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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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mit einem funkelnden schwarzweißen Chopper herangefahren und versuchte, den Schlaglöchern auszuweichen. Da er keinen Helm aufhatte, flatterte sein langes, dunkles Haar im Wind. Er trug eine verspiegelte Sonnenbrille, einen Dreitagebart, Lederjacke, Jeans und hohe schwarze Bikerboots. Er bockte den Chopper auf, stieg ab und nahm eine Zigarette und ein Messingfeuerzeug aus seiner Hemdtasche.
    «Sie sind spät dran», sagte Ibrahim.
    «Desolé» , brummte er und hielt die Hand schützend vor die Flamme. «Es ist was dazwischengekommen.»
    «Sophia?», fragte Mansoor sarkastisch.
    Augustin grinste. «Sie wissen doch, dass ich meine Studentinnen niemals auf diese Weise ausnütze.» Elena schnalzte mit der Zunge und murmelte eine griechische Obszönität. Grinsend wandte Augustin sich zu ihr und breitete seine Arme aus. «Was ist?», fragte er. «Haben Sie etwas gesehen, was Ihnen gefällt?»
    «Wie denn?», entgegnete Elena. «Sie stehen mir ja im Weg.»
    Mansoor lachte und schlug Augustin auf die Schulter. Doch Augustin blieb gelassen. Er musterte Elena von oben bis unten, grinste sie dann anerkennend, vielleicht sogar begehrlich an. Elena war eine attraktive Frau, und die Verärgerung, die ihre Wangen errötet hatte, stand ihr gut. Gaille trat vorsichtshalber einen Schritt zurück und wartete auf den unvermeidlichen Wutausbruch, aber Ibrahim stellte sich gerade noch rechtzeitig zwischen die beiden. «Na gut», sagte er nervös. «Dann fangen wir an, oder?»
    Die antike Wendeltreppe sah wenig vertrauenerweckend aus. Gaille stieg vorsichtig hinab. Doch sie kamen unbeschadet unten an und versammelten sich in der Rotunde. Unter dem Schutt konnte man ein Mosaik aus schwarzen und weißen Steinen erkennen. Gaille machte Elena leise darauf aufmerksam. «Ptolemäisch», erklärte Elena laut und hockte sich hin, um den Staub wegzuwischen. «Zirka zweihundertfünfzig vor Christus.»
    Augustin deutete auf die verzierten Wände. «Die sind römisch», sagte er.
    «Wollen Sie sagen, ich kann ein makedonisches Mosaik nicht erkennen, wenn ich eins vor mir habe?»
    «Ich will nur sagen, dass die Wandverzierungen römisch sind.» Ibrahim hob beschwichtigend die Hand. «Wie wäre es damit?», schlug er vor, «zuerst war es ein privates Grabmal für einen wohlhabenden Makedonier. Dann wurde es dreihundert Jahre später von den Römern entdeckt und zu einer Nekropole umgebaut.»
    «Das würde die Treppe erklären», stimmte Elena widerwillig zu. «Die Makedonier haben normalerweise keine Wendeltreppen gebaut. Sie bevorzugten gerade Linien und rechteckige Grundrisse.»
    «Und als es zu einer Nekropole ausgebaut wurde, hat man auch den Schacht verbreitert», pflichtete Augustin bei. «Um mehr Licht hereinzulassen, zur Belüftung, um die Leichen hinabzulassen und kaputte Steine hochzuziehen. Die wurden für neue Bauten verkauft, wissen Sie.»
    «Ja», erwiderte Elena böse. «Das weiß ich, danke.»
    Gaille hörte kaum zu. Sie starrte benommen durch das Loch hinauf in den Himmel hoch über ihrem Kopf. Gott, sie war überfordert. Bei einer dringenden Ausgrabung hatte man keine Zeit zum Nachdenken. Innerhalb der nächsten zwei Wochen mussten das Mosaik, diese feinen Verzierungen und alles andere hier unten fotografiert werden. Danach würde diese Stelle wahrscheinlich für immer versiegelt werden. Artefakte wie diese verdienten einen echten Fachmann, jemanden mit einem Auge für die Arbeit, mit Erfahrung und einer anständigen Ausrüstung und Beleuchtung. Sie zupfte besorgt an Elenas Ärmel, aber offenbar wusste Elena, was sie wollte, und schüttelte sie ab, um Mohammed die Stufen hinab in den Vorhof des makedonischen Grabmals zu folgen. Das matte Gelb des Kalksteins hob sich von den glänzenden weißen Marmorblöcken der Fassade, den vier eingerückten ionischen Marmorsäulen und dem darüber verlaufenden Marmorgebälk ab. Einen Moment lang blieben sie stehen und bewunderten den Anblick, dann gingen sie weiter durch die halb geöffnete Bronzetür in die Vorkammer der Gruft.
    «Schauen Sie!», rief Mansoor und richtete seine Taschenlampe auf die Seitenwände. Alle traten näher, um sie zu begutachten. Der Putz war bemalt, aber die Farbe war schon völlig verblichen. In der Antike war es üblich, wichtige Szenen aus dem Leben der Toten an die Wände ihrer Gräber zu zeichnen. «Können Sie das fotografieren?», fragte Mansoor.
    «Ich bin mir nicht sicher, wie viel man davon erkennen wird», erwiderte Gaille unglücklich.
    «Sie müssen die

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