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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Ratespiel?« fragte Janine. Sie roch noch immer nach Karamelbonbons.
    »Ich habe nichts vergessen.
Aber es ist wohl besser, wir lassen es bei der Erinnerung.«
    »Sie sind gemein«, sagten die
beiden wie aus einem Mund und begannen zu schmollen.
    Er machte einen Vorschlag.
»Wenn ihr wieder mal eine Party habt, was braucht ihr mich? Das Gefängnis ist
doch gut belegt. Oder? Tschau, meine Schönen! Ich hab’s ‘n bißchen eilig.« Er
legte die Hand trichterförmig vor den Mund. »Ich will nämlich heiraten.« Er
drehte die Scheibe hoch. Die Zwillinge quetschten ihre Nasen dagegen. Sie sahen
aus wie zwei bunte Fische an der Wand eines Aquariums.
    Der Wagen fuhr an. Diesmal war
es ein graumelierter Herr in schwarzem Gehrock, der ihm die Bahn versperrte. »Monsieur?«
Er pochte gegen die Scheibe, und Philipp kurbelte sie seufzend wieder herunter.
    »Ich bin der Vater«, sagte der
Mann und wies auf die beiden Mädchen. »Außerdem habe ich die Ehre, dieser
Anstalt als Direktor vorzustehen.«
    »Ich weiß es.«
    »Richtig, wir hatten schon
einmal das Vergnügen.«
    »Mir was es keins.«
    »Ich muß Sie trotzdem bitten,
Monsieur Engel, mir in mein Büro folgen zu wollen.«
    Philipp marschierte hinter dem
Gefängnisdirektor her. Links von ihm kicherte Jeanne. Rechts von ihm kicherte
Janine. Ihm war weniger zum Lachen zumute. Er dachte an die »Party«, die sie
miteinander gefeiert hatten und die einem Vater nicht gefallen würde, auch wenn
seine Töchter bereits die in solchen Fällen wichtige Sechzehn überschritten
hatten. Aber was, wenn sie erst fünfzehn waren und ihn belogen hatten? In
diesem Fall...
    Ihm wurde schwül unter dem
Kragen. Sein Blick wanderte die lange Reihe der vergitterten Fenster entlang.
Er verspürte keine Lust, mit den Räumen, die dahinter lagen, noch einmal
Bekanntschaft zu machen. Und mit Lankoff, der so schön tanzen konnte, schon gar
nicht.
    Im Büro der Anstalt roch es
nach saurem Rotwein. In der Ecke stand ein mit Sand gefüllter Spucknapf. Der
Direktor ließ sich hinter den Schreibtisch sinken und begann sorgfältig, den
Schweiß von seinem Gesicht zu trocknen.
    »Geht auf euer Zimmer«, sagte
er zu seinen Töchtern.
    Jeanne und Janine verschwanden.
Sie gingen aber nicht auf ihr Zimmer, sondern drückten mit angehaltenem Atem
ihre Ohren an die Türfüllung.
    Philipp rutschte unbehaglich
auf seinem Sessel herum.
    »Monsieur Engel, die
Angelegenheit, die ich mit Ihnen besprechen möchte, ist delikat.«
    Weiß Gott, das ist sie, dachte
Philipp.
    »Und sie ist auch mehr
inoffizieller Natur, Sie verstehen.«
    Also doch, die Zwillinge,
Schicksal nimm deinen Lauf!
    »Es sollte jedoch einen Weg
geben, den beiden Teilen...«
    »Sie haben es mir nicht gerade
schwergemacht.«
    »Ich weiß, für Sie war es ein
Kinderspiel.«
    »Kinderspiel« schien ein
frivoles Wort in diesem Zusammenhang. Nun, das war nicht seine Sache. »Wenn Sie
es so sehen, Monsieur le directeur, sollte es doch einen Weg geben, einen Weg
im Sinne des ›Schwamm drüber‹.«
    »Ich wäre Ihrer Meinung, wenn
nicht...« Der Direktor schneuzte sich ausführlich.
    »Wenn nicht?« Wenn er bloß
aufhören würde, auf meinen Nerven Klavier zu spielen.
    »Wenn nicht höheren Ortes Wert
darauf gelegt worden wäre, die Angelegenheit anders zu regeln.«
    Jetzt war es Philipp, der sich
mit dem Taschentuch den Schweiß abwischen mußte. »Höheren Ortes« konnte nur
heißen, daß sich bereits die Oberstaatsanwaltschaft eingeschaltet hatte. »Es
ist ja überhaupt nichts passiert«, log er drauflos.
    »Natürlich nicht, Sie haben im
Prinzip völlig recht. Es ist zwar etwas geschehen, aber dieses Geschehen ist
kraft gewisser halboffizieller Gewalten, über die wir jetzt nicht zu sprechen
brauchen, wieder ungeschehen gemacht worden.«
    Daß so etwas möglich ist, höre
ich zum erstenmal, dachte Philipp. Aber man lernt ja nie aus.
    »Was dekretiert ist, bleibt
aber dekretiert, will sagen, wenn einmal ›A‹ gesagt worden ist, muß ›B‹ gesagt
werden. Und deshalb müssen wir uns an Sie halten.«
    »Eigentlich war ich ja der
Verführte.« Er wurde jetzt richtig wütend. »Und sechzehn bleibt ja nun mal
sechzehn.«
    »Pardon, aber es sind genau
fünfzehn.«
    »Fünfzehn? Das wollen Sie mir
nicht weismachen.«
    »Aber Verehrtester, ich habe es
doch schriftlich. Es handelt sich um genau fünfzehntausend Francs, die für die
Ergreifung und Dingfestmachung der Fälscherbande behördlicherseits ausgesetzt
waren. Und Monsieur Leboss hat bei der

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