Das Gottesgrab
tiefer glitzerte es.
«Wasser», sagte Mansoor. «Ich gehe zuerst.» Er wandte sich an Mohammed. «Binden Sie eine Schlinge in ein Seil, dann lassen Sie mich hinab, okay?»
«Okay», stimmte Mohammed zu.
II
Knox blieb keine Zeit. Er legte eine Hand vor die Taschenlampe, um sie abzudunkeln, aber noch genug Licht zu haben, damit er sah, was er tat. Dann zog er sein T-Shirt aus und verwischte damit beim Rückweg aus der Kammer und die Stufen hinab seine Fußspuren im Staub. Doch Mansoor wurde bereits an einem Seil hinabgelassen und leuchtete mit seiner Taschenlampe umher. Geduckt schlich sich Knox davon. «Da ist ein Gang», rief Mansoor, als er das seichte Wasser erreichte und sich aus der Schlinge befreite. «Ich schaue mich mal um.»
«Nein!», rief Ibrahim. «Warte.»
«Aber ich will nur …»
«Warte auf uns.»
Der Strahl der Taschenlampe verschwand vorübergehend. Knox wagte einen Blick und sah, dass die Schlinge hochgezogen wurde. Ungeduldig und verärgert leuchtete Mansoor mit seiner Taschenlampe wieder in den Gang. Knox hatte keine Chance mehr zu fliehen. Nun wurde jemand anderes hinabgelassen. Gaille, die am Seil hin- und herschwankte. Mansoor drehte sich um und half ihr aus der Schlinge. Dies war Knox’ einzige Chance. Er lief den Korridor entlang zur abgebauten Mauer und bemühte sich, keine Wellen zu erzeugen. Aber Gaille gab einen Warnschrei von sich. «Da ist jemand!», rief sie.
Knox stieg gerade noch rechtzeitig durch das Loch in der Wand, bevor Mansoor seine Taschenlampe in den Gang richtete. «Da ist niemand», lachte er. «Wer soll denn hier sein?»
«Ich könnte schwören, dass da jemand war», sagte Gaille.
«Das war nur Einbildung», sagte Mansoor. «An solchen Orten kann so was passieren.»
Knox hörte nur mit einem Ohr zu. Mit pochendem Herzen baute er von der anderen Seite hektisch die Mauer wieder auf. Da er nicht riskieren konnte, seine Taschenlampe anzumachen, musste er tastend arbeiten und mit dem spärlichen Licht auskommen, das von Mansoor, Gaille und den anderen, die nach und nach herunterkamen, zu ihm drang. Als alle unten waren, hatte Knox erst zwei Drittel der Mauer wieder aufgebaut.
«Okay», sagte Ibrahim. «Los geht’s.»
Knox erstarrte. Jetzt konnte er nichts weiter tun, als sich im Dunkeln zu verbergen und zu beten. Lichtstrahlen flackerten umher und blendeten ihn beinahe. In der Mauer war noch immer ein klaffendes Loch. Es konnte ihnen nicht verborgen bleiben. Doch irgendwie gingen sie der Reihe nach mit gesenkten Köpfen daran vorbei; um nicht zu stolpern, achteten sie nur auf den Boden. Ibrahim, Mansoor, Elena, Gaille und dann, was für ein Schock, Nicolas Dragoumis. Nicolas Dragoumis! Für die vorgetäuschte Exekution in der vergangenen Nacht gab es plötzlich einen völlig neuen Verdächtigen.
Genau wie zuvor Knox blieben sie vor dem Portal stehen, um die Inschrift im Architrav zu lesen. «Schauen Sie!», rief Elena aufgeregt und stupste Nicolas an. «Kelonimos!» Ihr Ton und die Anwesenheit von Nicolas Dragoumis halfen seinem Gedächtnis auf die Sprünge. Jetzt fiel Knox wieder ein, warum ihm die Namen Kelonimos und Akylos so vertraut gewesen waren.
III
Ibrahim betrat die Kammer als Erster. In stummer Ehrfurcht stand er da, während die anderen hinter ihm auf der obersten Stufe stehen blieben. Wie trunken schaute er sich in der Kammer um. Erst als Nicolas in die Kammer trat, besann er sich wieder.
«Stopp!», sagte er. «Niemand geht hinein.»
«Aber …»
«Niemand geht hinein», wiederholte er. Plötzlich hatte er das Gefühl, seine Autorität behaupten zu müssen. Er war der oberste Repräsentant der staatlichen Antiquitätenbehörde an der Ausgrabungsstätte, und niemand konnte auch nur einen Moment daran zweifeln, dass dies ein Fund von historischer Bedeutung war. Er winkte Mansoor zu sich. «Wir müssen sofort Kairo informieren», sagte er.
«Kairo?», fragte Nicolas erschrocken. «Ist das wirklich nötig? Das ist doch hier bestimmt keine Angelegenheit für …»
«Für wen dies eine Angelegenheit ist, bestimme ich.»
«Aber …»
«Sie sind unser Sponsor, und wir wissen Ihre Unterstützung zu schätzen. Aber diese Ausgrabung ist nicht mehr Ihre Sache. Ist das klar?»
Nicolas lächelte gequält. «Wie Sie meinen.»
«Gaille. Sie werden Fotos machen, ja?»
«Natürlich.»
«Mansoor, du bleibst bei ihr.»
«Ja.»
«Ich werde Mohammed und die Wachen anweisen, niemanden herunterzulassen. Ich werde dafür sorgen, dass die Nekropole
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