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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Juno neunzehnhundertzwoundvierzig haben die
Japsen höllisch was an Jagdschutz aufgeboten, oder nicht?«
Spruance kaute auf dem Glimmholz. »Zum Donnerwetter noch mal,
nein«, fügte er dann mehr als nur geringfügig
verärgert hinzu, »natürlich in Wirklichkeit nicht.«
    »Ich habe bezüglich des Angriffs eine Frage zum
Vorgehen, Admiral«, rief Wade McClusky. »Sollen wir im
Sturz- oder im Tiefflug angreifen?«
    »An Ihrer Stelle würde ich in Anbetracht der
Unerfahrenheit Ihrer Piloten den Tiefflug vorziehen.«
    »Meine Piloten sind nicht unerfahren, Sir. Sie sind sehr wohl
zum Sturzflug imstande.«
    »Neunzehnhundertzwoundvierzig waren sie unerfahren.«
Spruance hielt den Zeigestock schräg über den Brustkorb.
»Und achten Sie darauf, von Osten anzufliegen. Auf diese Weise
werden die Flakbedienungen von der Sonne geblendet.«
    »Welche Flakbedienungen?« fragte Lindsey
verdutzt.
    »Die japanischen Flakbedienungen«, antwortete
Spruance.
    »Wir sind in der Arktis, Sir«, sagte McClusky.
»Hier geht die Sonne nicht im Osten auf, sondern im
Süden.«
    Im ersten Moment wirkte Spruance verwirrt, ehe sich auf seiner
Miene ein Lächeln ausbreitete, das dem Schmunzeln Akagis
keineswegs nachstand. »Na, dann machen wir uns diese
Eigentümlichkeit zunutze. Fliegen Sie von Süden an und
zerbomben Sie den Feind im Sturzflug.«
    »Meinten Sie vorhin nicht, Sir«, hakte McClusky ein,
»daß wir das Ziel im Tiefflug bombardieren
sollen?«
    »Sind Ihre Jungs zum Sturzflug unfähig?«
    »Neunzehnhundertzwoundvierzig konnten sie’s nicht, Sir.
Heute haben sie den Sturzflug voll drauf.«
    »Ich glaube, wir sollten das Bombardement im Sturzflug
vornehmen, was, Hauptmann?«
    »Ich bin dafür, Sir«, gab McCluskys zur
Antwort.
    Spruance bohrte Akagi den Stock in die rechte Seite. »Also
los, Jungs, nichts wie auf und abgeschwirrt. Zeigen wir den
schlitzäugigen Schweinehunden, wie man Krieg
führt!«
    Um 7 Uhr 20 begleitete der gutaussehende Darsteller Oberleutnant
Jack Reids den stämmigen Schauspieler, der Leutnant Charles
Eaton mimte, sowie Oliver, Pembroke und Flume auf die Barkasse und
setzte mit ihnen zu Erdbeere 11 über. Reid nahm im Pilotensitz
Platz. Eaton spielte den Copiloten. Sobald sich Pembroke und Flume in
die MG-Kuppeln gehockt hatten, tauschten sie die Parkas gegen
gleichartig malvenfarbene Schutzwesten aus, hängten sich
Kopfhörer um, öffneten einen
Aluminium-Kühlbehälter und packten die Grundausstattung
eines Picknicks aus: ein kariertes Tischtuch, Papierservietten,
Plastikgabeln, flaschenweise Rheingold und mit Happen aus der
Kombüse der Enterprise gefüllte Tupperware-Dosen.
Innerhalb weniger Minuten befand sich das PBY-Wasserflugzeug in der
Luft, klomm der verwaschenen Mitternachtssonne entgegen. Das Fernglas
in der Hand, kroch Oliver durch die freien Abteilungen, entschied
sich zuletzt für den Platz des Bordmechanikers, ein enges Kabuff
voller Rost und abgeblätterter Farbe. (Eigentlich waren Flume
und Pembroke zu bedauern, überlegte er, niemals konnten sie die
vierziger Jahre wirklich erleben, nur ihre vom Verfall angenagten
Überbleibsel kennenlernen.) Allerdings bot das große
Fenster einen hervorragenden Ausblick auf das Meer und den Himmel.
Außerdem saß er hier in Hörweite der
Veranstalter.
    »Schauen Sie mal, Kapitän Murray dreht Enterprise in den Wind«, rief Pembroke ihm zu, während der
Flugzeugträger langsam auf Ostkurs ging.
    »Vor dem Start eine übliche Maßnahme«,
erklärte Flume. »Bei so kurzer Startbahn möchten die
Jungs natürlich möglichst kräftigen Wind unter den
Tragflächen haben.«
    Oberleutnant Reid brachte das PBY-Flugboot auf eine Höhe von
600 Metern und flog danach in ruhiger Fluglage einen weiten Bogen,
ermöglichte den Passagieren einen klaren Überblick des
Flugdecks. Eine Räummannschaft in grünen Anoraks wimmelte
umher, zerhackte mit Picken das Eis und warf die Trümmer mit
Kohlenschaufeln über Bord. In gelbe Monturen gehüllte
Feuerwehrleute erledigten den Rest, verspritzte aus ihren
Schläuchen Ströme flüssigen Enteisungsmittels auf die
Startbahn.
    »Da geht’s los mit Torpedobomberstaffel Sechs«,
konstatierte Pembroke, als aus Aufzugschächten zwei Devastator- Maschinen mit aufgeklappten Tragflächen zum
Vorschein kamen.
    Ein Quartett in Blau gekleideter Angehöriger des
Bodenpersonals rannte zur vorderen Devastator mit der
Kennzeichnung 6-T-9, achtete darauf, nicht vom Propellerwind von Bord
geweht zu werden, entfernte die Hemmschuhe von den Rädern

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