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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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er fühlte sich wie ein Eindringling. Gerade, als er wieder gehen wollte, ging unerwartet die Tür auf, und eine Frau kam heraus, einen Schal über dem Kopf und feierlich gekleidet, als wolle sie jemandem einen Besuch abstatten. Sie war genauso erschrocken, ihn zu sehen, wie er sie. «Wer sind Sie?», wollte sie wissen. «Was machen Sie hier?»
    «Entschuldigen Sie», sagte er nervös. «Ich habe etwas für Mohammed.»
    «Was?»
    «Nur ein Buch.» Er zog es aus der Tasche. «Für seine Tochter. Ihre Tochter.»
    Die Frau sah Ibrahim verwirrt an. «Das ist für Layla?»
    «Ja.»
    «Aber … wer sind Sie?»
    «Mein Name ist Ibrahim.»
    «Der Archäologe?»
    «Ja.»
    Sie biss nachdenklich auf ihre Unterlippe. Dann ging sie zurück in die Wohnung. «Mohammed», sagte sie. «Komm mal her. Dein Freund, der Archäologe, ist zu Besuch gekommen.»
    Mohammed kam aus einem Nebenzimmer. Die Tür war so niedrig, dass er den Kopf einziehen musste. «Ja?», fragte er besorgt. «Gibt es ein Problem an der Ausgrabungsstätte?»
    «Nein», sagte Ibrahim und zeigte ihm das Buch. «Es ist nur … mein Vater hat mir immer daraus vorgelesen. Ich dachte, vielleicht können Sie und Ihre Tochter …» Er schlug das Buch auf, blätterte durch die Seiten und zeigte ihm die prachtvollen Illustrationen von Alexander aus Geschichte und Mythologie.
    «Aber das ist ja wunderschön», sagte Mohammed staunend. Er schaute seine Frau an, die erst zögerte und dann nickte. «Layla hat den ganzen Abend von Ihnen gesprochen», sagte Mohammed und nahm Ibrahims Ellbogen. «Ich weiß, dass es ihr viel bedeuten würde, wenn Sie ihr das Buch selbst geben.»

III
    Eigentlich war Alexandria eine der offensten Städte Ägyptens, doch die Spannungen zwischen der westlichen und der arabischen Welt waren mittlerweile auch hier zu spüren. Als Knox auf der Straße vor Gailles Hotel den Taxifahrer bezahlte, spürte er den kühlen Blick eines jungen Ägypters, der mit seiner Frau an ihm vorbeiging. Normalerweise hätte Knox dem keine Beachtung geschenkt, doch mit Hassan auf den Fersen ließ es ihm keine Ruhe. Überall Menschen. Woher sollte er wissen, welche gefährlich waren? Die mit dem Lächeln oder die mit dem finsteren Blick?
    Gailles Hotel befand sich in der sechsten Etage. Der alte Aufzug fuhr ratternd und schaukelnd an düsteren Stockwerken vorbei. Knox zog die Gittertür auf und trat hinaus. Ein kahlköpfiger Portier mittleren Alters unterhielt sich mit einem Bärtigen. Beide schauten Knox mit unverhohlener Geringschätzung an. «Ja?», fragte der Portier.
    «Gaille Dumas, bitte», sagte Knox.
    «Die Französin?»
    «Ja.»
    «Und wer sind Sie?»
    Knox brauchte einen Moment, um sich an den Namen zu erinnern, den Augustin ihm gegeben hatte. «Mark», erwiderte er. «Mark Edwards.»
    «Nehmen Sie Platz.» Der Portier drehte sich zu seinem Freund um und nahm das Gespräch wieder auf. Knox setzte sich in einen blauen Sessel, aus dessen abgewetztem Polster weißes Füllmaterial quoll. Eine Minute verging. Doch der Portier machte keine Anstalten, Gaille zu benachrichtigen. Eine weitere Minute verging. Die zwei Männer plauderten seelenruhig weiter, ohne in seine Richtung zu schauen. Sie ließen ihn ihre Verachtung spüren. Knox wollte keinesfalls unangenehm auffallen, aber irgendwann konnte er nicht mehr still sitzen bleiben. Er stand auf, wischte die Fussel von seiner Hose und ging zur Rezeption.
    «Rufen Sie sie für mich an», sagte er.
    «Gleich.»
    Er legte eine Hand auf den Tresen. «Nein», sagte er. «Jetzt.»
    Der Portier machte ein finsteres Gesicht, nahm aber den Hörer und wählte ihre Nummer. Im Gang konnte man dumpf ein Telefon klingeln hören. «Sie haben Besuch», sagte er. Er legte den Hörer auf und wandte sich ohne ein Wort an Knox wieder seinem Freund zu.
    Eine weitere Minute verging. Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen. Eilige Schritte hallten auf den harten Holzdielen. Dann kam Gaille mit Turnschuhen, ausgeblichener Jeans und einem weiten schwarzen Sweatshirt um die Ecke. «Mark», sagte sie erstaunt. «Was machen Sie denn hier?»
    «Augustin hat es leider nicht geschafft. Probleme bei der Arbeit. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich in letzter Minute für ihn einspringe.»
    «Überhaupt nicht.» Sie schaute hinab auf ihre nachlässige Kleidung und verzog das Gesicht. «Gehen wir in ein schickes Restaurant?», fragte sie.
    «Sie sehen gut aus», versicherte Knox ihr. «Sie sehen sogar großartig aus.»
    «Danke.» Sie lächelte

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