Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Blumen.
Trixi nimmt sie ihm wieder aus
der Hand. Schließlich sind das jetzt ihre Blumen. »Bitte«, sagt sie, »bitte,
bitte nicht böse sein, lieber Stutterbold. Ich..., ich freue mich, daß Sie mich
so gern haben. Ich habe Sie auch gern. Nur..., also seit einer Woche, da gibt
es jemanden, den habe ich noch gerner, noch lieber, meine ich, und ich würde
mich freuen...«
James P. erfährt nicht mehr,
worüber sich Trixi freuen würde. Er hat die Kabine verlassen. Zurück bleibt ein
Geruch nach Russisch-Leder und eine verwirrte Trixi.
Als René Cantal vor dem
»Conchita« aus dem Taxi klettert, geht gerade die Sonne unter. Wie sich das für
Las Palmas gehört, tut sie es blutrot und hinter Palmen. Er wirft einen Blick
auf seine Armbanduhr. Es ist halb acht, und das ist genau eine halbe Stunde vor
der Zeit. Früher ist er zu jedem Rendez-vous zu spät gekommen. Aber Trixi ist
aus Deutschland, und da sind die Leute scheußlich pünktlich. Abgesehen davon,
daß mit Trixi ohnehin alles ganz anders ist.
Die Tische im Garten des
»Conchita« sind noch leer. Die ersten Gäste pflegen erst gegen neun
einzutrudeln. Er geht unter den baumartigen Bananenstauden entlang auf den
Eingang zu. Die Kakteen blühen. Es wimmelt von knallroten Weihnachtssternen.
Irgendwelche violetten Blüten, deren Namen er nicht kennt, verströmen einen
betäubenden Duft. Er schiebt den Bastvorhang zur Seite und betritt die Bar.
»Cómo lo pasa, amigo?«
Der Barkeeper fährt herum und
erkennt den frühen Gast. »Señor capitán, oh dio mió, que bonita, que preciosa!
Wie schön, daß Sie wieder da sind. Sie haben uns lange warten lassen, capitán,
zu lange für einen Christenmenschen, zu lange!«
Er kann sich nicht fassen vor
Freude. Er versucht, René die Hand aus dem Gelenk zu reißen. Als es ihm nicht
gelingt, schnappt er sich den Shaker, tut Eis hinein, tut weißen Rum hinein,
tut Zuckersirup hinein, schließt den Shaker, wirbelt ihn hoch mit der
Perfektion eines Jongleurs, reibt Muskatnuß über ein Glas, gießt ein, füllt auf
mit kaltem schwarzem Tee.
»Ihren Sangaree, Señor capitán.
Und bienvenida, Señor capitán.«
»Muchas gracias, amigo.« Der
Sangaree ist kalt und heiß zugleich und verschafft einem bereits nach dem
ersten Glas das Gefühl, daß es nichts Wichtigeres auf der Welt gibt, als einen
zweiten Sangaree.
»Seit wann sind Sie Kapitän,
Mr. Cantal?« fragt jemand.
Der Erste blickt auf von seinem
Glas und James P. Stutterbold direkt ins Auge: diesem Burschen, der angeblich
soviel Kies hat; der es wagte, mit Trixi zu tanzen; der Trixi als Pin-up-Girl
benutzt und überhaupt sehr zuwider ist. Und die komischen Gewichtskurven unter
den Fotos, geradezu pervers. Was will dieser Mensch überhaupt auf der
»Aphrodite«? Schlank wie ein Mast und keine Diät, höchst merkwürdig. Man sollte
ihn..., nein, das solltest du nicht, René, auch wenn du stärker bist, arbeitest
natürlich mit Köpfchen, mit Köpfchen und mit Schnaps. So ‘n Typ, der verträgt
doch nix. Wenn der vier, fünf Sangaree intus hat, wird er plaudern, und wenn er
geplaudert hat, wird er Umfallen. Jedenfalls dürfte die »Aphrodite« morgen früh
nur mit 359 Passagieren auslaufen und nicht mit 360.
»Zwei Sangaree«, sagt der Erste
und zeigt mit Daumen und Zeigefinger, wie hoch sie sein sollen. »Einen für mich
und einen für meinen Freund da drüben.«
»Pflege mir meine Getränke
selbst zu bestellen, Mr. Cantal, und Ihr Freund bin ich auch nicht, Mr.
Cantal.«
Eiskalt tropfen die Worte aus
James P. Stutterbolds verkniffenem Mund. Kreuzunsympathisch, dieser Beau, und
ein Hochstapler dazu, läßt sich mit »Kapitän« anreden. Wagte es, Trixi den Kopf
zu verdrehen, ihr einen Floh ins Ohr zu setzen, der Erbschleicher. Ich werde
ihn..., nein, das wirst du nicht, Jimmy, obwohl du erst kürzlich einen Judokurs
absolviert hast. Du wirst ihn unter Alkohol setzen, regelrecht besoffen gemacht
wird der, verträgt doch nichts, so’n Typ, taumeln soll er, seinen Namen lallen.
Und wenn morgen früh die »Aphrodite« ausläuft, dann würden alle Mann an Bord
sein, nur einer wird nicht an Bord sein, und das wird der 1. Offizier sein.
»Prost, Käp’tn, und ex,
Käp’tn«, sagt er und nimmt nun doch den Sangaree.
»Und auf die christliche
Seefahrt«, sagt Cantal und will zwei neue marschieren lassen.
»Mein Törn«, protestiert
Stutterbold, »außerdem ist mir das Zeug zu labberig. Kennst du Cachaça Tornado,
Amigo?«
Der Keeper kennt ihn und wird
sofort
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