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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haben Sie gesehen, wie glücklich sie alle nach dem Bad waren?«
    »Nicht nur deshalb, Frau Doktor. Sie sind in ein Paradies gekommen, und Sie sind ein Engel.«
    »Xuong, jetzt übertreiben Sie maßlos!«
    »Das stammt nicht von mir.« Xuong hob abwehrend beide Hände, aber sein Gesicht leuchtete vor Freude. »Das hat Ngoc gesagt, und Kinder haben ein Gefühl dafür.«
    Mit dem Abendessen hatte sich Hans-Peter Winter, der Koch, große Mühe gegeben. Er hatte zwei Vietnamesen Kartoffeln schälen lassen, ihnen dann gezeigt, wie man sie reiben konnte, hatte dann die Masse mit Zwiebeln, Eiern, Salz und Muskat zu einem Teig geknetet. Bald zog ein verlockender Duft über die Flure und in die Räume. Stellinger, magisch angelockt von dieser aromatischen Wolke, war in die Küche gekommen, was Winter als eine gemeine Provokation empfand. Er schoß um seinen Herd herum und stieß mit dem Pfannenmesser nach Stellinger.
    »Was willst du hier?« rief er. »In meine saubere Küche kommt kein Öllappen herein.«
    »Was erwarten wir heute abend von dir?« fragte Stellinger scheinheilig.
    »Kartoffelpuffer mit Apfelmus.«
    »O Gott, schon wieder Schuhsohlen!« rief Stellinger genußvoll. »Mir reicht das Schnitzel von gestern. Ein Riesenkaugummi war das. Ich hab' damit einen Riß in der Bordwand verklebt.«
    »Ich werde dir ab morgen Scheiße servieren!« brüllte Winter und hieb mit dem Pfannenmesser um sich. Stellinger wich ihm geschickt aus.
    »Dann ändert sich ja nichts!« rief er und verließ fröhlich die Küche. Und tatsächlich, beim Essen fehlte Stellinger am Tisch. Larsson, den alle fragend anblickten, zog die buschigen Augenbrauen zusammen. Er wußte, was die anderen jetzt dachten.
    »Nein«, sagte er hart und knapp, wie es seine Art war. »Wenn Herr Stellinger nicht mehr mit mir an einem Tisch sitzen will, ist das seine Sache. Ich vertreibe ihn nicht.«
    Er sagte tatsächlich ›Herr Stellinger‹ und drückte damit aus, daß zwischen ihm und dem anderen keine Brücke mehr gebaut werden konnte. Wenn sie erst im Hafen liegen würden, daran ließ Larsson keinen Zweifel aufkommen, würde es heißen: Stellinger oder ich! Das Komitee mußte schnell handeln, jeder Tag kostete 8.000 Mark, und jeder Tag mußte zusammengebettelt werden.
    Während Winter seine knusprigen Kartoffelpuffer servierte, ging Stellinger zum Heck des Schiffes und ließ sich wieder in seinen Liegestuhl neben der Vietnamesen-Küche nieder. Er hatte Kim gesehen, die an der Essenausgabe stand und mit einer großen Schöpfkelle die hingehaltenen Schüsseln füllte. Es waren, wie so oft, lange, dünne Nudeln mit einer Fleischsoße, und Kim achtete darauf, daß jeder seine Portion Fleisch bekam und niemand benachteiligt wurde. Aber auch die Anstehenden paßten auf, warfen einen kritischen Blick in die Schüssel ihres Vorgängers und zählten blitzschnell die Fleischstückchen auf den Nudeln.
    Auch Vu Xuan Le hatte sich in die lange Reihe gestellt und warf wütende Blicke auf Stellinger. Als er nahe genug an ihn herangekommen war, sagte er in englischer Sprache: »Haben Sie keinen Hunger, Sir? Halten Sie hier Wache?«
    »So ähnlich.« Stellinger richtete sich in seinem Liegestuhl auf. »Ich warte, ob was übrigbleibt. Nudeln mit Fleischsoße sind mein Leibgericht.«
    »Wir können ja tauschen, Sir. Sie bringen mir Ihr Essen und ich gebe Ihnen meine Schüssel.«
    »Das wünsch dir nicht, mein Junge. Kennst du Puffer?«
    »Nein.«
    »Siehst du. Kann sein, daß du sie ausspuckst und dazu sind sie zu schade, selbst, wenn Hans-Peter sie backt. Nun geh schon weiter, Junge. Die anderen überholen dich ja.«
    Le reihte sich wieder in die Warteschlange ein und stand dann vor Kim, hielt seine Schüssel hin und sagte gehässig: »Drei Stück Fleisch. Wieviel bekommt dein Toam?«
    »Nichts! Geh weiter.«
    »Aber er wartet darauf. Er will die Töpfe auslecken. Laß ihm ein paar Häppchen drin.«
    »Du sollst weitergehen! Ich habe Toam nicht gesehen.«
    »Er sitzt neben dir, nur die Bretterwand ist dazwischen.« Le schwieg abrupt. Xuong war gekommen, aber er suchte nicht ihn, sondern ging auf Thuy zu, der geduldig wie alle anderen in der Reihe stand. Er stützte sich auf eine neue, selbstgeschnitzte Krücke aus einem Stück Abfallholz, das er von Fritz Kroll erbettelt hatte. Kroll war damit beschäftigt gewesen, einen Sarg zu zimmern, mit dem man die ermordete junge Frau im Meer versenken wollte. Es sollte eine große Feier werden, auf der Dr. Herbergh und Xuong eine Rede

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