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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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Vorschlag – sondern darüber, welche Interessen Bondaruk verfolgt. Er sagte, es sei ein Vermächtnis. Wir wissen mittlerweile, dass es ihm damit im wahrsten Sinne des Wortes todernst ist, also liegt die Antwort wahrscheinlich irgendwo in seiner Familiengeschichte.«
    »Ein interessanter Aspekt«, sagte Remi und sorgte für einen größeren Abstand zu einer Boje, die auf der Backbordseite des Mistral auftauchte. »Wir setzen Selma darauf an, okay? Du willst dir das Ganze doch nicht etwa noch einmal überlegen?«
    »Nur was dich und deine Mitwirkung betrifft.«
    Remi lächelte in der Dunkelheit, die von den Kontrolllichtern des Armaturenbretts nur schwach erhellt wurde. »Wir haben schon Schlimmeres überstanden.«
    »Was denn, wenn ich fragen darf?«
    »Na ja, also da war zum Beispiel diese Geschichte im Senegal, als du unbedingt diesen Schamanen beleidigen musstest …«
    »Vergiss, dass ich gefragt habe.«

    Eine halbe Stunde später erschien die Ile d’If als ein weißer Felskoloss vor ihnen. Er ragte in einer Entfernung von einem knappen Kilometer aus dem dunklen Ozean. Das Chateau hatte um halb sechs die Tore geschlossen, und abgesehen von einem einzigen Leuchtfeuer, das als blinkender roter Lichtpunkt vor dem Nachthimmel zu sehen war, herrschte auf der Insel vollständige Dunkelheit.
    »Sieht bei Nacht nicht besonders einladend aus, nicht wahr?«, sagte Remi.
    »Wo du recht hast, hast du recht.«
    In Vorbereitung ihrer nächtlichen Ausflugsfahrt hatten sie sich mit Google Earth die Insel genau angeschaut und nach versteckten Anlegestellen gesucht, an denen sie nicht nur für Cholkow, falls er und seine Männer ihnen folgen sollten, sondern auch für die Marseiller Hafenpolizei unsichtbar blieben. Eine solche viel versprechende Stelle hatten sie auf der seewärtigen Seite der Insel gefunden.
    Remi lenkte das Mistral jetzt nach Backbord. Eine halbe Stunde lang umrundeten sie die Insel auf der Suche nach anderen Booten oder irgendwelchen Lebenszeichen. Als sie nichts dergleichen entdecken konnten, wendeten sie und bewegten sich parallel zum nördlichen Ufer. Vor ihnen kam der westlichste Turm des Chateaus – er war zugleich der größte der drei Türme – über den Befestigungen in Sicht. Remi lenkte das Boot in die darunterliegende Bucht, nahm das Gas zurück und ließ das Mistral bis zum Fuß der Felswand gleiten. Abgesehen vom Regen, der die Wasseroberfläche kräuselte, war das Meer an dieser Stelle völlig ruhig. Sam ging vor Anker und benutzte den Bootshaken, um das Mistral näher an die Felswand heranzuziehen. Remi sprang an Land, dann folgte er mit der Heckleine in der Hand. Er wickelte die Leine um einen basketballgroßen Stein und klemmte sie darunter fest.
    Hand in Hand gingen sie an der Mauer des Chateaus entlang, sprangen dabei von einem regennassen Felsklotz zum nächsten, bis sie zu einem besonders hohen Exemplar gelangten, das sie schon auf den Satellitenfotos gefunden hatten. Sam kletterte hinauf und gelangte direkt unter eine Schießscharte, die seinerzeit von Bogenschützen benutzt worden war. Er ging leicht in die Knie, sprang dann hoch und bekam die Innenkante der Mauer zu fassen. Nun zog er sich hoch, rollte sich über die Mauerkrone und half Remi ebenfalls hoch und auf der anderen Seite hinunter. Dann sprang er von der Brustwehr und landete neben ihr.
    »Danken wir Gott, dass die Architekten einen schlechten Tag hatten«, sagte er.
    Wären die Befestigungen des Forts nicht zum Land hin ausgerichtet gewesen, hätten sie eine ausziehbare Leiter gebraucht, um das zu schaffen, was sie soeben vollbracht hatten.
    »Ich sehe niemanden«, sagte Remi. »Du vielleicht?«
    Sam schüttelte den Kopf. Bei ihren Recherchen hatten sie nirgendwo einen Hinweis darauf gefunden, dass es auf der Insel so etwas wie Nachtwächter gab. Doch um ganz sicherzugehen, wollten sie sich auf ihrer Erkundungstour so verhalten, als gäbe es einen Wachdienst.
    Mit Remi als Vorhut schlichen sie an der gekrümmten Wand des Turms entlang bis zu der Stelle, wo sie mit der geraden westlichen Mauer verschmolz – und folgten dieser bis zu ihrem Ende. Der Stein, der im Laufe des Tages von der Sonne aufgeheizt worden war und jetzt vom Regen benetzt wurde, roch wie Tafelkreide. Remi wagte einen Blick um die Ecke.
    »Alles klar«, flüsterte sie.
    In Sams Tasche vibrierte das Iridium-Mobiltelefon. Er holte es heraus und meldete sich flüsternd. Es war Rube. »Schlechte Nachrichten, Sam. Die DCOJ kann Cholkow und seine Leute nicht

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