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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Supertankers und verschossen ihre Torpedos
stracks auf Gottes Hals. Jede Explosion brachte Erdbeere 11 ins
Schlingern, das Flugboot wackelte und schlackerte wie eine von Schrot
durchsiebte Gans. »Warum schauen wir uns die Sache nicht«
– Olivers Zeigefinger zitterte, als er in die Höhe wies
– »von weiter oben an? Vielleicht von dort über dem
großen Eisberg.«
    »Hören Sie nicht auf ihn, Leutnant«, sagte
Pembroke, der eine Schüssel Makkaroni-Nudelsalat spachtelte.
    »Sie müssen erst noch in die richtige Stimmung kommen,
Mr. Shostak«, meinte Flume und schob sich ein gefülltes Ei
in den Mund.
    »Das ist ja vielleicht ’n Riesengolem, was?«
staunte Pembroke.
    »Ich wette«, spekulierte Flume, »man könnte
’n Pershing-Panzer durch die Harnröhre fahren, ohne die
Kotflügel zu verbeulen.«
    »Mein Gott«, empörte sich Pembroke, »was
für ein heimtückisches asiatisches
Lächeln…!«
    Während die letzte Devastator abdrehte, schnatterte
fröhliches Stimmengewirr aus dem Funkempfänger des
Flugboots; fünf durch höchste Erfüllung ihrer
kreativen Neigungen berauschte Militärdrama-Aktivisten sangen
sich ein Loblied der Selbstverwirklichung.
    »Für diese Leistung kippen wir uns einen hinter die
Binde, Kameraden.«
    »Mann, war das ein prächtiger Feuerzauber.«
    »Einfach Klasse, wie wir dem was übergebraten
haben.«
    »Hei-cha-cha-cha!«
    »Das Bier geht auf mich, Jungs.«
    Inzwischen suchte die dritte Kette Dauntless- Sturz-kampfbomber die Ausgangsposition für ihr
Bombardement, stieg zügig in eine Höhe von 900 Metern.
Trotz der Benommenheit, die ihm die Furcht verursachte, merkte
Oliver, daß der Luftangriff gut verlief. Besonders beeindruckte
ihn die beinahe vergessene Kunst des Sturzflugbombens, die
geschickte, schonungslose Weise, wie die Dauntless- Piloten
ihre Flugzeuge in bemannte Geschosse verwandelten, sich aus den
Wolken in die Tiefe schwangen, kopfüber der Leibesmitte des Corpus Dei entgegenrasten und die Maschine erst im Moment des
Bombenabwurfs hochrissen, um den Aufprall zu vermeiden – eine
wirklich prachtvolle Darbietung, die fast die 17 Millionen Dollar
wert war, die sie Oliver kostete.
    Die Kette Dauntless- Sturzkampfbomber sauste aufs Ziel
herab, belegte den Nabel des Corpus Dei mit Sprengbomben. Auf
Gottes Bauch wütete ein orangeroter Tornado, spie Qualm und
Flammen.
    »Einfach schön!« schnaufte Pembroke.
    »Wir haben’s geschafft, Sidney«, quiekte Flume.
»Das ist unser Meisterstück.«
    »Das können wir nicht mehr überbieten, nicht mal
mit ’ner D-Day-Inszenierung.«
    »Es haut mich um!«
    Plötzlich drang in Erdbeere 11 eine dunkle Frauenstimme aus
dem Funkempfänger. »Valparaíso ruft
Fliegerkommandeur. Fliegerkommandeur, bitte melden!«
    Sofort meldete sich der Kommandeur der
Marineflieger-Torpedobomberstaffel 6. »Hier spricht Major
Lindsey, Marinefliegerkorps der Kriegsmarine der Vereinigten Staaten
von Amerika«, sagte er in einem Ton, der gleicherweise Neugierde
und Feindseligkeit bezeugte. »Ich höre, Valparaíso.«
    »Kapitän van Horne möchte mit Ihnen
sprechen.«
    Die Stimme, die anschließend aus dem Funkempfänger
ertönte, war dermaßen mit Wut geladen, daß Oliver
sich ohne weiteres vorstellen konnte, im Funkgerät platzten die
Röhren, Glassplitter stoben durch die Pilotenkanzel.
    »Dürfte ich wohl mal erfahren, was Sie hier treiben,
Lindsey?«
    »Ich erfülle meine patriotische Pflicht. Ende.«
    »Einen Scheiß tun Sie!«
    »Was Sie tun, ist Scheiße. Ende.«
    »Sie haben keinerlei Recht, meine Fracht zu
vernichten!«
    »Und Sie haben kein Recht, die amerikanische Wirtschaft zu
untergraben. Auf Ihr gutes Englisch falle ich doch nicht rein! Warum
können die Japsen eigentlich nie, nie, nie fair sein?!
Ende.«
    »Japsen? Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Sie wissen genau, was ich meine«, erwiderte Lindsey.
»Amerika gebührt auf der Welt der erste Platz. Ende und
Aus.«
    »Halt, bleiben Sie dran, Sie dämlicher
Luftakrobat!«
    Während die beiden Staffeln abdrehten und westwärts nach
Point Luck umkehrten, kreiste Erdbeere 11 über dem Leichnam,
flog von der Nase bis zu den Knien einen langsam-gemächlichen
Kreis. Der Bauchnabel, beobachtete Oliver, war jetzt wesentlich
größer, bildete einen Trichter von gut und gerne
200 m Durchmesser, in dem die Fluten der Norwegischen See sich
sammelten wie Badewasser im Abfluß. Auch im Hals klaffte ein
enormer Krater, eine Grube aus geborstenem Eis und zersprengtem
Fleisch. Das einzige Problem war –

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