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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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aufmunternd.«
    »Das stimmt.«
    Abgesehen davon, dass die Insel als Deponie für Pestopfer diente, hatte Poveglia während seiner tausendjährigen Geschichte Klöster, Kolonien, eine Festung und Pulvermagazine für Napoleon und vor gar nicht allzu langer Zeit, in den 1920er Jahren, eine Nervenheilanstalt beherbergt.
    In erschreckenden Einzelheiten hatte Maria geschildert, dass der verantwortliche Arzt, nachdem er von seinen Patienten immer wieder Klagen über das Erscheinen von Geistern zu hören bekam, die offenbar zu den Pestopfern gehörten, damit begonnen hatte, an den Insassen Lobotomien und grässliche Experimente durchzuführen – als eigene Methode des Exorzismus.
    Die Legende berichtete weiter, dass der Arzt irgendwann die gleichen Gespenster zu sehen glaubte, wie seine Patienten sie geschildert hatten, und schließlich den Verstand verlor. Eines Tages stieg er auf den Glockenturm und stürzte sich in die Tiefe. Die noch verbliebenen Patienten brachten die Leiche des Arztes in den Glockenturm, verschlossen seine Ein- und Ausgänge und schufen ihm so ein ewiges Grab. Kurz danach wurden die Heilanstalt und die Insel sich selbst überlassen. Aber bis in die Gegenwart berichteten Venezianer immer wieder, die Glocke von Poveglia gehört oder gespenstische Lichter in den Fenstern des Krankenhausflügels gesehen zu haben.
    Poveglia sei, wie Maria ihnen erklärte, der verwunschenste Ort in ganz Italien.
    »Nein, das mit den Geistern glaube ich nicht«, sagte Remi, »aber was in dem Krankenhaus vor sich ging, ist ausführlich dokumentiert. Außerdem ist die Insel für den Tourismus gesperrt. Demnach werden wir uns wohl des Einbruchs schuldig machen.«
    »Das hat uns früher auch nie von etwas abgehalten.«
    »Ich versuche ja nur, so etwas wie die Stimme der Vernunft zu erheben.«
    »Nun, ich gebe zu, es ist schon ziemlich unheimlich, aber wir stehen so dicht davor, dieses Rätsel zu lösen, dass ich es endlich abschließen will.«
    »Ich auch. Aber versprich mir eines: Ein Ton vom Glockenturm und wir verschwinden.«
    »Wenn das geschieht, dann bin ich der Erste, der zum Boot zurückrennt.«
    Ein paar Minuten später kam die Einfahrt des Kanals in Sicht. Ein paar hundert Meter am Ufer entlang konnten sie die dunklen Umrisse des Krankenhauses und den Glockenturm erkennen, der die Bäume überragte.
    »Siehst du irgendwelche Phantomlichter?«, fragte Sam.
    »Mach nur weiter deine dummen Scherze, du Witzbold.«
    Er manövrierte das Dory durch die kabbeligen Wellen, und so glitten sie in den Kanal. Zur Seeseite hin geschützt, herrschte in dem Kanal nur eine geringe Strömung. Das Wasser war brackig und die Oberfläche teilweise mit Wasserlinien bedeckt – an einigen Stellen war es nur ein paar Meter tief. Rechts von ihnen glitt die mit Schlingpflanzen überwucherte Kanalwand vorbei. Auf der linken Seite standen vereinzelt Bäume und dichtes Buschwerk. Über sich hörten sie das Flappen von Flügeln, blickten hoch und sahen Fledermäuse bei ihrer wilden Jagd auf Insekten.
    »Na wunderbar«, murmelte Remi. »Fledermäuse haben noch gefehlt.«
    Sam kicherte. Remi hatte zwar keine Angst vor Spinnen oder Schlangen oder Käfern, aber sie hasste Fledermäuse und nannte sie manchmal Ratten mit Flügeln und winzigen Menschenhänden.
    Zehn Minuten später erreichten sie die Sandbank. Sam gab Gas und lenkte das Boot auf festen Grund. Dann stieg Remi aus und zog das Dory noch ein gutes Stück weiter aufs Trockene. Sam kam zu ihr und grub die Bugleine ein. Sie knipsten ihre Taschenlampen an.
    »Wohin?«, fragte sie.
    Er deutete nach links. »Zum nördlichen Ende der Insel.«
    Sie gingen über die Sandbank, stiegen dann am gegenüberliegenden Ufer zu einer dichten Buschreihe hinauf. Dort fanden sie eine weniger dichte Stelle, zwängten sich hindurch und gelangten auf eine Fläche, die so groß wie ein Fußballfeld war, das von niedrigen Bäumen umgeben war.
    Remi flüsterte: »Ist dies etwa …«
    »Durchaus möglich.« Auf keiner der Landkarten von Poveglia war die genaue Lage der Pestgräber eingezeichnet. »Egal wie, auf jeden Fall ist es seltsam, dass hier nichts Pflanzliches gedeiht.«
    Sie gingen über das Feld, traten vorsichtig auf und ließen die Lichtstrahlen ihrer Lampen über den kahlen Erdboden wandern. Wenn dies der Ort eines Pestgrabes war, dann lagen unter ihren Füßen die sterblichen Überreste von Zigtausenden Menschen.
    Als sie die gegenüberliegende Baumreihe erreichten, führte Sam sie etwa dreißig Meter weit

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