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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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unumgänglich.«
    »Wenn der Tanker sinkt«, erläuterte Flume,
während er an einem Hähnchenschenkel nagte,
»reißt er den Golem mit hinab, auf alle Fälle tief
genug, um zu bewirken, daß Wasser in die Wunden
fließt.«
    »Und dann füllen sich endlich Lungen und
Magen.«
    »Und damit…«
    »Schwuppdiwupp – unser Auftrag ist erledigt.«
    Oliver packte Flume an den Schultern, schüttelte den
Militärdrama-Veranstalter, als müßte er ihn aus
festem. Schlaf wecken. »Meine Freundin ist auf der Valparaíso!«
    »Na klar«, spöttelte Pembroke.
    »Nehmen Sie augenblicklich Ehre Hände weg«,
verlangte Flume.
    »Das ist mein Ernst!« schrie Oliver, ließ von
Flume ab, wippte erregt auf den Fußballen. »Fragen Sie van
Horne! Erkundigen Sie sich bei ihm, ob er jemanden namens Cassie
Fowler an Bord hat!«
    »He, Mann, nun bleiben Sie mal ganz locker.«
    Mit einem gußeisernen Fred-Astaire-Flaschenöffner
kappte Flume den Kronkorken einer Flasche Rheingold. »Niemand
nimmt Schaden. Wir lassen den Japsen reichlich Zeit, um sich
in Sicherheit zu bringen. Möchten Sie ’n Bier? Ein
Büchsenfleisch-Zwiebel-Sandwich?«
    »Der Kapitän hat sich doch deutlich ausgedrückt. Er
geht nicht von Bord.«
    »Für mich steht fest, daß er’s sich anders
überlegt, wenn er erst mal ein, zwei Treffer einstecken
mußte«, versicherte Pembroke. »Ein so großes
Schiff wie Valparaíso braucht Stunden, um abzusaufen, Stunden!«
    »Sie sind ja vollkommen verrückt. Sie haben nicht alle
Tassen im Schrank!«
    »Also bitte, es gibt doch gar keinen Grund, um auf uns sauer zu sein«, sagte Flume.
    »Wir führen nur Ihren Auftrag aus«, hielt sein
Geschäftspartner Oliver entgegen.
    »Rufen Sie Admiral Spruance an, er soll die Aktion
beenden!«
    »Wir brechen einen Angriff niemals ab«, erwiderte
Flume, unterstrich die Ablehnung mit einem Hin- und Herbewegen des
Zeigefingers. »Trinken Sie ’n gediegenes, kühles
Rheingold, ja? Dann wird Ihnen wohler.« Der
Militärdrama-Veranstalter griff sich das Bordfunk-Mikrofon.
»Oberleutnant Reid, ich glaube, es muß für alle
Fälle dagegen vorgebeugt werden, daß Mr. Shostak Ihre
Funkanlage benutzt.«
    »Hören Sie zu«, ächzte Oliver. »Ich habe
Ihnen was Unwahres erzählt. Das ist kein Japsen-Golem da
unten.«
    »So?« brummelte Pembroke.
    »Es ist Gott der Allmächtige.«
    »Na freilich«, spottete Flume mit falschem
Lächeln.
    »Gott in Person, ich schwöre es Ihnen. Sie wollen doch
nicht Gott an den Kragen, oder?«
    Flume süffelte sein Bier. »Pfui, Mr. Shostak, das ist
ein total unchristlicher Scherz.«
    Um Punkt 11 Uhr 50, wie McClusky es angekündet hatte,
umkreiste eine Kette Torpedoflieger den Tanker, flog das Ziel an,
ohne daß irgendwer sich um Olivers Gezeter kümmerte, warf
die Torpodes des Typs XIII ab und schwirrte übers Deckhaus,
fetzte bei der Gelegenheit die Fahne des Vatikans in Streifen. Wie
Haie, die Blut witterten, liefen die fünf Torpedos dicht am Heck
der Valparaíso über die Schleppketten hinweg und
am Schiff vorbei. Eine Minute später prallten sie gegen einen
Eisberg und detonierten, so daß ein Hagel aus Eistrümmern
durch die Luft prasselte.
    »Ha!« schrie van Hornes Stimme aus dem
Funkempfänger des Amphibienflugzeugs. »Daneben! Ihr
Armleuchter trefft nicht mal ’m Pusterohr ’n
Scheunentor.«
    »Mist, Mann, ich hätte gedacht«, meckerte Pembroke,
»daß unsere Jungs besser ausgebildet sind.«
    »Sie sind diese niedrigen Temperaturen nicht
gewöhnt«, erklärte Flume.
    Mit einem erleichterten Seufzen blickte Oliver übers Meer aus
– und spähte durchs Fernglas an der Valparaíso samt ihrer Fracht vorbei. Von Süden kam ein sehr
großes Schiff, das von Raketen und Bordartillerie strotzte, auf
den Schauplatz der Auseinandersetzung gedampft.
    »He, Mr. Shostak, was ist denn das da?«
erkundigte sich Flume.
    »Fragen Sie nicht mich«, antwortete der Vorsitzender der
Philosophischen Liga für moderne Aufklärung e. V. und
streifte sich den Kopfhörer über.
    »Sie haben erklärt, es gäbe keinen
Geleitschutz«, quengelte Pembroke. »Das haben Sie
unmißverständlich gesagt.«
    »Ich weiß nicht im entferntesten, was das Schiff hier
macht.«
    »Es sieht aus wie ein Golf-Tanker, Mr. Flume«,
quäkte Reids Stimme durch den Bordfunk.
    »Jawohl, genau das ist es«, bestätigte Eaton.
»Ein elender Golf-Tanker.«
    »Ist es nicht typisch, daß die neunziger Jahre«
– Reid legte Erdbeere 11 in die Kurve, steuerte das
Wasserflugzeug quer zu den Schleppketten nach

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