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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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«Aber zuerst muss ich Ihnen etwas erzählen, Gaille.»
    «Über Knox, stimmt’s?», sagte sie. «Er ist ein Freund von Ihnen, oder?»
    «Das ist wirklich nicht der richtige Ort, um darüber zu sprechen. Kann ich später im Vicomte vorbeikommen?»
    Sie lächelte erfreut. «Gern, und danach gehen wir aus. Dieses Mal lade ich Sie ein.»
    Aus der Vorkammer hörte man ein Platschen, dann tauchte Mansoor auf und brachte Elena mit. «Was ist denn hier los?», wollte Mansoor wütend wissen. Gaille wandte sich an Knox und erwartete, dass er die Situation erklärte, doch er zog nur den Kopf ein, packte seine Körbe und verschwand. Elena und Mansoor starrten ihm mit offenen Mündern hinterher. «Wer zum Teufel war das?», fragte Mansoor.
    «Augustins Tauchpartner», erklärte Gaille. «Ich glaube, die Pumpe war teilweise seine Idee.»
    «Aha», sagte Mansoor. «Ich hoffe, er denkt nicht, dass ich sauer auf ihn bin. Aber mit diesem verfluchten Augustin habe ich noch ein Wörtchen zu reden.» Er schüttelte halb amüsiert, halb verwundert den Kopf. «Was sollen diese Streichhölzer?», fragte er.
    «Hier ist nichts abgeschöpft worden», erklärte Gaille und zeigte auf die unterschiedlichen Wasserpegel. «Wir wollten nur wissen, wohin es abläuft.»
    «Und?»
    «Die Streichhölzer scheinen auf die Plinthe zuzutreiben.» Sie hockten sich davor und leuchteten mit ihren Taschenlampen auf die zahlreichen Luftblasen, die darunter verschwanden. «Akylos von den dreiunddreißig», murmelte Gaille, der plötzlich ein Gedanke gekommen war. «Dem Tapfersten ohne Vergleich, er ragte über all die andern.»
    «Die Inschrift über dem Türsturz?», meinte Mansoor stirnrunzelnd. «Was ist damit?»
    «Die Griechen liebten Wortspiele.»
    «Spannen Sie uns nicht auf die Folter», sagte Elena.
    Gaille verzog ihr Gesicht. Sie befürchtete, dass die beiden sie für verrückt hielten. «Wenn Akylos über all die andern ragte, könnte die Inschrift dann nicht bedeuten, dass die anderen – die anderen zweiunddreißig, meine ich – in ihrer Ehre unter Akylos standen?»
    Mansoor lachte und musterte sie. «Sie sind Fotografin?»
    Sie errötete und spürte Elenas stechenden Blick. «Eigentlich bin ich Sprachwissenschaftlerin.»
    «Ich hole Ibrahim», sagte Mansoor nickend. «Er muss sich das selbst anschauen.»

III
    Augustin war am Grundwasserspiegel und zog seinen Tauchanzug an. «Hat Elena dich erkannt?», fragte er Knox.
    «Ich glaube nicht. Hat Mansoor dich erwischt?»
    «Nicht ganz.» Augustin wedelte mit seiner Hand, als hätte er sie verbrüht. «Aber es war knapp. Houf!» Er deutete auf das Wasser. «Ein kluger Mann würde sich für eine Weile fernhalten. Wollen wir weitermachen?»
    «Legen wir los», sagte Knox.
    Obwohl die Dichtung geplatzt war, hatte die Pumpe über Nacht gute Dienste geleistet, sodass ihnen das Wasser nur noch bis zum Kinn reichte. Als sie entdeckten, was für ein komplexes Labyrinth miteinander verbundener Gänge und Kammern sich hier unten verbarg, schauten sie sich erleichtert an. Sie hatten wirklich Glück gehabt, lebend wieder herausgekommen zu sein. In einer Kammer waren auf der hinteren Wand die Umrisse für loculi aufgezeichnet, aber sie waren noch nicht in den Stein geschlagen worden. Es dauerte eine Weile, ehe Knox erkannte, warum. In der Decke befand sich ein zerklüftetes Loch, als wären die Arbeiter zufällig auf einen weiteren Raum gestoßen.
    «Hey, Kumpel», rief er und richtete seine Taschenlampe nach oben. «Schau dir das an!»
    Augustin kam zu ihm. «Was ist das?», fragte er stirnrunzelnd.
    «Hilf mir mal hoch.»
    Augustin machte eine Trittleiter mit seinen Händen und hievte Knox hinauf in die neue Kammer. Er konnte gerade eben darin stehen, ohne mit dem Kopf anzustoßen. Knox legte eine Hand an die Wand. Sie war aus Kalksteinquadern errichtet, der Mörtel dazwischen war weggebröckelt und zu Staub geworden.
    «Hey, zieh mich hoch, verdammt», sagte Augustin. «Ich will das auch sehen.»
    Nachdem auch Augustin oben war, schauten sie sich weiter um. Ein enger Gang führte nach rechts. Am Ende befand sich ein schmaler Spalt, durch den man in einen von einer zweiten Kalksteinmauer gesäumten Parallelgang gelangte und dann in einen dritten Gang mit einer Außenwand aus massivem Stein. Sie hatten es also mit einer einzelnen Kammer von ungefähr sechs Quadratmetern Grundfläche und zwei Metern Höhe zu tun; sie war durch drei Innenwände in drei Gänge unterteilt, die an einem Ende zusammentrafen. Ein

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