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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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und dabei war die erste
Million flötengegangen. Man macht sich keine Vorstellung, wie schnell so etwas
geht. Das Geld schmolz weg - wie die Butter unter der Sonne.« Er schien heute
noch darüber zu staunen.
    »Und dann sind Sie an meine
Butter ‘rangegangen.«
    »Ja, aber in der festen
Absicht, sie wieder zurückzulegen. Das schwöre ich Ihnen. Ich hatte Sie
sozusagen nur angepumpt, verstehen Sie?«
    »Wo ich so ungern Geld
verleihe. Aber fahren Sie fort, Sie erzählen so schön.«
    »Dann fiel ich einem
ausgesprochenen Gangster in die Hände. Einem Gangster mit Pensionsanspruch. Er
war nämlich Frankreichs damaliger Finanzminister. Außerdem besaß er eine
Privatbank. Um es kurz zu machen: die Bank verkrachte, der Minister trat zurück
und stieß sich gesund.«
    Philipp musterte Grandlieu
verstohlen. Er fand ihn schon ein bißchen sympathischer. Nun, schließlich war
es auch sein Vater.
    »Er machte das so gekonnt, daß
noch nicht mal die kleinen Gläubiger befriedigt werden konnten«, fuhr Grandlieu
fort. »Von mir ganz zu schweigen. Ich war von einem Tag zum anderen total
pleite. Ich hätte mit Pleitegeiern geradezu handeln können.«
    »Was Sie vermutlich nicht
taten.«
    »Ich tat weder das, noch klagte
ich Gott und die Welt an. Wie die anderen alle. Ich trat auch keiner radikalen
Partei bei. Sondern ich beschloß...«
    »Sie beschlossen, sich Ihren
kleinen Bedarf in Zukunft selber zu drucken. Erraten?«
    »Erraten.« Grandlieu strahlte.
Es ist mein Sohn, dachte er. Mein eigen Fleisch und Blut, wir sprechen eine
Sprache, ein wundervolles Gefühl. »Ich machte die Bekanntschaft eines Graveurs,
eines gewissen Saint-Jeans, es ist der Fotograf aus Nizza, sie kennen ihn ja.
Ein Meister seines Fachs übrigens.« Er schnalzte genießerisch mit der Zunge.
»Na, und so weiter und so weiter.«
    »Und so weiter bis hierher.«
Philipp machte mit der Hand eine kreisende Bewegung.
    »Ja, hier sind wir nun. Und es
geht uns nicht schlecht, toi-toi-toi.« Er klopfte behutsam gegen den Holzrahmen
der Stallaterne. »Mit anderen Worten, es geht aufwärts. Ich kann Ihnen zwar
Ihre Million noch nicht voll zurückzahlen, aber wie wäre es mit, sagen wir,
hunderttausend als erste Rate?« Ergriff in die Brusttasche und holte ein
Scheckbuch heraus.
    Philipp stand auf und begann,
in dem Raum hin und her zu wandern. Er schaute Grandlieu an und erkannte, daß
es ihm ernst war. Zumindest was die erste Rate betraf. Er sagte: »Das ist ein
faires Angebot. Und ein verlockendes dazu. Ich möchte trotzdem darauf
verzichten.«
    Grandlieu sprang auf. »Hören
Sie, ich kann zwei Kategorien von Menschen nicht leiden, auf den Tod nicht. Das
eine sind die Langweiler und das andere die Ehrpusseligen. Anscheinend gehören
Sie zu Numero zwei.«
    »Das stimmt nicht. Ich wollte
Ihnen nur sagen...«
    »Sie wollten mir was von
Sündengeld sagen, und daß man so etwas nicht tut, und unrecht Gut gedeihet
nicht. Mann, nun hören Sie schon auf, ich kriege noch das Kotzen.« Er war
richtig wütend geworden und stopfte das Scheckbuch wieder in die Tasche. »Als
wenn Geld jemals gestunken hätte.«
    Philipp legte mit einer
schmerzhaften Gebärde die Hand an die Stirn. »Wenn Sie weiter so schreien,
werden meine Kopfschmerzen noch schlimmer.«
    »Es ist nicht mein Kopf.«
    »Ein bißchen schon, schließlich
sind wir verwandt.«
    »Ich fange an, es zu bereuen.«
    »Dann verstoßen Sie mich
wieder. Die letzten dreißig Jahre ist es auch ohne Sie gegangen.«
    Grandlieu hatte einen roten
Kopf bekommen. Er sagte halb erstaunt, halb sprachlos: »Nun sieh sich einer
diesen Lümmel an. Ich hätte nicht übel Lust, Ihnen eine ‘runterzuhauen.«
    »Lassen Sie Ihre Hand in der
Tasche; ich verprügle ungern Väter.«
    »Aber ich gern Söhne, wenn sie
so unverschämt sind.«
    Sie standen sich gegenüber und
blitzten sich wütend an. Wenn sie sich bis jetzt nicht ähnlich gewesen waren,
so wurden sie es in diesem Moment. Sie wußten nicht, wie sehr, aber vielleicht
spürten sie es. Denn plötzlich fingen sie an zu lachen. Gleichzeitig. Sie
brüllten vor Lachen, sie schlugen sich auf die Schultern, sie schüttelten mit
den Köpfen, sie versuchten, das Lachen zu unterdrücken und fingen sofort von
neuem an, wenn sie sich nur anschauten. Sie lachten drei Jahrzehnte hinweg, und
die Vergangenheit, und das, was sie trennte, und das schlechte Gewissen.
    »Hier, nimm das, mon petit«,
sagte Grandlieu und duzte ihn. Er reichte Philipp eine flache lederbezogene
Reiseflasche. »Es ist

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