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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Insel, und wenn die Insel noch so glücklich ist. Sie hat ihre
sturmfreie (Kabinen-)Bude benutzt, um sich gründlich zu renovieren. Haare
waschen, Nägel lackieren, Brauen zupfen, trockenbürsten. Jetzt steht sie vor
dem Kleiderschrank, schiebt die Bügel von links nach rechts und von rechts nach
links und sagt sich das, was sich alle Frauen sagen: »Ich habe nichts zum
Anziehen.«
    Sie probiert das kleine
Schwarze an und erschrickt tödlich: Sie hat nicht nur nichts zum Anziehen— es
paßt auch nichts mehr!
    Das Kofferkleid aus der
Boutique flattert lose um die Hüften rum. Das Chanelkostüm ist oben zu weit und
unten zu weit. In den Hosenanzug paßt glatt noch jemand ‘rein. Selbst der BH
schlappert. Und wenn sie nicht alles täuscht, sind sogar die Schuhe zu groß.
    »Ich sollte mich freuen«, sagt
Trixi und muß sich rasch eine Zigarette anzünden. Sie setzt sich auf Kerstins
Bett und nimmt einen tiefen Zug. »Du solltest dich freuen, daß du so schlank
bist. Miß Aphrodite, so was wird man nicht umsonst. Da stecken 6000 Gramm
dahinter. Genau gesagt 12 Pfund. Die habe ich dem Körper abgetrotzt,
abgerungen. Das heißt, seit heute früh sind es nur noch 11 Pfund und etwas.
Diese Stulle...« Sie muß kichern, wenn sie an die geklaute Schinkenstulle
denkt. Genau 463 Gramm hatte die ihr eingebracht. Und 46,30 DM Buße! Und ein
bekümmertes Kopfschütteln des Doktors, der immer wieder am Waagebalken
herumgeklappert hatte.
    »Ich freue mich, gut, schön.«
Sie denkt so scharf nach, daß ihr die Zigarettenkippe den Zeigefinger versengt.
»Aber deswegen habe ich noch lange nichts zum Anziehen. Und diese Bar, wohin er
mich heute abend ausführen will, das ist bestimmt ein piekfeiner Laden, und man
braucht einen schicken Fummel, will man sich nicht blamieren.«
    Der Gedanke ist wieder so
aufregend, daß sie sich sofort eine neue Zigarette anzünden muß, aber da
klopft’s. »Moment«, schreit sie, reißt den Morgenmantel (der natürlich auch
viel zu weit ist) vom Haken, schlüpft hinein, öffnet die Tür einen Spalt breit.
    Im Spalt erscheint Stutterbold.
Und ein riesiger Strauß Papageienblumen (Strelitzia reginae). James P.
Stutterbold schaut so feierlich drein, daß Trixi ihn sofort ‘reinläßt. »Himmel,
so schöne Blumen, sind die für mich? Was machen Sie denn noch hier?
Warum sind Sie denn nicht auf diesem Vulkan?«
    »Das sind drei Fragen auf
einmal«, scherzt Stutterbold und fühlt sich unbehaglich. Er trägt dunkel,
weinrote Fliege, weinrotes Kavalierstuch und riecht nach Russisch-Leder. »Ich
bin kein Vulkan, Pardon, ich bin nicht mit auf den Vulkan, weil ich... weil ich
nicht...«
    »Bitte, setzen Sie sich doch«,
sagt Trixi und nimmt ziemlich verlegen Höschen und BH von dem einzigen Sessel.
    Stutterbold will sich nicht
setzen. Bei dem, was er zu sagen hat, muß man stehen: »Als ich Ihnen zum
erstenmal im Verena-Hold-Center zu New York gegenübertrat«, sagt er, »schon
damals liebstes Fräulein, schon damals glich mein Herz...«
    Himmel, das hatte sie doch
schon mal gehört, aber wo? Im selben Moment weiß sie es: Ein Rettungsboot, eine
Schinkenstulle, eine Stimme, die verdammte Ähnlichkeit hatte mit der Stimme von
James P. Stutterbold. Sie beißt sich auf die Unterlippe, um nicht zu platzen
vor Lachen.
    Stutterbold bemerkt es und
kommt sofort aus dem Konzept.
    »…Schon damals, liebstes
Fräulein Beatrix, schon damals...«
    »...Glich Ihr Herz einem
aufgewühlten Bienenkorb, ich weiß«, hilft ihm Trixi.
    »Woher wissen Sie?« Er fährt
sich mit dem Zeigefinger hinter den Kragen und kriegt einen regelrechten
Hüstelanfall. »Nun, kurz und gut. Nehmen Sie mich so, wie ich bin, mit allen
meinen...«
    »...Fehlern. Ich habe die
besten Vorsätze, sie abzulegen. Die materielle Basis zur Ehe fehlt mir
keineswegs.«
    »Fehler. Haben Sie auch
Fehler? Aber warum das Materielle, das habe ich doch, ich meine, die Basis...«
    Und welke Blätter, die haben
Sie auch noch, Stutterboldchen, und vor der Einsamkeit ist Ihnen bange. Aber
das sagt Trixi nicht mehr. Sie war schon taktlos genug. Es gehörte sich nicht,
einen Mann zu demütigen.
    »Mr. Stutterbold«, sagt sie
deshalb, »Es tut mir leid, sehr, sehr leid. Aber ich lag damals in dem
Rettungsboot, und da habe ich alles mitangehört, mitanhören müssen, ich konnte
ja nicht weg, wegen der Stulle.«
    »Stulle«, sagt Stutterbold und
wirkt ratlos. Er versteht nichts mehr. Er weiß nur, daß er beleidigt ist. Er
verbeugt sich knapp, greift automatisch nach seinen

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