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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Dein neues Gewicht nur halten kannst,
wenn Du ein tägliches scharfes Training absolvierst.‹ Was sagen Sie dazu?«
    »Nun ja«, sagt der Greifer
zerstreut, »nun ja.«
    Yoghibärle war übrigens ein
phantastischer Kosename.
    »Fee mußte doch wissen, wie
sehr ich an der Bar hänge. Alles selbst gezimmert. Mit meinen eigenen Händen.
Und jetzt kommt sie daher und...« Er schweigt ratlos.
    Der Greifer befreit sich mit
einem energischen Ruck aus Hügelis Händen und büßt seinen Jackettknopf ein.
Fee, das war doch dieses Modell, das in Zürich auf den Heimkehrer lauerte wie
eine Spinne auf den Brummer. »Ich habe Ihnen ja gesagt, Sie sollen kein
Mannequin heiraten. Können einem alles vermiesen.«
    Sie schlendern den Boulevard
hinunter, bleiben von Zeit zu Zeit vor einem Schaufenster stehen und reden
aneinander vorbei.
    »Trockenradeln mit
Tour-de-France-Effekt, was, zum Teufel, ist das nun wieder?« sagt Hügeli.
    »110 Zentimeter. Er schreibt,
sie könnten die Röhre auf keinen Fall größer machen. Aus technischen Gründen.
Das ist natürlich pure Erpressung«, sagt der Greifer.
    »Das Holz hatte ich mir damals
extra aus dem Tessin geholt. Über zweihundert Jahre alt, alles Eiche«, sagt
Hügeli.
    »Man kann doch einen
Schauspieler nicht pfundweise einkaufen. Wenn die Rollen in Zukunft nach dem
Bauchumfang besetzt werden, na dann...« sagt der Greifer.
    An der Place des Nations kehren
sie um, wechseln zur anderen Straßenseite hinüber und gehen den gleichen Weg
zurück.
    »Turne dich schlank, ein
absoluter Nonsens, soviel wissen wir jetzt«, sagt Hügeli.
    »Soll er doch Böckmayer für die
Rolle nehmen, bitte schön, von mir aus, Böck ist dünn, aber dußlig«, sagt der
Greifer.
    Ein kleiner Araberjunge bietet
ihnen pornographische Spielkarten an. Als sie ablehnen, will er sie in ein
Bordell führen. Er stößt dabei mit dem rechten Zeigefinger unablässig in die zu
einem O gewölbten Finger der Linken.
    Der Greifer ist vor dem
Schaufenster eines Installationsgeschäftes gelandet. »Yussuf und Söhne« steht
auf einem goldgerahmten Schild. Er schaut auf geblümte Waschbecken, rosafarbene
Bidets, Toilettenbrillen mit Samtauflage, auf Kniestücke, Rohrverbindungen,
Rohrmuffen, Rohre, Röhren.
    »Röhren«, sagt er versonnen und
öffnet die Ladentür. »Röhren«. Er wendet sich an einen Verkäufer: »Haben Sie
eine Röhre von 110 Zentimeter Durchmesser?«
    Der Verkäufer läßt es sich
wiederholen. Er holt den Chef, Monsieur Yussuf. Monsieur Yussuf verbeugt sich
und lächelt aus vielen Goldzähnen. »Der Herr will bauen, der Herr hat bestimmt
eine Konstruktionszeichnung dabei.«
    »Ich bin..., ich bin nur auf
der Durchreise sozusagen und deshalb...«
    »Auf der Durchreise, natürlich.
Und als Souvenir will der Herr sich ein Kanalisationsrohr mitnehmen. Der Herr
hat Humor.« Alle Goldzähne lachen jetzt.
    »Bitte, es ist alles ein wenig
kompliziert, ich dachte nur..., ich meine...« Der Greifer spürt, wie ihm der
Schweiß aus den Achselhöhlen zu rinnen beginnt.
    »Also, wofür soll es denn sein,
das Röhrchen? Abwasser, Brauchwasser, Drainage? Wofür braucht es der Herr?«
    »Ich brauchte es«, sagt der
Greifer mit feinem Konjunktiv, »ich bräuchte es eigentlich nur...«
    »Na, wofür denn?« fragt
Monsieur Yussuf mit Wärme.
    »Ehrlich gesagt, ich will nur
mal durchkriechen. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen, aber...«
    Das Gesicht von Monsieur Yussuf
hat einen besorgten Ausdruck angenommen. Alle Goldzähne sind erloschen. »Ein
solcher Wunsch allerdings... Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Warum will
der Herr durch ein Rohr kriechen?«
    »Ach, einfach weil ich sehen
will, ob ich durchpasse.« Er spürt, wie auch seine Oberlippe feucht wird vom
Schweiß. »Sonst kriege ich nämlich die Rolle nicht«, sagt er kläglich.
    Monsieur Yussuf blinzelt
unmerklich seinem Verkäufer zu. Der Verkäufer zieht sich langsam zurück in das
hinter einer Glaswand sichtbare Büro. Er nimmt den Telefonhörer.
    Der Greifer sagt hastig: »Ich
schaue später noch mal rein.« Er macht eine linkische Verbeugung. Er stolpert
auf die Straße, lehnt sich schwer atmend gegen eine der Palmen. Die Kehle ist
ihm wie zugeschnürt. Er hat einen pelzigen Geschmack auf der Zunge. Seine Hände
wickeln das Drehbuch zu einer Rolle zusammen, wieder und wieder. Die Hitze,
dieser Wüstenwind, wenn ihn sein Produzent gesehen hätte, mein Gott, sie wollten
die Polizei alarmieren, oder einen Arzt, mein Gott.
    »Ach, da ist er ja,

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