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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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schüchtern. «Dann gehen wir einfach, oder? Ich sterbe vor Hunger.»
    Knox führte sie zum Aufzug. Als er die Gittertür etwas heftiger zuschlug als nötig, schauten der Portier und sein bärtiger Freund böse hinter ihnen her. Im Lift war es dunkel und eng, mehr als zwei Menschen hatten dort keinen Platz. Sie standen Schulter an Schulter, während der Aufzug langsam die sechs Etagen hinunterratterte. «Ein reizender Mensch», knurrte Knox, sobald sie außer Hörweite waren.
    «Der Typ in meinem Hotel in Tanta war noch schlimmer», sagte Gaille. «Er hat mich angeschaut, als würde er Frauen die Schuld an allen Übeln der Welt geben. Am liebsten hätte ich ihn gefragt, warum er überhaupt ein Hotel führt. Soll er doch einen Christlichen Verein Junger Männer aufmachen! Da gibt es nur nette junge Kerle.»
    Knox lachte und schob die Tür wieder auf, als sie im Erdgeschoss ankamen. «Mögen Sie Meeresfrüchte?»
    «Ich liebe Meeresfrüchte.»
    «Es gibt da ein Restaurant, in dem ich oft gegessen habe. Ich bin schon länger nicht mehr dort gewesen, aber ich glaube, es lohnt sich.»
    «Hört sich großartig an. Kennen Sie Alexandria gut?»
    «Früher einmal.» Vor dem Hotel lenkte er Gaille von der übervölkerten Partymeile Sharia Nabi Daniel in eine ruhige Straße. Da Hassan hinter ihm her war, musste er sich etwas abseits halten. Ständig schaute er sich um und hatte das Gefühl, die Leute würden ihn mustern. In der Dunkelheit hinter sich sah er einen Mann in einem hellblauen Gewand leise, aber eindringlich ins Handy sprechen und dabei in seine Richtung schauen.
    «Alles in Ordnung?», fragte Gaille. «Oder stimmt was nicht?»
    «Nein», sagte er. «Entschuldigen Sie. Ich war gerade etwas in Gedanken.» Sie kamen an eine Kreuzung. An der Ecke stand ein Minarett, das Knox die Gelegenheit bot, seine Nervosität mit einem Gespräch zu übertünchen. «Die Attarin-Moschee», sagte er und zeigte auf das Gebäude. «Wussten Sie, dass dort der Sarkophag von Alexander dem Großen gefunden wurde?»
    «Ich wusste nicht einmal, dass er gefunden wurde.»
    «Von Ihrem Napoleon», sagte Knox. «Als er seine Truppen die Schätze Ägyptens plündern ließ.»
    «Ja», sagte Gaille lächelnd. «Bevor Ihr scheußlichen Engländer sie ihm gestohlen habt.»
    «Für die Zivilisation gerettet, meinen Sie. Jedenfalls fand er einen riesigen Brecciasarkophag voller Hieroglyphen, die damals niemand entziffern konnte. Die Einheimischen schworen aber, dass es Alexanders Sarg wäre. Da Alexander Napoleons Held war, beschloss er, einmal selbst darin beigesetzt zu werden, und ließ ihn nach Frankreich bringen. Aber dann haben wir Briten ihn ins Britische Museum umgeleitet, wo er neben dem Stein von Rosette ausgestellt ist.»
    «Ich werde ihn mir bei Gelegenheit anschauen.»
    Der Mann stand noch immer in einiger Entfernung hinter ihnen und sprach beschwörend in sein Handy. Knox wurde immer unruhiger. Er führte Gaille in eine enge Seitenstraße, um den Mann loszuwerden. «Als die Hieroglyphen schließlich entziffert wurden», fuhr er fort, «stellte sich natürlich heraus, dass es nicht Alexanders Sarkophag war, sondern der von Nektanebos dem Zweiten.»
    «Ach.»
    Er schaute sich noch einmal um, aber die Straße war leer. «Genau», sagte er und entspannte sich ein wenig. «Die Einheimischen hatten Napoleon reingelegt. Wie demütigend! Niemand glaubte, dass an der Geschichte etwas Wahres dran sein könnte. Schließlich hätte Ptolemäus Alexander den Großen bestimmt nicht in den ausrangierten Sarkophag eines flüchtenden Pharaos wie Nektanebos gelegt, oder?»
    «Sehr unwahrscheinlich.»
    «Genau. Wissen Sie etwas über Nektanebos?»
    Gaille zuckte mit den Achseln. «Ein bisschen.»
    «Er war der letzte Pharao, der gebürtiger Ägypter war. Er besiegte die Perser und gab eine Menge neuer Bauwerke in Auftrag, unter anderem den Tempel in Sakkara, der Totenstadt von Memphis, Ägyptens Hauptstadt zu der Zeit.»
    «Ich bin ja nicht völlig unwissend. Sakkara kenne ich natürlich.»
    «Außerdem hatte er diesen Sarkophag in Auftrag gegeben», fuhr Knox grinsend fort. «Er konnte ihn allerdings nie benutzen. Die Perser kamen zurück, und Nektanebos musste fliehen. Und als Ptolemäus zwanzig Jahre später die Herrschaft über Ägypten übernahm und irgendwo Alexanders Leichnam aufbewahren musste, während in Alexandria ein angemessenes Mausoleum für ihn gebaut wurde, standen Nektanebos’ Tempel und Sarkophag leer.»
    «Wollen Sie behaupten, dass er

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