Das Gottesgrab
großes E. Sie gingen zum Ende des zentralen Gangs. Eine Treppe aus fünf Stufen führte nach oben und ging dann im rechten Winkel in eine zweite Treppe über, die in der Decke verschwand. Von oben ertönten dumpfe Schläge, Staub rieselte von den Wänden. «Himmel!», murmelte Knox. «Was war das?»
Augustin schlug mit der Faust gegen die Decke. Dann lächelte er. «Die Rotunde», sagte er. «Dies muss die ursprüngliche Treppe sein. Genau. Die Makedonier haben zu tief gegraben und sind auf den Grundwasserspiegel gestoßen. Und? Sie bauten diese Kalksteinmauern als Stützen, legten einen neuen Boden und pflasterten ihn mit einem Mosaik. Parfait! Die Erbauer der Nekropole sind fünf Jahrhunderte später einfach zufällig hier durchgebrochen.»
IV
Als Ibrahim an der Ausgrabungsstätte eintraf, war das Wasser in der Hauptkammer bereits vollständig abgelaufen. Da es zu aufwendig war, schweres Hebegerät hinunterzuschaffen, hatte Mansoor Mohammed um Hilfe gebeten. Die beiden schoben Stemmeisen unter eine Seite der Plinthe und hebelten sie hoch. Es knackte und knarrte, als die seit Jahrhunderten auf dem Boden ruhende Steinplatte nachgab. Die Männer keuchten, und die Stemmeisen bogen sich, als sie die Platte wenige Zentimeter anhoben.
Ibrahim und Elena knieten sich hin, um mit ihren Taschenlampen in den Spalt zu leuchten. Im Boden war ein rundes schwarzes Loch von vielleicht einem Meter Durchmesser. Doch die Plinthe war so schwer, dass selbst Mohammed und Mansoor sie nicht lange halten konnten. Mansoor knickte als Erster ein und gab einen Warnschrei von sich, dann ließ auch Mohammed sie zurück auf den Boden krachen. Staub wirbelte auf und drang Ibrahim in Mund und Nase, sodass er einen Hustenanfall bekam.
«Und?», fragte Mansoor.
«Da ist ein Schacht», sagte Ibrahim.
«Sollen wir die Plinthe wegnehmen?», fragte Mohammed.
«Ist das möglich?»
«Ich brauche mehr Hilfe und Werkzeug, aber es müsste zu schaffen sein.»
Ibrahim spürte, dass ihn jeder erwartungsvoll ansah, doch er zögerte noch. Nicolas hatte zwanzigtausend Dollar versprochen, von denen sie bisher nur die Hälfte erhalten hatten. Der Rest sollte nach zufrieden stellendem Abschluss der Arbeiten überwiesen werden. Katerina, Nicolas’ Assistentin, hatte besondere Betonung auf die Worte ‹zufrieden stellend› gelegt und unmissverständlich klargemacht, dass man es als äußerst unzufrieden stellend betrachten würde, wenn ein Fund wie dieser nicht sofort gemeldet wurde. Außerdem konnte er es jetzt, wo Elena davon wusste, nicht mehr geheim halten. Plötzlich sah er im Geiste Mohammeds Tochter vor sich, deren Leben an einem seidenen Faden hing. «Geben Sie mir einen Moment Zeit», sagte er. «Ich muss telefonieren.» Er bedeutete Elena, ihm die Treppe hinauf zu folgen, und rief dann die Dragoumis-Gruppe an. Um nicht vom Lärm der Baustelle gestört zu werden, hielt er sich das andere Ohr zu, während als Warteschleife blecherne Volksmusik aus dem Hörer ertönte. Nervös knetete er seinen Nasenrücken.
Die Musik hörte abrupt auf. «Ja? Hier ist Nicolas Dragoumis.»
«Ibrahim Beyumi. Aus Alexandria. Sie wollten, dass ich mich melde, sobald wir etwas finden.»
«Und?»
«Unter dem makedonischen Grabmal ist etwas. Vielleicht ein Schacht.»
«Ein Schacht?» Ibrahim konnte die Aufregung in Nicolas’ Stimme hören. «Wohin führt er?»
«Höchstwahrscheinlich nirgendwohin. Das ist meistens so. Aber wir müssen die Plinthe entfernen, um nachzuschauen. Es ist nur so, dass Sie deutlich gesagt haben, Sie wollten sofort informiert werden.»
«Ganz richtig.»
«Dann werde ich jetzt die Plinthe entfernen lassen. Ich rufe Sie zurück, sobald …»
«Nein», sagte Nicolas bestimmt. «Ich muss mir das selbst anschauen.»
«Das ist eine Notausgrabung», protestierte Ibrahim. «Wir haben keine Zeit, um …»
«Morgen Nachmittag», sagte Nicolas. «Ich werde um ein Uhr bei Ihnen sein. Bis dahin werden Sie nichts unternehmen. Verstanden?»
«Ja, aber wie gesagt, es ist mit Sicherheit nicht wichtig. Wenn Sie sich extra auf den Weg machen, und wir finden nichts weiter …»
«Ich werde da sein», blaffte Nicolas. «Definitiv. In der Zwischenzeit geht niemand mehr dort rein. Ich will Wachposten und ein Stahltor.»
«Ja, aber …»
«Tun Sie einfach, was ich sage. Schicken Sie Katerina die Rechnung. Und jetzt möchte ich mit Elena sprechen. Ist sie da?» «Ja, aber …»
«Geben Sie mir Elena.»
Ibrahim zuckte hilflos mit den Achseln. «Er
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