Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
Vom Netzwerk:
weben himmlische
Rosen ins irdische Leben.« Und öffnen so ganz nebenbei noch Gefängnistore.
     
    »Das ist keine Anzeige. Das ist
eine Verleumdung«, sagte Florence. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Sie war
fuchsteufelswild.
    »Woher, pardon, wollen Sie das
wissen, Mademoiselle?« fragte der Staatsanwalt indigniert. Er nahm einen
Aktendeckel zur Hand, schlug ihn auf und las murmelnd darin. Er blickte auf.
»Aus der Einvernahme der Zeugin geht eindeutig hervor, daß es sich hier um
einen Fall versuchter Notzucht handelt, also um die Nötigung einer Frau zur
Duldung des außerehelichen Beischlafes durch Gewalt oder Drohung oder zur
Duldung unzüchtiger Handlungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben
und...«
    »Es genügt«, sagte Florence.
Der Kerl las ihr das doch nur so ausführlich vor, um sie verlegen zu machen.
Ein kleiner Sadist, dieser Staatsanwalt.
    »Ja, also was haben Sie nun
gegen die Anzeige der Mrs. Mabel Ellington tatsächlich einzuwenden?«
    »Daß sie lügt!«
    »Soso, und wieso wissen Sie
das?«
    »Weil ich in dem Schrank war,
ich meine...« Florence stotterte.
    »Woher, bitt’ schön?« Der
Staatsanwalt betrachtete sie aufmerksam.
    »Das klingt vielleicht komisch,
aber ich saß im Schrank und habe alles mit angehört, damals in Heidelberg. Und
ich weiß, daß es genau umgekehrt war. Monsieur Engel wurde nämlich genot...
genötigt, also wie das heißt.« Sie wurde plötzlich knallrot.
    »Wie kamen Sie denn in den
Schrank?« fragte der Staatsanwalt und lächelte maliziös.
    »Na, ich hatte doch den Mann in
dem Regenmantel beschattet, den mit der Höllenmaschine, die er dann in den
Schrank praktiziert hatte und...«
    »Ach, eine Höllenmaschine war
auch in dem Schränkchen?«
    »Ja, ich hatte sie erst für
einen Wecker gehalten, als ich das Ticken hörte. Aber wir haben sie ja
rechtzeitig in den Neckar werfen können, doch das ist jetzt nicht so wichtig.«
    »Natürlich nicht«, sagte der
Staatsanwalt nachsichtig.
    »Wichtig ist, daß Mrs.
Ellington aus dem Zimmer gerast ist, als ich aus dem Schrank kam, so wie sie
war, ganz ohne Kleidung, die hatte sie sich vorher selbst ausgezogen, da mußten
natürlich die anderen Mädchen denken, daß Monsieur Engel...«
    »Verständlich.« Der Erste
Staatsanwalt erhob sich. Er war jetzt ganz Milde, ganz Güte. »Das ist bestimmt
eine sehr interessante, hm, hm, Mitteilung, die Sie uns da gemacht haben,
Mademoiselle. Wir haben das erst einmal zu Protokoll genommen und werden alles
genau nachprüfen.«
    »Aber was gibt es da
nachzuprüfen? Ich habe Ihnen doch erzählt, wie es war, ich meine, wie es
wirklich war.«
    »Gewiß, gewiß, das haben Sie.
Aber Sie wissen ja, oder Sie wissen es nicht: Gottes und der Justiz Mühlen
mahlen langsam und gründlich.«
    »Und wann wird Monsieur Engel
entlassen?« fragte Florence und war auf einmal ganz mutlos geworden.
    Der Staatsanwalt suchte nach
einer Ausrede. Sie war aber gar nicht mehr nötig. Das markerschütternde Heulen
der Alarmsirenen zerriß die Stille. Die Tür flog auf und der Gefängnisdirektor
herein.
    »Der Deutsche von Nummer 23 ist
weg«, keuchte er, »meine beiden Töchter haben es als erste gemerkt.«
     
    Der erste Schuß, der auf
Philipp abgefeuert wurde, war ein Schreckschuß. »Stehenbleiben!« brüllte
jemand, »oder ich schieße!«
    Das hast du doch gerade getan,
du Idiot! dachte Phil und blieb nicht stehen. Er rannte an einer Mauer entlang,
bog in eine schmale Gasse, stieg über einen Zaun und legte sich hinter einen
uralten Olivenbaum.
    Seine Verfolger rannten an ihm
vorbei. Bis auf einen. Der hatte einen deutschen Schäferhund. Der Hund blieb
stehen, reckte seine Nase winselnd in die Luft und nahm Witterung. Philipp
hörte, wie er mit den Vorderpfoten am Zaun scharrte, und er begann, deutsche
Schäferhunde aus tiefstem Herzen zu hassen. Er sprang auf und durchquerte den
Olivenhain. Er schwang sich über Mauern, Zäune, Hecken und merkte, wie ihm
langsam die Puste ausging. »Es ist kein Wunder«, sprach er laut keuchend zu
sich selbst, »es ist kein Wunder nach dieser Nacht. Wie soll man da Kondition
haben?«
    Jetzt bekam er auch noch
Seitenstechen. Er mußte einen Augenblick verschnaufen. Die Straße stieg langsam
an. Rechts und links von ihr erstreckten sich Weinberge. Er hörte die Verfolger
hinter sich: den grellen Klang ihrer Trillerpfeifen, das Hundegebell, ihre
Stimmen. Den ganzen Lärm, der diesen wundervollen Rivieramorgen besudelte.
    Er wandte sich nach rechts und entdeckte
eine

Weitere Kostenlose Bücher