Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld
Und
wenn Sie mich verladen wollen, haue ich Sie windelweich.«
Lankoffs Augen leuchteten
freudig auf.
Phil kratzte sich ratlos am
Hinterkopf: so durfte er dem natürlich nicht kommen, das war verkehrt. Was tun?
Lankoff fing plötzlich von
selbst an zu sprechen. »Ich will’s Ihnen sagen. Weil Sie’s sind und weil ich
Sie mag.« Er strahlte Phil an. »›Zitruspresse‹ ist ein Kennwort. Sie schicken
es mir immer, wenn ich jemanden ausquetschen soll.« Er machte eine Bewegung,
als presse er eine Frucht aus.
»Sehr witzig. Und wer ist das: sie?«
»Genau weiß ich es nicht. Ich
weiß nur, daß sie mich immer gut bezahlt haben. In den letzten sechs Monaten.
So lange sitze ich hier schon ein.«
»Weshalb sitzen Sie eigentlich
ein?«
»Wegen Taschendiebstahls.
Rückfall.« Lankoff schlug die Augen nieder. Dann schlug er sie wieder auf.
»Ihnen habe ich nun alles gesagt, Monsieur. Aber was sage ich denen?« Er machte
eine Kopfbewegung in Richtung Fenster.
»Sagen Sie ihnen...« Er
überlegte einen Augenblick und entschloß sich dann, die Wahrheit zu sagen. Die
Wahrheit, das wußte er, klang noch immer am unwahrscheinlichsten. »Ich suche
meinen Vater und ein paar Millionen dazu.«
Er hatte sich nicht getäuscht.
Lankoff hüstelte und grinste. »Keine gute Geschichte.« Er schwieg eine Weile,
dann fragte er leise: »Sind Sie vielleicht von der Ricco-Gruppe?«
Philipp zuckte vielsagend mit
den Schultern. Er rauchte schweigend vor sich hin und sagte beiläufig: »Haben
Sie jemals den Namen Grandlieu gehört, Marcel Pierre de Grandlieu?«
Lankoff zwinkerte ein paarmal
mit den Lidern, bevor er, etwas zu schnell, antwortete: »In meinem ganzen Leben
noch nicht, nein, bestimmt nicht. Das ist ein ungewöhnlicher Name, den hätte
ich nicht vergessen.«
Philipp legte sich auf seine
Pritsche und schaute zur Decke. Die Pritsche war bretthart. Harte Betten waren
schlecht für den Schlaf, mußte er denken, aber gut für die Gedanken. Er
überlegte sich, warum alle Leute zusammenzuckten, wenn sie den Namen Marcel
Pierre de Grandlieu hörten? Saint-Jean, der Fotograf, der Dicke mit den
Schweinsäuglein, und jetzt dieser Lankoff hier, alle hatten auf dieselbe
merkwürdige Art reagiert.
Trotz des harten Bettes war er
bald eingeschlummert. Ein scharfes Zischen weckte ihn. Verschlafen richtete er
sich auf. Das Zischen schien von der Gittertür her zu kommen.
»Pssssst!« machte es wieder.
Die Deckenbeleuchtung war
erloschen. Lankoff schlief bereits tief und fest.
»Psssst, Monsieur Engel!« Der
Schein einer Taschenlampe stahl sich durch das Gitter. In ihrem Schein erkannte
er das Gesicht eines jungen Mädchens. Es war ein liebliches Gesicht: das lange
schwarze Haar zu einem Zopf geflochten, zwei lustige braune Augen, eine gerade
Nase.
Das alles erkannte Philipp mit
dem tausendfach geübten Blick des Experten. Er stand auf und trat an die Tür.
»Ich bin Janine«, sagte das
Mädchen.
»Wir haben von Ihnen gehört.
Und beobachtet haben wir Sie auch schon.« Plötzlich stand ein zweites Mädchen
an der Gittertür. Es sah genauso aus wie das erste Mädchen.
Die Zwillinge, dachte Phil, die
Zwillinge des Gefängnisdirektors! Er war plötzlich hellwach. »Dann heißen Sie
Jeanne«, sagte er zu dem zweiten Mädchen.
»Nein, Janine.« Beide kicherten
sie. »Aber das werden Sie sowieso nicht auseinanderhalten.«
»Können Sie gut tanzen,
Monsieur Engel?« fragte die eine. »Wir haben nämlich eine Party.«
Phil entsann sich, daß ihn das
schon mal einer gefragt hatte. Seine Tanzkunst schien heute hoch in Kurs zu
stehen. Hatte er jedoch beim erstenmal stark ausweichend geantwortet, so sagte
er jetzt mit bescheidenem Stolz: »Meine Freunde behaupten es.«
»Dann kommen Sie«, wisperte es,
und die Tür begann sich wie durch Zauber zu öffnen. Es war aber gar keiner,
sondern nur ein Schlüssel, der sich lautlos im gutgeölten Schloß gedreht hatte.
Sie schlichen durch lange Flure, stiegen Treppen hinauf und hinunter und standen
endlich vor einer gepolsterten Tür. Privat. Eintritt streng verboten! stand auf einem Schild.
»Die Party scheint auf ihrem
Höhepunkt angekommen zu sein«, sagte Philipp und sah sich in dem behaglich
eingerichteten, aber total menschenleeren Raum um. Die Zwillinge kicherten und
schlenkerten mit ihren Zöpfen.
»Sag’s ihm«, sagte Janine.—
»Sag du’s ihm«, sagte Jeanne.
Dann sagten sie es ihm. Sie
feierten öfters Parties. Aber immer nur zu dritt. »Wir sind nämlich eineiig,
müssen Sie
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