Das Gold von Sparta
eines Verlieses, eben das Oubliette, gemeint. Der Ort des Vergessens. Wenn wir nicht völlig schiefliegen, wartet irgendwo im Keller des Chateaus ein Käfer darauf, gefunden zu werden. Aber weshalb ein solches Rätsel?«, fragte Remi. »Warum nicht eine klare Anweisung: Geh dorthin und finde dies?«
»An diesem Punkt wird es erst richtig interessant«, erwiderte Selma. »Aus dem, was ich bisher übersetzt habe, geht hervor, dass Laurents Buch teils Tagebuch, teils auch Dechiffrierungsschlüssel ist. Er weist ziemlich deutlich darauf hin, dass die Flaschen nicht der eigentliche Schatz sind. Er bezeichnete sie als Wegweiser auf einer Karte. «
»Aber Wegweiser wohin?«, fragte Remi. »Und wer soll diesen Wegweisern folgen?«
»Dazu äußert er sich nicht. Sicherlich werden wir mehr wissen, wenn ich alles übersetzt habe.«
»Nun«, sagte Sam, »zumindest scheint klar zu sein, dass Laurent auf Befehl Napoleons gehandelt hat und dass – wenn sie sich schon so viel Mühe gegeben haben, um die Flaschen zu verstecken – an irgendeinem Ort auf der Karte etwas ganz Besonderes verborgen sein wird.«
»Was vielleicht auch erklärt, weshalb Bondaruk nicht vor einem Mord zurückschreckt«, bemerkte Remi.
Sie unterhielten sich noch einige Minuten lang, dann beendeten sie das Gespräch.
»Oh-oh«, sagte Remi aus dem Mundwinkel und ließ ihre Augen hin und her wandern. »Sieh mal, wer da ist.«
Sam wandte sich um. Cholkow kam über den Innenhof auf sie zu, die Hände in den Taschen seiner Jacke. Sam und Remi spannten sich an und hielten sich bereit, sofort zu reagieren.
»Immer mit der Ruhe! Oder meinen Sie etwa, ich sei dumm genug, Sie am helllichten Tag zu erschießen?«, fragte Cholkow und blieb vor ihnen stehen. Er nahm die Hände aus den Taschen und hielt sie hoch. »Ich bin unbewaffnet.«
»Wie ich sehe, haben Sie Ihren Unfall heil überstanden«, stellte Remi fest.
Cholkow zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
Sam bemerkte trocken: »Bitte, leisten Sie uns doch Gesellschaft. Dürfen wir Ihnen etwas anbieten?«
Cholkow ging auf die ironische Einladung gar nicht erst ein, sondern sagte: »Sie hätten uns mit Leichtigkeit über die Kante in den Abgrund schieben können. Warum haben Sie es nicht getan?«
»Wir haben ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, das können Sie uns glauben. Wäre Ihr schießfreudiger Freund nicht gewesen, wer weiß …«
»Dafür entschuldige ich mich. Er hat ein wenig überreagiert.«
»Ich nehme nicht an, dass Sie uns verraten wollen, wie Sie uns aufgespürt haben«, sagte Remi.
Cholkow lächelte, aber dieses Lächeln reichte nicht bis zu seinen Augen. »Und ich nehme nicht an, dass Sie bereit sind, mir zu verraten, weshalb Sie hier hergekommen sind«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
»Da liegen Sie genau richtig«, erwiderte Remi.
»Egal was Sie uns anbieten, wir lehnen auf jeden Fall ab«, sagte Sam. »Sie haben gekidnappt, gefoltert und waren kurz davor, einen unserer Freunde zu töten. Und Sie haben zweimal versucht, uns aus dem Weg zu räumen. Erzählen Sie uns doch, warum Sie hier sind.«
»Mein Auftraggeber schlägt einen Waffenstillstand vor. Mehr noch – eine Partnerschaft.«
Remi lachte leise. »Lassen Sie mich mal raten: Wir helfen Ihnen zu finden, was immer Sie suchen, und Sie töten uns dafür eher später als früher.«
»Ganz und gar nicht. Wir verbünden uns und teilen uns den Gewinn, achtzig zu zwanzig.«
»Wir wissen noch nicht einmal, was wir überhaupt suchen«, gestand Sam.
»Es handelt sich um eine Sache von sehr großem Wert – sowohl historisch als auch rein … monetär.«
»Und an was ist Bondaruk dabei am meisten interessiert?«, wollte Remi wissen.
»Das ist seine Angelegenheit.«
Sam und Remi machten sich keine Illusionen. Was sie über Bondaruks und Cholkows Pläne gesagt hatten, traf genau ins Schwarze. Egal welche Motive Bondaruk antrieben und was es war, hinter dem er herjagte, niemals würden sie zulassen, dass es dem Ukrainer in die Hände fiel.
Cholkow fügte hinzu: »Sagen wir einfach, dass die gesuchten Gegenstände mit einem Vermächtnis und der Geschichte seiner Familie zusammenhängen. Er versucht lediglich, etwas zu beenden, das vor langer Zeit begonnen wurde. Wenn Sie ihm dabei helfen, das zu erreichen, würde er sich als angemessen dankbar erweisen.«
»Nichts zu machen«, sagte Sam.
Und Remi fügte hinzu: »Und außerdem können Sie ihm noch etwas von uns bestellen: Er ist verrückt.«
»Sie sollten es sich noch
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