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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das?«
    »Habe ich geübt bei Xuong, dem Lehrer. War es richtig?«
    »Ich habe ›Guten Tag‹ nie so schön gehört.«
    »Dann sag mir andere Wörter, Toam. Aber nicht lachen, wenn es falsch klingt.«
    »Ich möchte dich für jedes deutsche Wort umarmen, Mai.«
    »Tu es nicht.« Sie legte sich in den Liegestuhl zurück, aber so weit wie möglich von ihm entfernt. »Du bist ein großer Herr. Ich bin nur ein aufgefischter Körper.«
    »Ein wundervoller Körper … und mehr, viel mehr … du bist Mai … und du sollst einmal glücklich werden, alles vergessen, was war.«
    »Ich werde Vietnam nie vergessen, Toam. Wir alle werden das nicht. Und was ist Glück?«
    »Ich werde es dir zeigen.« Stellinger holte tief Atem. Jetzt hätte ich sie küssen müssen, aber wer weiß, wieviel Augen uns zusehen? Läßt sie sich überhaupt küssen? Wird sie sich wehren, mit den Fäusten um sich schlagen, um Hilfe schreien? Hat ein Mann sie überhaupt schon mal geküßt?
    »Glück ist, wenn man sagt: ›Verdammt, ist die Welt schön! Zum Teufel – ist das Leben herrlich! Und die Liebe ist Glück‹.«
    »Warum verdammt und zum Teufel, Toam?«
    »Ja, warum?« Stellinger kratzte sich den Kopf. »Wer hat jemals über so etwas nachgedacht? Man sagt das so, Mai. Das sind Ausrufe. Verdammt und Teufel haben da eine andere Bedeutung … eine besonders gute.«
    »Eure Sprache ist eine schwere Sprache.« Sie richtete sich plötzlich auf, griff nach dem Glas und trank einen guten Schluck. Zwar hustete sie hinterher ein paarmal und ihre Augen bekamen einen wässrigen Glanz, aber sie sagte, atemholend: »Wenn Teufel nicht Teufel ist, kann ich auch trinken.«
    Das war die Gelegenheit Nummer drei, sie zu küssen, fluchte Stellinger in sich hinein. Bist du ein Ochse, einen solchen Platz auszusuchen! Zwar wird es jetzt dunkel, der Himmel wird schon violett, das Meer wird grau, wir sitzen hier im tiefen Schatten, aber gleich gehen die Lichter an, nebenan in der Küche wird geputzt und das Essen für morgen zubereitet, überall ist es hell genug, um uns zu sehen.
    »Fang an«, unterbrach Kim seine gegen sich gerichteten Haßgedanken.
    »Womit?«
    »Mit Deutsch.« Sie hielt das Glas hoch. »Was ist das?«
    »Glas.«
    »Glaaasss …« Sie zeigte auf sich. »Und das?«
    »Mai …«
    »Nein. Was bin ich?«
    »Sprich nach: Ich bin deine Frau.«
    »Ein so langes Wort?«
    »Das Wichtigste für dich und mich. Fang an: Ich bin …«
    »Isch biinnn …«
    »… deine Frau …«
    »… doeinne Frrrau.« Sie lachte ihn an, ihre Augen blitzten, und als sie sich im Liegestuhl reckte, sah er durch die dünne Bluse ihre Brüste, klein und spitz. Stellinger bekam einen Kloß im Hals und mußte schlucken.
    »Ja, das bist du!« sagte er auf deutsch. »Meine Frau. Da gibt es gar kein Vertun mehr, das handelt sich nur noch um Monate … Ich liebe dich … und deinetwegen bleibe ich sogar an Land.«
    »Was sagst du, Toam?« fragte Kim und trank wieder einen Schluck des Cocktails.
    »Ich habe gesagt: Das war gut.«
    »Ihr habt eine lange Sprache für so wenige Wörter.« Sie hob das Glas hoch, schwenkte es, und ihr Gesicht strahlte. »Das ist ein guter Teufel, Toam!«
    Du lieber Himmel, sie wird betrunken! durchfuhr es Stellinger. Nach zwei Schlucken! Aber wer noch nie Alkohol getrunken hat – und die Mischung ist 1:1. Halb Gin, halb Maracujasaft, so wie ich's gern habe. Auf Mai muß das wie ein Hammerschlag wirken.
    Er nahm ihr das Glas aus der Hand und schob es an den Rand des Tisches.
    »Warum nimmst du Teufelchen weg?« lachte sie. Mit hoch erhobenen Armen warf sie sich in den Liegestuhl zurück, die Bluse rutschte aus dem Rock, ein Teil ihres flachen, nackten Bauches wurde sichtbar. Sie trug wirklich nichts unter Bluse und Rock, und als sie sich jetzt wieder reckte, hob sich ihr winziger Bauchnabel ihm entgegen. Stellinger blähte die Nasenflügel und sah sich um.
    Ihm war das plötzlich alles peinlich. Wer beobachtete sie? Er hatte ein Mädchen betrunken gemacht, und jeder, der das sah, würde sagen: Dieser Stellinger, der alte, geile Bock. Haut der Kleinen einen Hochprozentigen rein und macht sie damit willenlos. Eine ganz gemeine, hinterhältige Masche! Gleich schleppt er sie ab, und wenn die Kleine morgen früh in seiner Koje aufwacht, bekommt sie ein gutes Frühstück und vielleicht noch drei Zigaretten. So billig macht's der Halunke. Stellinger, du bist ein Schwein.
    Nebenan, in der Flüchtlingsküche, war man mit dem Reinigen fertig. Drei Frauen kamen heraus und

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