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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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erklären zu müssen. «In meinem Hotel kann man nicht essen, die Gäste dürfen nicht mal Essen mit ins Zimmer nehmen. Und ich gehe sehr ungern allein in Restaurants. Da komme ich mir vor wie auf dem Präsentierteller. Als würde mich jeder beobachten.»
    «Warum denn auch nicht?», bemerkte Augustin galant. «Eine schöne junge Frau wie Sie. In welchem Hotel wohnen Sie denn?»
    «Im Vicomte.»
    «In diesem schrecklichen Haus? Wieso das?»
    Sie zuckte verlegen mit den Achseln. «Ich habe den Taxifahrer nach einem zentralen und billigen Hotel gefragt.»
    «Das hat er wörtlich genommen», lachte Augustin. «Dann also heute Abend. Acht Uhr? Ich hole Sie ab.»
    «Großartig.» Sie schaute an ihm vorbei zu Knox, der im Dunkeln stand. «Sie kommen doch auch mit, oder?», fragte sie.
    Er schüttelte den Kopf. «Ich glaube, ich schaffe es leider nicht.»
    «Ach.» Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. «Na schön», sagte sie. «Bis später.» Und dann verschwand sie mit einem leicht gestelzten Gang, so als würde sie spüren, dass sie beobachtet wurde. Was stimmte.

KAPITEL 10

I
    Zurück in Augustins Wohnung setzte sich Knox aufs Sofa und versuchte, die Zeit totzuschlagen. Es war nicht leicht. Er konnte nicht schon wieder Tim und Struppi lesen. Er ging im Wohnzimmer auf und ab, dann hinaus auf den Balkon. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, ehe die Sonne unterging. Um halb acht klingelte das Telefon. Da Knox lieber nicht abnehmen wollte, sprang der Anrufbeantworter an. «Ich bin’s», rief Augustin. Im Hintergrund war laute Musik zu hören, schrilles Gelächter und das Klirren von Gläsern und Flaschen. «Na los, geh ran.»
    Knox nahm den Hörer ab. «Wo zum Teufel steckst du? Du wolltest schon vor Stunden zurück sein.»
    «Hör zu, mein Freund», entgegnete Augustin. «Eine schwierige Situation bei der Arbeit.»
    «Arbeit?», wiederholte Knox sarkastisch.
    «Du musst diese Fotografin für mich anrufen. Gaille Dumas. Die aus dem Vicomte. Erklär ihr, dass ich mitten in einer Krise stecke und ein paar Dinge klären muss.»
    «Sie ist ganz allein in der Stadt», protestierte Knox. «Du kannst sie nicht versetzen.»
    «Genau», stimmt Augustin zu. «Deshalb musst du für mich anrufen. Denn wenn sie den Lärm hier hört, fragt sie sich vielleicht, ob ich ihr die ganze Wahrheit sage.»
    «Warum fragst du sie nicht, ob sie vorbeikommen will?»
    «Ich habe Pläne. Erinnerst du dich an diese Beatrice, die ich erwähnt habe?»
    «Ach du Scheiße! Mach deine Drecksarbeit allein.»
    «Ich bitte dich als Freund, Daniel. Wie hast du dich ausgedrückt? Genau: Ich stecke in Schwierigkeiten. Ich brauche Hilfe.»
    «Okay», seufzte Knox. «Ich erledige das.»
    «Danke.»
    «Und viel Glück bei deiner Krise», sagte Knox bissig. Er nahm das Telefonbuch und suchte die Nummer des Hotels Vicomte. Das Mädchen tat ihm leid, er hatte ein schlechtes Gewissen. In solchen Dingen war er altmodisch. Wenn man sich mit einem Mädchen verabredete, besonders mit einem, das sich so offensichtlich nach Gesellschaft sehnte, dann kreuzte man auch auf. Und Knox musste daran denken, was für ein langweiliger Abend ihm bevorstand. Niemand, mit dem er reden konnte, nichts zu lesen und kein Fernsehen. Scheiß drauf, dachte er. Scheiß auf Hassan und seine Schläger. Er suchte in Augustins Schlafzimmer ein frisches Hemd und eine Baseballkappe. Dann legte er eine Nachricht neben das Telefon, ging hinunter auf die Straße und hielt ein Taxi an.

II
    An diesem Abend kam Ibrahim zu Hause nicht zur Ruhe. An der Stelle, an der die Krankenschwester ihm Blut für die Gewebetypisierung abgenommen hatte, juckte sein Unterarm. Er musste ständig an die großen braunen Augen der armen Layla denken, an ihre furchtbare Situation und an ihren Mut. Am Ende konnte er nicht mehr still sitzen. Er ging in sein Arbeitszimmer und zog das Buch aus dem Regal, aus dem sein Vater ihm als Kind vorgelesen hatte. Dann lief er hinaus zu seinem Wagen.
    Mohammed wohnte im neunten Stock. Die Aufzüge waren kaputt. Als Ibrahim endlich oben angekommen war, musste er eine Weile verschnaufen, ehe er wieder Luft bekam. Wie anstrengend musste es erst mit einem kranken Kind sein! Er dachte an seine privilegierte Kindheit und Ausbildung. Durch den Wohlstand seines Vaters hatte er es immer leicht gehabt. Drinnen hörte er den unterdrückten Streit eines verheirateten Paares, das einer zu großen Belastung ausgesetzt war und nicht wollte, dass ihr geliebtes Kind es hörte. Plötzlich war es ihm peinlich,

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