
    »Hallo«, rief eine Stimme auf Deutsch. »Ist hier irgendjemand?«
    Remi sah Sam an, während ihr Mund eine Frage formte. Er schüttelte den Kopf und formte auf gleiche Weise eine Antwort: Cholkow.
    »Ist jemand hier? Wir haben einen Wettersturz«, rief Cholkow wieder auf Deutsch. Dann sagte er nach ein paar Sekunden: »Hier ist niemand. Sehen wir mal in den anderen Gebäuden nach.«
    Weitere Schritte. Die Tür wurde zugeschlagen.
    Sam hob warnend eine Hand und bedeutete Remi, sich vorerst nicht zu rühren.
    Eine Minute verstrich. Eine zweite. Dann fünf.
    Von unten drang das Scharren eines Schuhs auf dem Holzfußboden herauf.
    »Sie sind nicht hier«, sagte Cholkow auf Englisch.
    »Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass sie noch hier sein könnten?«, fragte eine zweite Stimme.
    »So würde ich es machen. Und ich weiß, wie sie denken. Sie sind viel zu stur, um sich von einem kleinen Unwetter aufhalten zu lassen. Los, gehen wir.«
    Die Tür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Schritte knirschten im Schnee und entfernten sich. Auf Händen und Knien schlich Sam zum Geländer und wagte einen Blick nach draußen. Er wandte sich um und gab Remi mit dem Daumen das Okay-Zeichen.
    »Mein Herz schlägt die ganze Zeit schon wie ein Dampfhammer«, gestand sie.
    »Nicht nur deins.«
    »Wir müssen darauf achten, keine verräterischen Fußabdrücke zu hinterlassen.«
    »Das müssen sie auch. Aber vielleicht können wir ja ihre benutzen.«

48
    Sie schlüpften durch die Tür, stiegen die Treppe hinunter, folgten Cholkows Fußspuren hinaus auf die Lichtung, blieben alle zehn Schritte stehen und lauschten. Sie wussten zwar, dass sie übertrieben vorsichtig waren, doch der Russe war immerhin ein Profi. Sie mussten durchaus damit rechnen, dass der Mann zurückgekehrt war und auf der Lauer lag. Das Beste wäre, Cholkow und seinen Partner zu lokalisieren und im Auge zu behalten,

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