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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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bewundernswerten Mangel an Respekt gegenüber normalen Verhaltensregeln, und seine Art war ansteckend. «Und in der Ausgrabungsstätte?»
    «Kein Problem. Überlass mir das Reden. Viel zu reden gibt es eh nicht. Oben ist eine Baustelle. Unten gibt es Gott weiß wie viele Kammern, in jeder hundert loculi , jedes voller Knochen und Artefakte, die Mansoor in zwei Wochen im Museum haben will. Ein Chaos. Archäologen vom Museum, von der Uni, von der Küste. Am Eingang der Treppe steht nur eine Wache, aber um an der vorbeizukommen, braucht man nur einen Standardausweis der Antiquitätenbehörde, und du kannst einen von meinen haben. Irgendein nichtssagender Name. John Smith, Charles Russel, Mark Edwards. Ja! Perfekt! Mark Edwards. Du siehst genauso aus, wie ein Mark Edwards aussehen sollte.»
    Knox schüttelte unsicher den Kopf. «Du weißt, was man in Kairo von mir hält. Wenn das herauskommt, kriegst du Probleme.»
    «Scheiß auf Kairo», schimpfte Augustin. «Mir wird immer noch übel, wenn ich daran denke, was dieses Arschloch Yusuf dir und Richard angetan hat. Glaube mir, ich helfe dir gern. Außerdem, wie sollte es herauskommen? Ich werde nichts sagen. Du vielleicht?»
    «Jemand könnte mich erkennen.»
    «Glaube ich nicht. Ibrahim vielleicht, aber er ist ein guter Mann, er wird nichts sagen. Außerdem kommt er gar nicht mehr an die Stätte, er könnte sich ja seinen Anzug schmutzig machen. Sonst kennt dich keiner. Und es sind alles Freunde, außer dieser geilen Griechin Elena und ihrer …»
    «Elena?» Knox legte eine Hand an die Stirn. «Elena Koloktronis?»
    Augustin verzog das Gesicht. «Du kennst sie?»
    «Nein», sagte Knox. «Ich habe nur geraten.»
    «Wo hast du von ihr gehört?»
    «Du weißt doch, was mit meinen Eltern und meiner Schwester passiert ist, oder?»
    «Natürlich. Wieso? Hatte sie etwas damit zu tun?»
    «Ihr Ehemann war der Fahrer.»
    «Ach so. Und er …? Ist er auch …?»
    «Ja.»
    «Tut mir leid», sagte Augustin. «Tut mir für euch beide leid. Aber das spielt keine Rolle. Sie wird morgen nicht dort sein.»
    «Bist du sicher?»
    «Sie leitet eine Ausgrabung im Delta. Sie kam heute nur, um diese französische Fotografin vorzustellen. Gaille Dumas oder so. Kennst du die?»
    «Eine Fotografin?» Knox schüttelte den Kopf. «Nein.»
    «Dann ist ja alles klar», sagte Augustin. Grinsend hob er sein Bier, um Knox zuzuprosten. «Was soll schon schiefgehen?»

KAPITEL 9

I
    Augustin hatte recht gehabt. Am nächsten Morgen in die Ausgrabungsstätte zu gelangen war ein Kinderspiel. Auch die Reaktion seines Freundes hatte Augustin richtig eingeschätzt: Knox war aufgeregt wie ein kleines Kind, wieder an einem richtigen archäologischen Projekt mitzuarbeiten. Das letzte Mal lag lange zurück. Viel zu lange. Allein dort zu sein und die Geräusche und Gerüche aufzunehmen machte ihn glücklich. An der Oberfläche brummte ein Generator, der eine Seilwinde antrieb, die beinahe unablässig aus alten Lastwagenreifen gefertigte und mit Schutt gefüllte Körbe ans Tageslicht beförderte. Oben wurde der Schutt durchgesiebt, um dann entweder ins Museum oder auf die Deponie gebracht zu werden. In der gesamten Nekropole waren durch meterlange weiße Verlängerungskabel gespeiste Leuchten und Lüfter verteilt, in den engen Grabkammern knieten Mitarbeiter der Antiquitätenbehörde mit Atemmasken und weißen Handschuhen und bargen Artefakte und Skelettteile.
    Augustin hatte das gesamte Tauchequipment heruntergebracht und dann Knox abgeholt. Sie begaben sich zum Grundwasserspiegel, zogen sich um und kontrollierten sehr sorgfältig die Ausrüstung des jeweils anderen. Wer so häufig getaucht war wie die beiden, konnte bei den Sicherheitschecks schon mal nachlässig werden. Aber in einem abgeschlossenen Labyrinth wie diesem konnte man nicht einfach seinen Bleigürtel abnehmen und an die Oberfläche tauchen, wenn etwas schiefging. Hier gab es keine Oberfläche.
    Augustin hatte eine Rolle Nylonschnur dabei und wollte sich eines Tricks der Ariadne bedienen. Doch es gab keine Möglichkeit, die Schnur zu befestigen. «Bleib hier», sagte er, verschwand kurz und kehrte mit einem der mit Schutt gefüllten Körbe zurück. Er band den Faden am Griff fest und zog ein paar Mal daran. Dann hakten sie sich mit einer Rettungsleine zusammen, schalteten ihre Tauchlampen an und gingen ins Wasser. Augustin rollte die Schnur hinter sich auf. Beide hatten auf Flossen verzichtet und sich Gewichte zum Gehen umgehängt. Auf diese Weise

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