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Das Gottesgrab

Das Gottesgrab

Titel: Das Gottesgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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plauderten und scherzten, sie neckten sich, zu langsam zu sein, zu alt. Der Jeep quietschte, als sich jemand dagegenlehnte. Gott! Wie lange würde es dauern, bis einer von ihnen die Plane anhob? Er konnte nichts anderes tun, als reglos auszuharren. Und Pläne zu schmieden. Aber welche Pläne? Hassan, Nessim, Dragoumis, die Polizei und die Armee waren hinter ihm her und Gott weiß wer noch. Er konnte es nicht riskieren, sein Handy einzuschalten, um die Fotos anzuschauen; Nessim würde sonst sofort das Signal abfangen. Außerdem würde er auf dem winzigen Display des Handys ohnehin kaum etwas erkennen können. Im Grunde musste er die Fotos so schnell wie möglich löschen, denn sollten sie entdeckt werden, würden sie beweisen, dass er in der unteren Kammer gewesen war. Das würde ihm zehn Jahre Gefängnis einbringen. Im Grunde hätte er sie gern auf seinen Laptop geladen, aber der lag mitsamt seiner anderen Sachen im Heck von Nessims Freelander. Und der Computer hatte sowieso keinen USB-Anschluss, sodass er die Fotos nur an seine E-Mail-Adresse schicken konnte, um sie dann zu speichern. Aber all das würde nicht passieren, solange er im Jeep lag und seine Verfolger auf der Motorhaube saßen.
    Er versuchte, an andere Dinge zu denken. Die Namen Kelonimos und Akylos fielen ihm wieder ein. Als er mit Richard in Mallawi die ptolemäischen Archive gefunden hatte, hatte es so viel Material gegeben, dass sie mit der Übersetzung überhaupt nicht nachgekommen waren. Deshalb hatten sie die Texte konserviert und katalogisiert und sie zur Aufbewahrung und späteren Erforschung an die staatliche Antiquitätenbehörde übergeben. Sie waren dabei nach der Methode vorgegangen, alle Fragmente eines einzelnen Papyrus’ zu sammeln und zu fotografieren und diesen Fragmenten und Fotos dann einen Dateinamen zuzuordnen. Der jeweilige Name war entweder der Fundort oder – wenn zu viele Papyri oder Fragmente an einem Ort gefunden worden waren – der Name eines Ortes oder einer Person aus dem Text. Und zwei Namen, die häufig aufgetaucht waren, lauteten Akylos und Kelonimos.
    Die Originale waren vor langer Zeit von Yusuf Abbas von der staatlichen Antiquitätenbehörde zur ‹Aufbewahrung› entgegengenommen worden, sie waren jetzt also Gott weiß wo. Aber Knox hatte Fotos davon auf CDs. Leider befanden sich auch diese im Kofferraum von Nessims Freelander, der wahrscheinlich auf dem videoüberwachten Parkplatz irgendeines teuren Hotels in Alexandria stand. Und Knox war momentan nicht gerade in der Lage, von Hotel zu Hotel jagen zu können, um mal eben einen Wagen aufzubrechen. Nein. Er musste es auf einem anderen Weg versuchen.
    Wieder ruckelte der Jeep. Der Mann war von der Motorhaube gerutscht. Knox hörte schlurfende Schritte, die sich entfernten. Er wartete, bis ein paar Minuten lang Ruhe herrschte, dann stieg er aus und zog die Plane vom Wagen. Er durfte keine Zeit vergeuden. Ein paar Anrufe mussten gemacht werden.

III
    Obwohl sie konzentriert die Inschrift betrachtete, dauerte es eine Weile, bis Gaille herausfand, was sie gestört hatte. Die untere Textzeile war unvollständig, und sie war von links nach rechts geschrieben. Doch wie Arabisch wurde Demotisch von rechts nach links geschrieben.
    Die Inschrift im makedonischen Grabmal war in griechischer Sprache geschrieben. Die wenigen Worte auf den Wandmalereien der Vorkammer waren griechische gewesen. Die Widmung auf dem Architrav war griechisch gewesen. Die Schildknappen waren Griechen gewesen. Die Götter, die sie angebetet hatten, waren griechische gewesen. Diese Schrift sah aus wie Demotisch, aber der Eindruck war nur äußerlich. Und es erschien unnatürlich, nur für eine Inschrift ins Demotische zu wechseln. Vielleicht war der Text einfach zu heikel gewesen, um in Griechisch verfasst zu werden. Vielleicht hatte der Autor deshalb das demotische Alphabet benutzt. Schließlich waren Kodes in der Antike nicht unbekannt gewesen. Alexander hatte wichtige Botschaften verschlüsselt. Manche der Schriftrollen vom Toten Meer hatten Kodes für besonders heikle Worte enthalten. Valerius Probus hatte eine ganze Abhandlung über Geheimschriften verfasst. Sie waren einfach gewesen, weil die Menschen sie für nicht entschlüsselbar gehalten hatten. Nicht so Gaille.
    Sie schrieb die Inschrift auf einen Block und suchte dabei bereits nach Mustern. Wenn es sich hierbei um eine buchstabengetreue Übertragung handelte und das gleiche Wort mehrmals verschlüsselt war, dann würde sie jedes Mal

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