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Das Gold von Sparta

Das Gold von Sparta

Titel: Das Gold von Sparta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Buehrig
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finden. Sie wissen wohl, dass er mit seinem eigenen Pass eingereist ist, aber kein Hotel und keine Autovermietung kann mit irgendwelchen Daten über ihn aufwarten.«
    »Dann dürfte er einen falschen Pass benutzt haben«, vermutete Sam.
    »Wahrscheinlich. Das Fazit ist allerdings, dass er immer noch irgendwo da draußen lauert. Also seid bloß vorsichtig.«
    »Danke, Rube. Wir melden uns.«
    Sam unterbrach die Verbindung und gab das Gehörte an Remi weiter. »Für uns hat sich also nichts geändert. Sollen wir?«
    »Aber immer.«
    Sie setzten ihren Weg entlang der südlichen Mauer fort, umrundeten den nächsten Turm und erreichten den Eingang des Chateaus, einen Torbogen, durch den man in den Innenhof gelangte.
    »Stehen bleiben«, flüsterte Sam. »Geh ganz langsam auf Tauchstation.« Zusammen sanken sie auf die Knie.
    »Was ist?«, flüsterte Remi.
    »Direkt vor uns.«
    Etwa einhundert Meter weit entfernt auf der anderen Seite des Platzes standen zwei mit roten Dachziegeln gedeckte Außengebäude. Das linke, dessen Grundriss an ein abgeschrägtes J erinnerte, stand dicht an der Mauer, die sich am Nordufer der Insel entlang erstreckte. Unter dem Dachvorsprung konnten sie vier Fenster als schwarze Rechtecke in der Dunkelheit erkennen. Sie warteten und verhielten sich mindestens zwei Minuten lang völlig still. Nach einer dritten Minute flüsterte Remi: »Hast du irgendetwas gesehen?«
    »Mir kam es so vor, ja. Hab mich aber wohl geirrt. Komm weiter.«
    »Stopp«, stieß sie plötzlich hervor. »Du hast dich nicht geirrt. Dort, an der hinteren Ecke.«
    Sam blickte in die Richtung, in die Remi deutete. Seine Augen brauchten einen Moment, um es wahrzunehmen, aber ein Irrtum war unmöglich. In der Dunkelheit kaum auszumachen, erkannte er das weiße Oval eines männlichen Gesichts.

31
    Sie beobachteten das Gesicht eine ganze Minute lang; der Mann glich beinahe einer Statue und bewegte den Kopf nur gelegentlich, um hinter sich oder zur Seite zu blicken. Ansonsten blieb er aber völlig still.
    »Ein Wächter?«, überlegte Remi.
    »Vielleicht. Aber würde ein Wächter, der vor dem Regen Schutz sucht, anstatt seinen Dienst zu tun, derart still auf einem Fleck stehen? Er würde doch eher auf und ab gehen oder eine Zigarette rauchen oder sonst was machen.« Indem er sich in einem extremen Zeitlupentempo bewegte, griff Sam in die Innentasche seiner Regenjacke und holte ein Nikon Monokular heraus. Er richtete es auf das Außengebäude und nahm das Gesicht des Mannes ins Visier. »Der gleicht keinem der Männer Cholkows, die wir schon gesehen haben.«
    »Aber falls sie es sind, wie könnten sie überhaupt hierhergekommen sein? Wir haben doch gar keine fremden Boote gesehen.«
    »Das sind ausgebildete Kommandosoldaten, Remi. Sich unbemerkt anzuschleichen gehört zu ihrem Alltagsgeschäft.«
    Sam suchte das Gelände ab, ließ sich aber damit Zeit und blickte in jeden Schatten und in jeden Hauseingang, konnte jedoch keine zweite Person entdecken. »Ein wirklich geniales Weihnachtsgeschenk«, meinte Sam und hielt das Nachtsichtgerät hoch.
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Ich sehe hier niemanden mehr. Aber warte …«
    Der Mann unter dem Dachvorsprung rührte sich jetzt, drehte sich wieder um und blickte über die Schulter. Auf seinem Jackenärmel befand sich ein Aufnäher, und an seinem Gürtel hingen eine Taschenlampe und ein Schlüsselbund.
    »Zu meiner großen Freude kann ich feststellen, dass ich mich geirrt habe«, murmelte Sam. »Es ist doch ein Nachtwächter. Trotzdem wäre es wahrscheinlich das Beste, wenn wir nicht dabei erwischt werden, wie wir mitten in der Nacht in einem französischen Nationaldenkmal herumschleichen.«
    »Das ist richtig.«
    »Wenn ich sage los, dann geh langsam in den Tunnel und halte nach der Hälfte der Strecke an. Geh aber nicht in den Festungshof. Und sei darauf gefasst, jeden Augenblick stocksteif stehen zu bleiben.«
    »Okay.«
    Sam beobachtete den Wachmann durch das Monokular, bis er wieder wegsah. »Los.«
    Geduckt eilte Remi in den Mauerwinkel, dann an der Mauer entlang und in den Torbogen. Sam beobachtete weiter. Es dauerte zwei Minuten, aber schließlich wandte sich der Mann wieder in eine andere Richtung, und Sam konnte Remi folgen.
    »Ich habe richtiges Herzklopfen«, gestand sie.
    »Es geht doch nichts über einen anständigen Adrenalinschub.«
    Sie nahmen sich einen Augenblick Zeit, um zu Atem zu kommen, dann krochen sie durch den Tunnel in Richtung Innenhof und hielten vor einer fünf

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