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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Flammenschrift die Zahlen »5 874 000« und das
Dollarzeichen.
    Stutterbold schüttelt sich wie
ein nasser Hund. Die Erscheinung verschwindet, die Gefahr aber bleibt. Dieser
Mensch mit der Uniform eines Hotelportiers ist eine Gefahr. Man muß sie
ausschalten. Man muß ihn ausschalten. Er denkt an Dolch und Colt, an
Et-was-in-den-Kaffee-rühren, und an Mann-über-Bord denkt er auch. —

Seekrankheit ist was Schönes,
wenn zwei
Männer eifersüchtig sind,
und Kusine
Erika träumt von Himbeerbonbons.
     
     
     
    »Meer stark westwellig, Kurs
032°. Geschwindigkeit 17 Knoten. Barometer 29,58. Wind WNW 8«, steht auf dem
Zettel am Schwarzen Brett des Oberzahlmeisters. Es ist ein sinnloser Zettel.
Kein Passagier hat ihn gelesen, weil niemand Lust hatte, bei Windstärke 9
irgendwelche Zettel zu lesen. Die Decks sind leergefegt, Speisesäle verwaist,
die Swimmingpools verlassen.
    Die »Aphrodite« stampft, rollt,
fightet mit der Masse ihrer 15 000 Tonnen gegen die heranrollenden Wellenberge.
Wenn ihre stählerne Nase in die Wogen taucht, geht ein Zittern durch ihren
Leib. Sie schüttelt sich. Die Gischt fliegt in weißen Flocken über das
Vorschiff, sprüht als feiner Nebel nach Achtern, wo sie einige Unentwegte
durchnäßt, die sich mit ihren Liegestühlen unterhalb der Brücke eingenistet
haben.
    Sie liegen dort, verpackt in
Wolldecken, wie Schwerkranke und starren anklagend nach oben. Oben ist ein
Himmel, der laut Prospekt »in südlicher Lust ewig lacht«, ihr Himmel aber ist
schmutzig-grau und lacht kein bißchen.
    Es ist überhaupt niemandem an
Bord zum Lachen. Sieht man vom Schiffsarzt ab, der durch das Bullauge seiner
Kabine auf das wilde Meer schaut und zur Diätassistentin sagt: »Wenn wir
Windstärke 9 kriegen die Nacht, und ich hoffe, wir kriegen 9, können wir mit
wesentlichen Fortschritten rechnen.« Er reibt sich fröhlich pfeifend die Hände
und bestellt per Telefon ein Steak in der Bordküche (»Schön blutig mit viel
viel Zwiebeln!«).
    Beatrix Sommer ist kurz davor,
gute Fortschritte zu machen. Sie hockt in der Bibliothek, hat die Hände gegen
den Bauch gepreßt und liest im »Kleinen Kreuzfahrt-Abc«.
    Unter dem Stichwort
»Seekrankheit« steht dort: »Die Seekrankheit ist gar keine Krankheit, sondern
lediglich eine durch die Schwankungen des Schiffes ausgelöste Störung des
Allgemeinbefindens. Drehschwindel, Schweißausbrüche, Übelkeit, Erbrechen sind
ihre Symptome. Das beste Mittel dagegen ist ein altes Hamburger Sprichwort:
›Gar nich um kümmern‹.«
    »Kümmer mich auch gar nicht
um«, sagt Trixi laut. Sie ist ganz allein mit den vielen Büchern, die den Passagieren
bei Regenwetter die Zeit vertreiben sollen, »kümmer mich ü— ber— haupt...«
    Das Überhaupt bekommt sie noch
heraus, dann feuert sie das Kreuzfahrer-Abc in die Ecke, flitzt mit
Affengeschwindigkeit auf das Deck und hängt im nächsten Moment über der Reling.
    Alles dreht sich, die Wellen da
unten, die Schiffswand, die Reling, und der Magen dreht sich. Das wird der
Drehschwindel sein, denkt Trixi, mir wird so heiß, heißer, immer heißer, aha,
die Schweißausbrüche, es ist alles wie in diesem »A-B-C«, prima Buch, hat immer
recht, Himmel, ist mir jetzt schlecht, noch nie in meinem Leben war mir so
schlecht, mir ist hundeelend, koddrig, mies ist mir, speiübel. Und das tut sie
dann auch gleich: Die Fische, die Fischlein, die sollen schließlich auch was...
    Sie spürt, wie jemand einen Arm
um sie legt und zu ihr sagt: »Kommen Sie, ich bringe Sie in Ihre Kabine.«
    »Ja«, sagt Trixi dankbar wie
ein Baby, dem man die Flasche reicht, »ja, das ist gut, Kabine bringen, ins
Bettchen legen.«
    Dann kommt wieder der
Drehschwindel. Als sie die Augen aufschlägt, liegt sie in einem Deckstuhl, und
ein Mann beugt sich über sie. »Sie haben Ähnlichkeit mit ‘nem Bekannten von
mir«, sagt sie schwach, »lebt in New York, dolle Ähnlichkeit, was Sie mit dem haben,
Stutterbold heißt er, aber vielleicht habe ich nur eine…, eine...«
    Hal-lu-zi-na-tion ist ein
schweres Wort, wenn man eine Krankheit hat, die keine ist, sondern nur eine
durch Schwankungen ausgelöste Störung des Allgemeinbefindens. Außerdem stand
nichts davon drin in dem Büchlein. Daß man auch so was kriegt.
    »Ganz, ganz brav sind wir
jetzt«, sagt Stutterbold und macht auf Arzt. Jedenfalls sagen die Ärzte im
Fernsehen so was immer. Blaß schaut es aus, das Fräulein, zart, zerbrechlich.
Nun, 3 Kilo minus sind 3 Kilo minus.
    »Wir werden schon wieder auf
die

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