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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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Verbindung zu Poveglia und Santa Maria di Nazareth stehen könnte.«
    »Nennen Sie mir dieses … Rätsel«, bat Giuseppe.
    »Mann von Histria, dreizehn aus Tradition« , zitierte Sam.
    Giuseppe sagte nichts, sondern musterte sie zehn Sekunden lang, während er die Lippen schürzte.
    Remi ergriff das Wort. »Wir glauben auch, dass er irgendetwas mit Lazaretten …«
    Giuseppe machte abrupt kehrt und entfernte sich schlurfend. Dann blieb er stehen und betrachtete nacheinander einige Bücherwände. Sein Zeigefinger stocherte in der Luft herum – wie ein Dirigent in Zeitlupe.
    »Er geht im Kopf die Bücher durch«, flüsterte Remi.
    »Still, bitte«, bellte Giuseppe.
    Nach zwei Minuten ging Giuseppe zur rechten Wand hinüber und schob die Leiter bis zu Ende. Er stieg hinauf, zog ein Buch aus dem Regal, blätterte es durch, dann stellte er es wieder zurück und stieg herab.
    Fünfmal wiederholte er das, starrte die Wände an, dirigierte ein stummes Orchester und stieg die Leiter hinauf und herab. Schließlich kam er zu ihnen zurück.
    »Der Mann, den Sie suchen, heißt Pietro Tradonico und war von 836 bis 864 Doge von Venedig. Er war der elfte Doge, aber aus Tradition gilt er als der dreizehnte. Tradonicos Anhänger flüchteten, nachdem er ermordet wurde, auf die Insel Poveglia. Sie hatten einige Hütten am nördlichen Rand der Insel.«
    Danach wandte sich Giuseppe um und machte Anstalten, sich zu entfernen.
    »Noch eine Frage«, rief Sam.
    Giuseppe blieb stehen, drehte sich um und sagte nichts.
    »Wurde Tradonico dort beerdigt?«, fragte Sam.
    »Einige nehmen es an, andere weniger. Seine Anhänger forderten nach dem Mord die Herausgabe seines Leichnams, aber niemand weiß, wohin er gebracht wurde.«
    Giuseppe machte abermals kehrt und entfernte sich mit schlurfenden Schritten.
    »Vielen Dank«, rief ihm Remi noch nach.
    Giuseppe antwortete nicht.

    »Haben Sie gefunden, wonach Sie gesucht haben?«, fragte Maria ein paar Minuten später, als sie die Bibliothek verließen. Nachdem sie den Klingelknopf neben der Tür betätigt hatten, dauerte es fünf Minuten, bis sie erschien. In dieser Zeitspanne setzte Giuseppe seine unterbrochene Tätigkeit fort, als existierten sie nicht.
    »Das haben wir«, antwortete Sam. »Giuseppe war genauso, wie Sie ihn beschrieben haben. Wir danken Ihnen für Ihre Hilfe.«
    »Es war mir ein Vergnügen. Darf ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Da Sie bisher schon so hilfsbereit waren … wie kommt man am besten nach Poveglia?«
    Maria blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. Ihr Gesicht wirkte plötzlich sorgenvoll. »Warum wollen Sie nach Poveglia?«
    »Um zu recherchieren.«
    »Sie dürfen gerne unsere Einrichtung benutzen. Ich bin sicher, Giuseppe würde …«
    Sam schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, aber wir wollen es uns selbst ansehen.«
    »Überlegen Sie es sich lieber.«
    »Warum?«, fragte Remi.
    »Wie viel wissen Sie über die Geschichte von Poveglia?«
    »Wenn Sie die Gräber der Pesttoten meinen, wir haben darüber gelesen und …«
    »Ich meine nicht nur die. Da ist noch viel mehr. Wir sollten vielleicht etwas trinken. Dabei erzähle ich Ihnen den Rest.«

54
    »Erklär es mir noch mal«, flüsterte Remi. »Warum konnte das nicht bis morgen warten?«
    »Es ist Morgen«, erwiderte Sam und drehte leicht am Steuer, um den Bug auf Kurs zu halten. Obwohl an ihrem Ziel kein Licht zu sehen war, konnten sie den Glockenturm als Silhouette vor dem Nachthimmel deutlich erkennen.
    Aus der Luft betrachtet glich Poveglia einem Fächer und maß vom breiten Rand bis zur Basis fünfhundert Meter – und in der Mitte, wo ein schmaler, gemauerter Kanal die Insel von West nach Ost in zwei Hälften teilte, dreihundert Meter. In der Mitte des Kanals befand sich eine Sandbank.
    »Unterlass bitte die Haarspaltereien, Fargo. Für mich ist es zwei Uhr nachts. Und es ist auch nicht Morgen, wenn die Sonne noch nicht aufgegangen ist.«
    Nach den Drinks mit Maria hatten sie einen Bootsverleih ausfindig gemacht. Der Inhaber konnte ihnen nur noch ein einziges Boot anbieten, ein vier Meter langes offenes Dory mit Außenbordmotor. Obwohl alles andere als luxuriös, würde es doch ausreichen, entschied Sam. Poveglia war nur fünf Kilometer von Venedig entfernt und lag innerhalb der schützenden Wälle der Lagune, daher mussten sie nicht mit starkem Wind rechnen.
    »Erzähl mir bloß nicht, dass du Marias Geschichten glaubst«, sagte Sam.
    »Nein, das zwar nicht, aber sie waren auch nicht gerade

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