Das Gottesgrab
Inschrift selbst. Ihren Inhalt.»
Rick lachte auf. «Du hast recht. Ich habe keine Ahnung.»
«Damit bist du nicht allein. Ein so großartiges Monument, eine solche Ikone, und kaum jemand weiß, was die Inschrift besagt.»
«Und was besagt sie?»
Knox richtete seine Taschenlampe nach vorn. Der weiße Marmor eines Portals schimmerte hell auf, zu beiden Seiten lagen geisterhafte Wölfe. «Man nennt die Inschrift das Dekret von Memphis», sagte er, während sie weitergingen. «Es wurde im Jahre 169 vor Christus zu Ehren der Thronbesteigung von Ptolemäus V. Epiphanes geschrieben. Zu der Zeit war das goldene Zeitalter der Ptolemäer bereits vorüber, dank Ptolemäus IV.»
«Der Partykönig», meinte Rick nickend und bückte sich, um die Wölfe zu fotografieren.
«Genau. Der König der Seleukiden, Antiochos III., dachte, er hätte ein leichtes Spiel mit ihm. Er eroberte Tyros, die Ptolemäer und einen großen Teil der ägyptischen Flotte.»
«Erspare mir die Details», sagte Rick. «Wir haben nicht alle Zeit der Welt, denk daran.»
«Okay», sagte Knox und ging weiter. «Bei Raphia fand eine große Schlacht statt. Die Ägypter haben gewonnen. Der Friede war wiederhergestellt. Das hätte eine gute Nachricht sein sollen.»
«Aber?»
«Die Steuern waren bereits äußerst hoch. Ptolemäus IV. musste sie noch weiter anheben, um seinen Krieg und die Siegesfeiern zu finanzieren. Unmut breitete sich aus. Die Menschen verließen ihre Höfe. In ganz Ägypten gab es heftige Aufstände. Ptolemäus wurde ermordet, und sein Nachfolger, Ptolemäus V. Epiphanes, war noch ein Kind. Eine Rebellengruppe griff Militärposten und Tempel im Nildelta an. Epiphanes’ Männer verfolgten sie. Die Rebellen suchten Zuflucht in einer Zitadelle.»
«Richtig», sagte Rick und schnippte mit den Fingern. «Sie dachten, sie wären in Sicherheit. Aber da lagen sie falsch.»
«Sie lagen völlig falsch», stimmte Knox zu, während sie zwei Stufen zu einem zweiten Durchgang hinabstiegen. «Laut der Inschrift auf dem Stein von Rosette erstürmten Epiphanes’ Männer die Zitadelle und töteten alle Rebellen.»
«Reizend.»
«Und weißt du, wo das passiert ist? In einem Ort namens Lycopolis, die Stadt der Wölfe, in der Kultstätte Busiris.»
«Busiris? Lag das nicht ungefähr da, wo wir gerade sind?»
«Ganz genau», sagte Knox nickend, als sie das Portal erreichten. «Willkommen in der Zitadelle des antiken Lycopolis.»
Rick ging als Erster mit seiner Taschenlampe hindurch. «O Gott!», murmelte er, als er sah, was dort drinnen war. Und dann drehte er sich weg, als wäre ihm schlecht geworden.
III
«Kommen Sie», sagte Aly Sayed lächelnd. «Diesen Abend sollte man nicht in einer Bibliothek vergeuden.»
Gaille und Elena folgten ihm nach draußen und setzten sich an den Tisch. Eine kühle Brise war aufgekommen. In der Ferne zwitscherten Vögel. Gaille hörte zu, wie Elena und Aly freundschaftlich miteinander plauderten, Gemeinsamkeiten oder gegenseitige Freunde entdeckten und über kaum bekannte Stätten sprachen, die sie beide besucht hatten. Nach einer Weile wandte sich Aly an Gaille. «Ihr armer Vater», sagte er. «Ich denke oft an ihn. Mein geschätzter Generalsekretär hat ihn nicht besonders geachtet, wie Sie vielleicht wissen. Aber ich arbeite nur mit Menschen zusammen, die ich respektiere. Kein Mensch liebte dieses Land mehr als er.»
«Danke.»
Er lächelte und wandte sich wieder an Elena. «Jetzt erzählen Sie mir, was Sie in Siwa suchen. Yusuf hat geheimnisvoll angedeutet, dass Sie in Alexandria etwas Interessantes gefunden haben.» «Das kann man wohl sagen.»
«Und dieser Fund hat etwas mit Siwa zu tun?»
«Ja.» Elena nahm ein paar von Gailles Fotos aus ihrer Tasche. «Verzeihen Sie, aber Yusuf hat darauf bestanden, dass Sie mir versprechen müssen, die Sache geheim zu halten.»
«Selbstverständlich», sagte Aly nickend. «Meine Lippen sind versiegelt.»
«Danke.» Sie reichte ihm die Fotos, erklärte, wie die Stätte gefunden worden war, was die Funde bedeuteten und las ihm die Übersetzung der Inschrift vor.
«Ein Grabmal für Alexander», murmelte Aly, während er sich die Fotos anschaute. «Und das wollen Sie in zwei Wochen finden?»
«Wir hoffen, in zwei Wochen weiterzukommen», sagte Elena. «So weit, dass wir zwei weitere Wochen bekommen.»
«Und wie wollen Sie vorgehen?»
«Der Text gibt mehrere Hinweise. Er besagt, dass das Grabmal in Sichtweite des Orakels von Amun liegt, dass es in
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