Das Gottesgrab
geräumt wird. Wenn du der Meinung bist, dass Gaille genug Aufnahmen gemacht hat, legst du die Plinthe wieder auf den Schacht. Dann vergewisserst du dich, dass niemand mehr hier unten ist, und verschließt den Eingang zur Treppe. Ich bin mir sicher, Mohammed findet eine Möglichkeit. Denk daran, den Eingang fest zu verschließen. Niemand darf rein oder raus. Verstanden?»
«Ja, Chef.»
«Ich werde veranlassen, dass Maha eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung organisiert. Du gehst erst, wenn die Wachen hier sind. Dann bringst du Gaille in meine Villa. Du fährst selbst. Und lass ihre Kamera nicht aus den Augen.»
«Ja, Chef.»
«In der Zwischenzeit werde ich der Behörde mitteilen, dass wir gerade die wichtigste antike Stätte in der modernen Geschichte Alexandrias entdeckt haben.»
IV
Noch bevor Ibrahim und die anderen verschwunden waren, hatte Knox leise die Mauer wieder errichtet. Aber da Gaille und Mansoor geblieben waren, um Fotos zu machen, wagte er nun nicht mehr, sich zu rühren oder auch nur einen Ton von sich zu geben. Als Mansoor endlich zufrieden war und die beiden gingen, hatte er Krämpfe in den Beinen.
Er durfte keine Zeit verlieren. Wenn er nicht schnell genug herauskam, würde er mit den ganzen Leichen eingeschlossen werden. Knox verwischte alle Spuren seiner Anwesenheit, zwängte sich zurück in die Kammer unter der Rotunde und schob die Steinquader zurück an ihre Stelle. Er zog sich aus, packte alles in seine Tasche, holte tief Luft und tauchte unter Wasser. Die Tasche hinter sich herziehend, suchte er den Weg zurück zur Treppe. Er hatte Glück. Niemand erwartete ihn. Tatsächlich war es in der gesamten Nekropole unheimlich dunkel und still. Er trocknete sich ab, zog Hose und T-Shirt an, stopfte alle wichtigen Dinge in seine Hosentaschen und verstaute den Rest tief in einem leeren loculus . Dann lief er in die Rotunde. Als er sie erreichte, hörte er ein metallisches Quietschen und einen ohrenbetäubenden Knall. Er schaute hinauf und sah, dass das Sonnenlicht schon teilweise durch den Boden eines blauen Containers verdeckt war und ein zweiter bereits danebenstand, um die Öffnung vollständig zu verschließen. Mit schmerzenden Beinen jagte Knox die Wendeltreppe hinauf und hechtete gerade noch rechtzeitig hinaus, ehe der zweite Container platziert wurde. Ungläubig starrten sie ihn an, als er sich aufrappelte und zum Tor sprintete. «Haltet ihn fest!», brüllte Mansoor. «Haltet ihn doch fest!»
Am Ausgang der Baustelle stellten sich ihm zwei Wachen in den Weg. Knox senkte die Schulter, täuschte rechts an, wich nach links aus, wirbelte eine der Wachen herum, stürzte auf die Straße und durch den Verkehr, wich einem Kleinbus aus und machte Boden gut zwischen sich und seinen Verfolgern. Er hörte, wie sie den Umstehenden zuriefen, ihn festzuhalten, und dann wieder in ihre Handys brüllten. Knox rannte durch eine Gasse, drei Männer folgten ihm dicht auf den Fersen. Ein Verkäufer sprang aus seinem Laden, um ihm den Weg zu verstellen, aber Knox wehrte seinen halbherzigen Angriff ab, schaute sich um und sah die drei näher kommen. Nun tauchten auch noch zwei Soldaten vor ihm auf und griffen nach ihren Waffen. Die Sache wurde langsam ungemütlich, doch jetzt war es zu spät. Knox duckte sich links weg, seine Brust schmerzte, und er spürte einen brennenden Stich in der Seite. Seine Beine wurden immer schwerer. Er sprang über eine Mauer, krabbelte unter einem Tor hindurch und rannte schließlich in die dunkle Gasse, in der er den Jeep abgestellt hatte. Er konnte gerade noch rechtzeitig die Plane hochziehen, um darunterzukriechen, die Tür aufzuschließen und zu öffnen, hineinzusteigen, sich auf die Vordersitze zu legen und gierig nach Luft zu schnappen. Dann lauschte er reglos den hektischen Schritten in der Gasse und betete, dass man ihn nicht gesehen hatte.
KAPITEL 19
I
Ibrahim begrüßte Gaille und Mansoor ungeduldig, als sie endlich bei ihm eintrafen. «Wir hatten ein Problem», erklärte Mansoor. «Es war jemand in der Nekropole.»
«Ein Eindringling?»
«Keine Sorge. Das makedonische Grabmal hat er nicht gesehen.»
«Habt ihr ihn gefasst?»
«Es wird noch nach ihm gesucht. Weit wird er nicht kommen.»
Er deutete auf sein Handy. «Sie rufen mich an, sobald es etwas Neues gibt.»
«Gut. Und die Ausgrabungsstätte?»
«Verschlossen. Die Wachen sind auch vor Ort. Vorerst ist alles in Ordnung. Was ist mit Yusuf?»
«Er ist in einer Besprechung», sagte Ibrahim.
«In einer
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