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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Alexandriner verbrennen», erklärte er. «Sehen Sie diese Nischen in den Wänden? Sie sind für die Urnen. Aber die Christen glaubten an die Auferstehung. Sie brauchten ihre Körper.»
    «Also ist das hier eine christliche Nekropole?»
    «Es ist eine alexandrinische Nekropole», entgegnete Ibrahim. «Hier findet man Anhänger der ägyptischen Götter, der griechischen Götter, der römischen Götter, Juden, Christen, Buddhisten, Gläubige jeder Religion der Welt.»
    «Und was passiert jetzt mit den Überresten?»
    Ibrahim nickte. «Wir werden sie untersuchen. Durch sie können wir eine Menge über Ernährung, Gesundheit, Sterblichkeitsraten, ethnische Zusammensetzungen, kulturelle Praktiken und vieles andere erfahren.»
    «Sie werden sie mit Respekt behandeln?»
    «Selbstverständlich, mein Freund, selbstverständlich.»
    Sie gingen hinaus und in eine andere Kammer. «Was ist das?», fragte Augustin. Er hatte seine Taschenlampe auf ein Loch in der Mauer gerichtet, in dem sich eine kurze Treppenflucht abwärts in der Dunkelheit verlor.
    «Keine Ahnung», sagte Mohammed achselzuckend. «Das sehe ich zum ersten Mal.»
    Ibrahim musste sich tief bücken, um hindurchzukommen, Mohammed musste auf allen vieren gehen. Im Inneren befand sich anscheinend das Grabmal einer wohlhabenden Familie, das durch eine Reihe verzierter Säulen und Pilaster in zwei Bereiche geteilt war. Vor der Wand standen fünf Steinsarkophage unterschiedlicher Größe, jeder mit einem üppigen Stilmix verziert. In den Kalkstein war ein Porträt von Dionysos gemeißelt, darunter Darstellungen von Apis, Anubis und eine Sonnenscheibe. In Steinaussparungen auf jedem Sarkophag standen Kanopen, Gefäße, in denen die Eingeweide Verstorbener gesondert beigesetzt worden waren. Vielleicht waren sie noch immer gefüllt. Auf dem Boden funkelten weitere Gegenstände: Scherben von Grablichtern und Amphoren, Skarabäen, kleine Amulette und Schmuckstücke aus Silber und Bronze mit glanzlos gewordenen Steinen. «Phantastisch», murmelte Augustin. «Wie können die Räuber das übersehen haben?»
    «Vielleicht war die Tür versperrt», vermutete Ibrahim, während er mit dem Fuß durch den Schutt fuhr. «Durch ein Erdbeben oder einfach durch Verschleiß.»
    «Wie alt?», fragte Mohammed.
    Ibrahim schaute Augustin an. «Erstes Jahrhundert nach Christus?», meinte er. «Vielleicht zweites.»
    Schließlich kamen sie zum Grundwasserspiegel. Stufen führten verlockend hinab und deuteten darauf hin, dass es unten noch weitere Kammern gab. Im Lauf der Jahrhunderte war der Grundwasserspiegel immer wieder dramatisch gestiegen oder gesunken. Wenn sie Glück hatten, könnte er die Räuber davon abgehalten haben, das zu plündern, was darunter lag. Augustin bückte sich und erzeugte kleine Wellen mit der Hand. «Haben wir Geld für eine Pumpe?», fragte er.
    Ibrahim zuckte mit den Achseln. Das Abpumpen war teuer, laut, schmutzig und allzu häufig vollkommen wirkungslos. Außerdem würde man dafür ein dickes Rohr durch den Gang und die Treppe hinauf verlegen müssen, welches bei der Ausgrabung im Weg wäre. «Wenn es sein muss.»
    «Wenn ich zuerst nachschauen soll, brauche ich einen Partner. Solche Orte können leicht zu einer Todesfalle werden.» Ibrahim nickte. «Wie Sie wollen. Das überlasse ich Ihnen.»

IV
    Nessims Handy klingelte, als er sich Suez näherte. «Ja?», fragte er.
    Eine Männerstimme. «Ich bin’s.»
    Nessim erkannte den Anrufer nicht, aber er war Profi genug, um nicht nach dem Namen zu fragen. In der vergangenen Nacht hatte er einen Haufen Leute kontaktiert, und die meisten wollten nur ungern mit Hassan in Verbindung gebracht werden. Außerdem waren Handys nicht sicher, man musste immer damit rechnen, abgehört zu werden. «Was haben Sie?»
    «Ihr Mann hat eine Akte.»
    Aha! Jetzt war er im Bilde. Der ägyptische Geheimdienst hatte also eine Akte über Knox. Interessant. «Und?»
    «Nicht am Telefon.»
    «Ich bin gerade auf dem Weg nach Kairo. Derselbe Treffpunkt wie beim letzten Mal?»
    «Sechs Uhr», stimmte der Mann zu. Dann legte er auf.

V
    Knox stand noch immer auf Augustins Balkon und erwartete, dass jeden Moment die Glastür aufgeschoben wurde und der Eindringling hinaustrat. Erst jetzt wurde ihm klar, welche Falle diese Wohnung war. Feuerleiter, Lift und Treppenhaus befanden sich außerhalb der Wohnungstür. Und ansonsten … Es gab weder einen anderen Balkon, auf den er springen, noch einen Sims, auf dem er sich entlanghangeln konnte. Er

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