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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kniete sich neben Phing auf die Bretter und schob ihre geschlossenen Lider hoch. Ihre Augen waren trüb, aber als sie jetzt Dr. Starke erkannte, flog ein Lächeln über ihre Lippen und die Mundwinkel zuckten.
    »Es wird alles gut«, sagte er in einem väterlichen Ton. Die Worte verstand Phing nicht, aber den Klang seiner Stimme konnte sie deuten. »Da muß man durch, kleine Phing. Wenn das Meer wieder ruhiger wird, ist auch die Übelkeit vorbei.« Er strich mit der Handfläche zärtlich über ihre Augen, das Gesicht, die Lippen und das Kinn und sah, wie gut ihr das tat. Ihr bisher verkrampfter Körper entspannte sich, wurde weich und hingebungsbereit. Dr. Starke biß die Zähne zusammen. Er richtete sich auf und bemerkte, daß Thai genau beobachtete, was er mit Phing tat. Seine Augen folgten jeder seiner Bewegungen.
    Du hast keine Chancen gegen mich, mein Junge, dachte Dr. Starke mit wohltuendem Triumph. Später vielleicht, im Lager Batangas, aber bis dahin darfst du nur Händchen halten. Und selbst das wird dir schwerfallen, wenn wir miteinander abgerechnet haben.
    Er klappte seinen Arztkoffer auf, entnahm ihm eine Einwegspritze, eine Ampulle, einen Alkoholtupfer und setzte die dünne Injektionsnadel auf die Spitze. Während er das Medikament aufzog, sah er wieder Phing an. Ihr Blick hing ängstlich an seinen Händen und der Spritze.
    »Ich weiß nicht, ob es dir noch hilft«, sagte er im gleichen zärtlichen Ton. »Aber etwas besser wird dir bestimmt danach.«
    Er beugte sich über sie, schob die Hosen von ihren schmalen Hüften und reinigte die Einstichstelle mit dem Alkoholtupfer. Ein harter Griff hielt plötzlich seine Hand fest. Thai schüttelte den Kopf. Dr. Starke sah ihn von unten herauf an.
    »Junge, nimm die Pfoten weg!« sagte er ruhig. »So schnell, wie ich dir eine klebe, kannst du gar nicht reagieren.«
    Er schüttelte die Hand ab, drückte die Luft aus der Nadel und fixierte mit der Fingerkuppe den Einstich. Thai hielt jetzt die Hand mit der Spritze fest und zog sie von Phing weg. Er hatte mehr Kraft, als man in seinem schmächtigen Körper vermutete.
    »Da kannst du mal sehen, welch ein Rindvieh dich haben will«, sagte Dr. Starke zu Phing. »Mach ihm klar, daß er gleich ein paar Meter weiter saust.«
    Phing schien zu ahnen, was er meinte. Sie stieß ein paar Worte aus, hart, befehlend und rauh im Ton. Thai lockerte den Griff um Starkes Hand, aber er hielt sie noch fest. Er antwortete, und wieder zischte ihn Phing an. Zögernd löste Thai seine Finger und setzte sich wieder gerade hin. Sein Blick traf Starke wie ein Pfeil.
    Er beugte sich erneut über Phing und stieß die Nadel in den Oberschenkel. Sie hielt ganz still, mit geschlossenen Augen, nicht mal bei dem Einstich zuckte sie zusammen. Als er die Nadel wieder herauszog, öffneten sich ihre Lider. Dankbarkeit und Liebe sprachen aus ihrem Blick. Dr. Starke warf die leere Spritze in seinen Klappkoffer zurück.
    »Du bist ein Engelchen«, sagte er zu Phing, »ein kleines, zärtliches Kätzchen. Aber wie Stellinger seine Mai, so kann ich dich nicht mitnehmen nach Deutschland. Es geht einfach nicht, mein Spätzchen. Auch wenn ich deine Sprache sprechen und dir alles erklären könnte, du würdest es nie begreifen. Und wenn du erst im Lager bist, wirst du mich schnell vergessen. Ich werde dafür sorgen, daß du bei denen bist, die nach Kanada kommen. Kanada ist ein weites, schönes Land. Da kannst du dich wirklich wohl fühlen. Vor allem ist es nicht so ausländerfeindlich und rassistisch wie Deutschland. Wir werden ab und zu an uns denken, Phing, und sagen: Es war doch schön. Und dann wischt die Zeit alles weg. Nur häng dich nicht an diesen Burschen neben mir. Er wollte mich umbringen. Bei ihm hättest du kein ruhiges Leben. Wenn du mich doch verstehen könntest …«
    Phing hörte nur seine Stimme, den Klang, der sie umschmeichelte. Sie lächelte glücklich, tastete nach seiner Hand, zog sie an ihre Lippen und küßte sie. Regungslos hockte Thai Cong Ky neben ihnen und sah ihrer Zärtlichkeit zu. Sie dankte dem Arzt in Demut, es war kein Grund, sich aufzuregen.
    Dr. Starke stemmte sich von den Knien hoch, behielt mühsam die Balance, als das Schiff wieder in ein Wellental tauchte, und suchte sich dann einen Platz, wo er arbeiten konnte. Auf den Holzplatten war das unmöglich. Er stieg wieder über die weinenden Kinder und ihn anflehenden Mütter hinweg, erreichte den Eingang und ging nach vorn zu Hung, in die »Portiersloge«. Der Dolmetscher

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