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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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du es
nicht warst. Wofür hältst du mich? Ich habe das nicht für eine Sekunde
angenommen.«
    »Danke«, sagte Philipp
erleichtert.
    »Es war Corbeau, der alte Rabe.
Er hatte geglaubt, ich würde ihn ausbooten. Und dich an Bord nehmen.«
    »Selbstverständlich hat sich deine
Unschuld rasch herausgestellt.« Philipp hatte sich wieder gefaßt und sah den
Mann mit dem Homburg herausfordernd an.
    Der lächelte. »Nicht direkt. Es
hat sich, wenn ich es mal so formulieren darf, erledigt.«
    »Hat sich erledigt«,
wiederholte Phil mechanisch. »Dann kannst du ja bald wieder zurück nach
L’Hirondelle, Papa?«
    »Auch nicht direkt.« Der
Homburg hüstelte. »Die Erzeugnisse Ihres Herrn Vaters sind von einer derartigen
Qualität, Monsieur, daß wir beschlossen haben, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er
wird seine Talente von nun an dem Staat zur Verfügung stellen. Ist es nicht so,
Monsieur de Grandlieu?«
    Grandlieu verbeugte sich.
    Philipp hielt es nicht mehr
aus. »Kann ich dich einen Moment allein sprechen, Papa?«
    »Nicht direkt«, sagte der
Homburg. »Aber Sie sind der Sohn, ich darf Ihrer Diskretion gewiß sein, Sie
wollen Ihrem Vater nicht schaden.«
    »Nicht direkt«, äffte Philipp
ihm nach.
    »Deshalb darf ich Ihnen so viel
sagen: Monsieur de Grandlieu wird für uns nach Hongkong gehen. Vorerst. Unsere
Leute dort brauchen dringend einen größeren Posten rotchinesischer Yuan.«
    »Logisch«, sagte Philipp. Er
gab seinem Vater die Hand. Tatsächlich, die Hand war aus Fleisch und Blut. Er
verbeugte sich vor dem Homburg. Wie ein Schlafwandler schritt er zu seinem
Taxi, das er hatte warten lassen.
    Als er einsteigen wollte, stand
Grandlieu hinter ihm. Er sagte: »Nach so langer Zeit war’s ein bißchen kurz,
mein Sohn. Es tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    »Vielleicht sehen wir uns bald
wieder.«
    »Vielleicht.«
    »Und sag Lisette, daß ich sie grüßen
lasse. Und daß ich Staatsangestellter geworden bin, Beamter. Das wird sie
freuen.«
    »Ich werde es nicht vergessen.«
    »Adieu, Philipp.«
    »Eine Frage noch, Papa.«
    »Ja?«
    »Es ist wegen..., na, wie soll
ich es sagen, weißt du, ich dachte...«
    »Du dachtest an Branka. Ich
nehme an, sie wird jetzt auch an uns denken.« Er schaute auf die Uhr. »Sie ist
vor genau zwei Stunden in Paris angekommen.«
    »In Paris«, fragte Philipp
unsicher.
    »Du weißt ja, wie sie sind, mon
petit. Eine große Reise ohne einen Grand-Couturier, das ist nichts für sie. Und
das Klima soll ja wirklich sehr extrem sein.«
    »In Hongkong?«
    »Wo sonst.«
    »Adieu dann.«
    »Adieu, mon petit.«
    Sie standen sich gegenüber und
waren zum erstenmal von Rührung ergriffen. Marcel de Grandlieu hob langsam
seine Arme. Er wollte seinen Sohn damit umfangen. Seine Hände fielen auf
Philipps Schultern. Es war eine linkische Geste. Er wußte es und drehte sich
auf dem Absatz um. Er ging zu dem Mann mit dem Homburg zurück und sagte irgend
etwas, worüber der andere lachte.
    Philipp ließ sich in den Fond
des Taxis sinken. Der Chauffeur wartete auf eine Anweisung. Philipp war mit
seinem Taschentuch beschäftigt. Er schneuzte sich heftig.
    »Haben Sie was ins Auge
gekriegt?« fragte der Chauffeur. »Dann dürfen Sie nicht reiben. Am besten den
Augendeckel anheben und langsam...«
    »Fahren Sie.«
    »Wie Sie wollen.«
    Sie kamen nur zwanzig Meter
weit. Zwei Mädchen standen auf dem Kiesweg. Es waren die Zwillinge. Sie winkten
wie närrisch und schwenkten ihre rabenschwarzen Zöpfe. Philipp stöhnte auf wie
ein waidwundes Tier. Er machte einen schwachen Versuch, zu entfliehen, aber es
war schon zu spät.
    Die Zwillinge warfen sich
förmlich vor den Wagen. Der Fahrer trat auf die Bremse und fluchte mordsmäßig.
Philipp kurbelte die Scheibe herunter und sagte ohne rechte Überzeugung: »Nett,
euch mal wiederzusehen.«
    »Monsieur Philipp, wir haben
vom Vater gehört, daß Sie hier sind«, sagte Jeanne— oder war es Janine?
    »Bleiben Sie wieder bei uns?«
fragte Janine— oder war es Jeanne?
    »Ich fürchte, nein«, sagte
Philipp.
    »Wenn Sie hierbleiben, dann
müssen Sie wieder mit uns tanzen.«
    Tanzen, dachte Phil, ist ein
aparter Ausdruck für das, was damals geschehen war. Himmel, man durfte ja
überhaupt nicht daran denken. Wenn das Florence wüßte.
    »Wissen Sie noch die Stelle, wo
Sie mich von Janine unterscheiden konnten?« fragte Jeanne flüsternd. Ihr Atem
wehte zu ihm ihn. Er stellte fest, daß sie immer noch sanft nach
Veilchenpastillen roch.
    »Denken Sie noch manchmal an
unser

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