Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
Vom Netzwerk:
den Wunsch, diesen von Verzweiflung
zermürbten Seemann noch in ihrem Leben zu haben, lange nachdem
die Valparaíso das nächste Mal in den Hafen
eingelaufen war; sie konnte sich durchaus vorstellen, daß sie
gemeinsam einen Frachter privat charterten und zu den
Galápagos-Inseln fuhren. Der andere, vernünftige Teil
ihres Ichs jedoch wußte, daß Anthony van Horne, auch wenn
er das Trauma der Matagorda-Bucht irgendwann einmal verwand, und jede
Frau, die sich mit ihm einließ, eines Tages in der gleichen
öligen Patsche steckten, in der er gegenwärtig unterzugehen
drohte.
    Während der nächsten fünfzehn Minuten schürte
der Kapitän Cassies Lust mit der Zunge; sie hatte keine
Ähnlichkeit mit einem Aal, eher einer feuchten, fleischigen
Bürste, die den Schlot ihres Körpers fegte. Ich dulde
nicht, daß sich dadurch etwas ändert, schwor sie sich, als
Anthony ein zweites Supersensitiv-Kondom der Marke Shostak
hervorholte und über den sich straffenden Schaft abrollte.
Selbst wenn ich mich in ihn verliebe, lautete ihr Vorsatz,
bekämpfe ich weiter seine Fracht, während sie den frisch
Bestrumpften in die Luke dirigierte.

 

     
    »In Amsterdam ein Mädchen war, verstand ihr Fach ganz
wunderbar«, sang Albert Flume, während er Oliver,
Barclay Cabot und Winston Hawke in den Personenaufzug der Enterprise führte.
    »Ich traf sie zu Beginn der Nacht und hab sie in den Park
gebracht«, trällerte Sidney Pembroke und drückte
den Knopf mit dem Hinweis HANGAR-DECK.
    »Ich griff an ihren Busen fest, da sprang der Wind von
Süd nach West…«, grölte Flume.
    »Sie schwor mir Treue noch und noch«, setzte Pembroke den Text fort, »mein Beutel kriegte bald
ein Loch.«
    »Ist das ein Chanson?« fragte Barclay Cabot. Die
wackelige Aufzugkabine senkte sich hinab in den Rumpf des
Flugzeugträgers.
    »Ein Shanty«, gab Pembroke zur Antwort. »Ein
Seemannslied. Herrjesses, wie ich die vierziger Jahre
vermisse…!«
    »Drei Wochen ging’s, dann war es aus, ich fuhr
blitzblank aufs Meer hinaus…«
    »Kap Horn sah mich aufs Schiff gepreßt, mein Krempel
lag im Leihhaus fest…«
    »In den vierziger Jahren«, bemerkte Cabot, »haben
Sie doch noch gar nicht gelebt.«
    »Stimmt. Komisch, ich vermisse sie trotzdem.«
    Im vorderen Hangardeck war es erstaunlich heiß, ein
Sachverhalt, der sich offenkundig durch die sieben Kerosinöfen
erklärte, die mittschiffs an den Schotts wummerten und
grummelten. Unverzüglich bildete sich auf Olivers Stirn
Schweiß, rann herab und brannte ihm in den Augen. Spontan
erleichterte er sich um Kleidungsstücke, streifte den
Karakorum-Parka, den Kaschmirschal, die Rindslederhandschuhe und die
Marine-Wollmütze ab.
    »Taktik ist ja so wichtig.« Pembroke zog die
Memphis-Belle-Bomberjacke aus und deutete mit nacktem Arm in die
Weite des Hangars.
    »Ganz genau.« Flume entledigte sich seines blauen
Troyers. »Strategie bleibt die Seele des Krieges, aber man soll
den Einfluß der Taktik nie unterschätzen.«
    Von Wand zu Wand war der Hangar voll belegt, Flugzeug stand neben
Flugzeug, die Tragflächen hochgeklappt, als wären sie
geschlagene Infanteristen, die die Hände hoben. Wartungspersonal
in Shorts und T-Shirts ging emsig seinen Aufgaben nach, pumpte Reifen
auf, tauschte Instrumentenbords aus, steckte die Köpfe in
Motoren. Ein paar Meter entfernt rollten zwei Matrosen mit
nervösen Mienen die Stahlflügeltüren des
Munitionsbunkers beiseite, hoben vorsichtig eine 250-kg-Bombe an und
luden sie auf einen Handkarren.
    »Traditionellerweise stehen auf amerikanischen
Flugzeugträgern die Maschinen auf dem Flugdeck«, sagte
Pembroke.
    »Wogegen die Japsen seit jeher die Gewohnheit haben«,
erläuterte Flume, »sie auf dem Hangardeck zu
parken.«
    »Indem er wider die Konvention beide Staffeln unter Deck
verlegt hat, ist es Konteradmiral Spruance gelungen, sämtliche
Höhen- und Seitenruder und die Benzinleitungen
abzutauen.«
    »Morgen früh werden alle Motoren hier unten angeworfen.
Stellen Sie sich das nur mal vor, Anwerfen der Motoren schon auf dem
Hangardeck – was für eine geniale Taktik!«
    Die Bombenlader schoben den Sprengkörper durch den Hangar und
befestigten sie mit einer Vorsicht, als ob sie ein Neugeborenes in
den Mutterleib retournierten, an der Aufhängung einer SBD-2 Dauntless.
    »Sagen Sie«, erkundigte sich Flume, »möchten Sie eigentlich auch mitkommen?«
    »Mitkommen?« wiederholte Oliver baff.
    »In die Schlacht. Oberleutnant Reid ist dazu bereit, uns in
Erdbeere Elf

Weitere Kostenlose Bücher