Das Gold von Sparta
einmal durch den Kopf gehen lassen«, sagte Cholkow. »Sehen Sie sich um.«
Sam und Remi folgten der Aufforderung. Auf der anderen Seite des Innenhofs entdeckten sie drei von Cholkows Männern – allesamt vertraute Gesichter, die sie aus der Höhle auf Rum Cay kannten.
»Sieh mal an, die ganze Bande ist hier«, sagte Sam.
»Nein, das ist sie nicht. Ich habe noch mehr Männer. Wo Sie auch gehen und stehen, wir sind mit dabei. So oder so werden wir bekommen, was wir haben wollen. Sie können sich lediglich aussuchen, ob Sie dabei am Leben bleiben wollen oder nicht.«
»Wir werden das schon schaffen«, sagte Remi.
Cholkow zuckte die Achseln. »Es ist Ihre Entscheidung. Ich denke aber, dass Sie nicht so dumm waren, das Codebuch hierher mitzunehmen, oder?«
»Nein«, erwiderte Sam. »Und wir sind auch nicht so dumm, es im Hotel zurückgelassen zu haben. Aber Sie können sich gerne dort umschauen.«
»Das haben wir längst getan. Ich vermute, es befindet sich bereits in Mrs. Wondrashs Händen.«
»Entweder dort oder es liegt in einem Bankschließfach«, sagte Remi.
»Nein, das glaube ich nicht. Ich glaube eher, dass Sie es im Augenblick von Ihren Leuten entschlüsseln lassen. Vielleicht besuchen wir sie mal. Wie ich hörte, soll San Diego zu dieser Jahreszeit eine Reise wert sein.«
»Viel Glück dabei«, sagte Sam lässig und hatte Mühe, eine ausdruckslose Miene beizubehalten.
»Ach, Sie spielen auf die Alarmanlage an?« Cholkow winkte lässig ab. »Die wird uns keinerlei Schwierigkeiten bereiten.«
»Offensichtlich kennen Sie meinen Lebenslauf noch nicht«, sagte Sam.
Cholkow zögerte. »Ach ja, Sie sind Ingenieur. Wahrscheinlich haben Sie ein wenig an der Anlage herumgebastelt, nicht wahr?«
Remi fügte hinzu: »Und selbst wenn Sie die Alarmanlage überwinden sollten, so wissen Sie doch noch nicht, was Sie drinnen erwartet. Wie Sie selbst festgestellt haben: Wir sind nicht dumm.«
Cholkows Stirn legte sich in Falten, ein Ausdruck seiner Unsicherheit, aber das war schon nach einer Sekunde wieder vorbei. »Wir werden sehen, Mr. und Mrs. Fargo. Ab jetzt wird ohne Bandagen gekämpft.«
»Sie kennen unsere Antwort«, erwiderte Sam.
30
Chateau d’If
Kurz nachdem sie das Hotel verlassen hatten, setzte ein leichter Nieselregen ein, der sich mittlerweile, je näher Mitternacht rückte, in einen stetigen Regen verwandelt hatte, der durch die Bäume pladderte und die Abflussrinnen schäumend füllte. Die Straßen glänzten im gedämpften gelblichen Licht der Straßenlaternen. Hier und da eilten nächtliche Passanten, Regenschirme oder zusammengefaltete Zeitungen über die Köpfe haltend, die Gehsteige entlang oder warteten zusammengedrängt unter den Schutzdächern von Autobushaltestellen.
Sam und Remi standen ihrem Hotel gegenüber im tiefen Schatten einer engen Gasse und beobachteten den Eingang.
Einen Block entfernt parkte am Bordstein ein grauer Citroën Xsara, in dessen dunklem Innenraum zwei Gestalten zu erkennen waren. Vorher, vom Fenster ihres Hotelzimmers aus, hatte Remi ganz kurz einen ungehinderten Blick auf das Gesicht des Fahrers erhaschen können: Er war mit Cholkow zusammen in dem Café in Malmousque gewesen. Ob noch mehr Beobachter in der Nähe waren, konnten sie zwar nicht zweifelsfrei feststellen, aber sie gingen lieber davon aus.
Nachdem sie sich am Nachmittag im Café von Cholkow verabschiedet hatten, waren sie noch für ein paar Stunden in Malmousque umhergeschlendert, hatten dabei einige Kleinigkeiten eingekauft und die Sehenswürdigkeiten besichtigt. Von Cholkow oder seinen Männern hatten sie nichts bemerkt, bis sie wieder zum Hotel zurückkehrten und sich zwei Motorradfahrer an ihr Taxi hängten.
Trotz ihrer gelassenen Reaktion auf Cholkows Drohungen hatten Sam und Remi diese ernst genommen. Aus Furcht, dass ihr Hotelzimmer abgehört wurde, suchten sie sich eine stille Ecke in der zu diesem Zeitpunkt ziemlich verlassenen Hotelbar und riefen Rube Haywood über das Iridium-Mobiltelefon an. Sie erreichten ihn diesmal zu Hause und nicht wie sonst in der CIA-Zentrale in Langley.
Sam aktivierte die Freisprechfunktion und erklärte in knappen Worten ihre Lage und ihre Befürchtungen.
Rube sagte: »Ich kenne einen Typen in Long Beach – er hat mal für den Diplomatic Security Service gearbeitet. Jetzt betreibt er sein eigenes Unternehmen. Soll ich ihn bitten, ein paar von seinen Leuten zu dem Haus zu schicken?«
»Wir wären dir auf ewig dankbar.«
»Dann gebt mir zehn Minuten.«
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