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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Terrasse und
steuerten ihrem ersten Streit entgegen. Philipp hatte Florence erzählt, wo er
seinen Vater wiedergefunden, über was er sich mit ihm unterhalten und wie sie
sich wieder getrennt hatten. Florence hatte ihr Naschen gekraust und sehr ernst
gesagt: »Philipp, ich glaube, du hättest darauf bestehen sollen, daß er damit
aufhört.«
    »Er hätte sich den Teufel darum
gekümmert. Schließlich ist er kein Kind«, hatte Philipp geantwortet.
    »Aber du bist seines.«
    »Du übrigens jetzt auch.«
    »Und gerade deshalb stört’s
mich.«
    »Warum deshalb?«
    »Weil es nicht sehr angenehm
ist, einen Schwiegervater zu haben, der mit Knospen handelt.«
    »Blüten, nicht Knospen,
Schätzchen.«
    »Blüten oder Knospen. Es
handelt sich jedenfalls um falsches Geld. Und sag nicht Schätzchen zu mir.«
    Er sah sich vorsichtig um. Die
Leute an den Tischen in der Ecke wandten ihnen bereits die Köpfe zu. »Ich würde
noch lauter schreien, Schätzchen.«
    »Ich tu’s auch gleich. Ich
stelle mich auf die Promenade und brülle: ›Mein Schwiegervater ist ein
Gangster!«
    »Das ist gar nicht so selten
hier. Schau dir das Publikum an, Schätzchen.«
    »Du Schuft, ich lasse mich
scheiden.« Sie blitzte ihn wütend an. Ihre Wangen hatten sich gerötet. Ihr
kastanienbrauner Pferdeschwanz wippte auf und ab. Sie sah wunderschön aus
Philipp hätte sie am liebsten vor allen Leuten in die Arme genommen und
abgeküßt. Er tat es nicht, sondern sagte: »Mit der Scheidung würde ich bis nach
unserer Trauung warten. Es ist so üblich.«
    Sie mußte lachen. Ihre Stimmung
schlug sofort um. »Philly, es sind ja nur noch vier Tage. Viermal
vierundzwanzig Stunden. Oder sechsundneunzigmal sechzig Minuten.« Sie schaute
auf die Uhr. »Eine davon ist gottlob wieder vergangen.«
    Er hielt den Atem an, weil er
so glücklich war. Er sagte langsam: »Florence Engel. Wie wird dir das
vorkommen?«
    »Engel klingt himmlisch. Was hältst
du übrigens davon, wenn wir Papa zum Trauzeugen nehmen?«
    »Deinen oder meinen?«
    Sie stieß ihn mit der Spitze
ihres Schuhes gegen das Schienbein. »Meinen natürlich.«
    »Einverstanden. Er soll seine
Niederlage bis zum bitteren Ende auskosten.«
    »Du solltest ihm dankbar sein.
Wenn er mich nicht beauftragt hätte, dich zu beschatten...«
    »...wärst du nicht mein
Schatten geworden.« Und jetzt küßte er sie doch. Vor allen Leuten. Und wenn der
Zeitungshändler nicht an ihren Tisch gekommen wäre, würden sie sich heute noch
küssen. So aber kaufte er »Le Matin« und wurde blaß.
    INSELCHEF VERHAFTET stand dort
auf der ersten Seite als Schlagzeile über dem Foto seines Vaters.
    Beamte des Deuxième Bureau
verhafteten in der Nacht vom Dienstag den Verwaltungschef der vor der
südfranzösischen Küste bei St. Tropez gelegenen Insel L’Hirondelle. Die Insel
gehört nicht zuletzt wegen ihrer Ton- und Lichtsinfonien zu den größten
Attraktionen für die Touristen aus aller Welt. Der Verhaftete, Félicien Leboss,
38, wurde mit einem Schnellboot nach Nizza gebracht und in das dortige
Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Die örtlichen Polizeidienststellen
behandeln den Fall mit äußerster Diskretion. Über den Grund der Verhaftung herrscht
deshalb weitgehend Unklarheit, und man nimmt an...
    Die Zeitung zitterte so stark
in seiner Hand, daß er nicht weiterlesen konnte. Bei mir, dachte er, herrscht
keine Unklarheit, dachte er, absolut keine.
    »Was ist mit dir?« fragte
Florence besorgt.
    »Sie haben ihn«, antwortete er.
Er sprang auf. »Ich muß zu ihm. Ich muß ihm sagen, daß ich es nicht war. Mein
Gott, was soll er von mir denken.«
    Er raste mit dem Taxi den Quai
des Etats Unis entlang. Hinter der Einmündung in die Rauba Capèu bogen sie nach
links ab. Der Wagen schraubte sich die Serpentinen empor. Florence saß nicht
neben ihm. Er hatte sie zum Bleiben bewegen können. Es galt, Mutter
abzuschirmen. Sie durfte keine Zeitung in die Hand bekommen. Sie würde ihren
Marcel sofort auf dem Foto erkennen.
    Als sie mit kreischenden
Bremsen vor dem Hauptportal stoppten, sah er ihn. Er stand auf der Treppe,
rauchte eine Zigarre und sah nicht sehr verhaftet aus. Neben ihm stand ein Mann
mit einem Homburg in respektvoller Haltung. Er sprach lebhaft auf Grandlieu
ein.
    »Papa!« rief Philipp. Er drehte
sich überrascht um. »Du, mon petit, das ist aber nett. Du willst mir Lebewohl
sagen?«
    »Nein, eigentlich... Also ich
hatte gedacht, ich wollte dir sagen...« Er verhaspelte sich restlos.
    »Du wolltest mir sagen, daß

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