Das Gold von Sparta
heiliggesprochen.«
»Bernhard«, wiederholte Remi. »Wie in St. Bernhard?«
»Ja.«
»Ich weiß zwar, dass es das nicht ist, aber das Einzige, was mir dazu in den Sinn kommt, sind die Hunde.«
Sam lächelte. »Du bist dicht dran. Die Hunde verdanken ihre Prominenz dem Hospiz und dem Kloster am Großen St. Bernhard. Wir sind dort gewesen, Remi.«
Drei Jahre zuvor hatten sie während einer Fahrradtour über den Großen St. Bernhard in den Walliser Alpen am Hospiz Rast gemacht. Das Hospiz, das seit dem elften Jahrhundert dafür bekannt war, die Verletzten und Verirrten zu versorgen, konnte noch mehr Ruhm für sich beanspruchen: Im Jahr 1800 hatte es Napoleon und seiner Reservearmee auf ihrem Marsch durch die Berge nach Italien Gelegenheit zu einer ausgiebigen Ruhepause geboten.
»Ich weiß nicht, ob es darüber Berichte gibt«, sagte Sam, »aber man muss keine ausgeprägte Fantasie haben, um sich vorzustellen, wie ein dankbarer Napoleon sein Pferd Styrie den Hufschmieden des Hospizes übergibt. Mitten in einem Schneesturm muss es ihm doch geradezu wie die Erlösung erschienen sein.«
»Das war es wohl auch«, erwiderte Remi. »Eine letzte Zeile: Tempel am Kreuzweg des Eroberers. Diese Berge haben eine ganze Reihe von Eroberern kennengelernt: Hannibal … Karl den Großen … römische Legionen.«
Sam hatte sich wieder dem Laptop zugewandt und tippte die nächste Suche ein. Seine Anfrage – Jupiter, Tempel und Großer St. Bernhard – förderte einen an der Oxford University archivierten Bericht über eine Expedition zum Standort des Jupitertempels auf dem höchsten Punkt des Passes zu Tage.
»Er befindet sich dort seit dem Jahr 70 nach Christus«, sagte Sam. »Erbaut wurde er von Kaiser Augustus.« Er rief den Standort mit Google Earth auf. Remi beugte sich über seine Schulter. Sie konnten jedoch nichts als zerklüftete Felsen sehen.
»Ich kann kaum was erkennen«, sagte Remi.
»Aber es ist dort«, sagte Sam. »Vielleicht ist nur noch ein Haufen Steine übrig, aber es muss wirklich da sein.«
»Wenn wir vom Tempel aus nach Osten blicken …« Mit dem Zeigefinger zeichnete sie eine Linie über den See zu den Klippen am südlichen Ufer. »Ich sehe dort nichts, das einer Schüssel gleicht.«
»Die Auflösung ist zu gering. Wahrscheinlich müssen wir direkt davor stehen, um es zu erkennen.«
»Das sind großartige Neuigkeiten«, sagte Selma, als Sam und Remi zehn Minuten später anriefen. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und trank einen Schluck Tee. Ohne ihre nachmittägliche Tasse Celestial Seasonings Red Zinger konnten ihr die Tage zum Abend hin manchmal qualvoll lang werden. »Lassen Sie mich ein wenig recherchieren, dann melde ich mich wieder mit einem Reiseplan. Ich versuche, morgen die erste Maschine für Sie zu buchen.«
»Je eher, desto besser«, sagte Remi. »Wir sind nämlich auf der Zielgeraden.«
»Wenn wir Bucklins Version über die Unsterblichen und die Spartaner akzeptieren, dann gehen wir auch davon aus, dass die Spartaner die Karyatiden quer durch Italien zum Großen St. Bernhard geschafft haben, und dann … was dann?«
»Dann stolperte Napoleon zweieinhalbtausend Jahre später aus irgendeinem Grund über sie. Wie und wo, das werden wir erst wissen, wenn wir selbst vor dem Tempel stehen und von dort aus unsere Suche starten.«
»Wie aufregend. Ich wünschte mir fast, ich könnte dabei sein.«
»Sie würden Ihren gemütlichen Arbeitsplatz deshalb verlassen wollen?«, fragte Remi. »Wir sind schockiert.«
»Sie haben recht. Ich sehe mir die Bilder an, wenn Sie nach Hause kommen.«
Sie schwatzten noch ein paar Minuten lang, dann beendeten sie das Gespräch. Selma hörte das Scharren eines Schuhs, wandte sich um und sah einen der Leibwächter, die Rube Haywood geschickt hatte, zur Tür gehen.
»Ben, nicht wahr?«, rief Selma.
Er wandte sich um. »Richtig. Ben.«
»Kann ich etwas für Sie tun?«
»Äh … nein. Ich dachte nur gerade, ich hätte etwas gehört, daher kam ich runter, um nachzuschauen. Wahrscheinlich war es nur Ihre Stimme, während Sie telefonierten.«
»Fühlen Sie sich okay?«, fragte Selma. »Sie sehen irgendwie schlecht aus.«
»Nur eine kleine Erkältung. Ich glaube, ich hab sie mir bei einem meiner Mädchen eingefangen.«
56
Großer St. Bernhard, Schweizerisch-italienische Grenze
Sam und Remi stellten fest, dass es zwei Routen gab, um den Großen St. Bernhard zu erreichen, eine von Aosta auf der italienischen Seite und die andere von Martigny auf der
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