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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Kreditwürdigkeit, der Eheschließung und der Wohnsitzverlegung nach außerhalb des Bundesstaates.
    Jedoch wichen seine Persönlichkeitsprofile, obgleich sie Stabilität anzeigten, noch vom für einen Mann seiner Herkunft, Rasse und Befähigung festgelegten Optimum ab, und zudem untersagte eine strenge Dienstanweisung vom Bundesamt für landesbehördliche Koordination die Entlassung von Knieblank-Patienten, solange über dem Fall noch der allergeringste Schatten eines Zweifels schwebte. Sollte nämlich eine derartige Maßnahme einmal zur Kenntnis eines so gerissenen Propagandisten wie Pedro Diablo gelangen und dementsprechend ausgeschlachtet werden, konnte daraus allzu leicht ein rechtfertigbarer casus insurrectionis entstehen und sich der Zorn der Schwarzen über die Häupter aller Beteiligten und ebenso von Unbeteiligten entladen.
    Aber es kam Reedeth verdammt ungerecht vor, daß man Madison auf unbegrenzte Frist für etwas festhielt, das auf nicht mehr hinauslief als Exzentrizität …
    Verspätet fiel ihm auf, daß Madison geäußert hatte, der Pultomat habe eine mechanische Doppelhemmung, und gefragt, ob er ihn in Ordnung bringen solle. Verspätet nickte Reedeth, und Madison rollte den klobigen RepaRobot auf dessen acht weichen Rädern herein, verband die Kontakte geschickt mit dem ausgefallenen Apparat.
    Während er zusah, überlegte Reedeth, was wohl die IBM-Direktoren sagen würden, wüßten sie, daß in der Ginsberg-Klinik einer der Insassen ihre kostbaren, umfangreichen Installationen wartete.
    Er ließ eine Weile in völligem Schweigen verstreichen, da er sich in keiner Stimmung zu nebensächlichem Geplauder befand, aber schließlich zwang er sich doch zum Anknüpfen einer Unterhaltung. Es konnte für Madison kaum sonderlich angenehm sein, in der Anstalt als einziger Nieb zu sitzen; er verdiente es, daß man mit ihm ein paar freundliche Worte wechselte, wann immer sich dazu eine Gelegenheit ergab.
    „Ach, Harry …!“ Reedeth griff auf den einen Gesprächsstoff zurück, der ihm momentan in den Sinn kommen wollte. „Diese verdammte Maschine, an der Sie da arbeiten … wissen Sie, warum Sie mich im Stich gelassen hat?“
    „Tja, ich denke mir, Sie haben ihr irgend etwas zugemutet, was sie überfordert hat.“ Madison schaute von seiner Betätigung nicht auf.
    Reedeth schnob. „Ich habe ihr Dr. Spoelstra beschrieben, und da hat wohl so eine bescheuerte Zensurschaltung eingegriffen. Einfach lächerlich!“ Er hörte, wie sich sein Tonfall zur Hitzigkeit steigerte, vermochte es jedoch nicht im mindesten zu verhindern. „Wer hat hier eigentlich das Sagen, ich oder so ein eingebildeter Computer, dem ein Paket Vorurteile seiner Konstrukteure eingebaut worden ist?! Ich meine, ich habe nicht mehr Einzelheiten über Dr. Spoelstra ausgesprochen, als man … als man sofort sieht, wenn man sie bloß anschaut.“
    Er riß sich zusammen, grinste verlegen und wandte sich von neuem zum Fenster. Ob Madison seinerseits mit anderen Patienten über die Therapeuten redete? In Anbetracht der elaborierten Isolationspraxis, auf welcher Mogshack beharrte, war das unwahrscheinlich: Die Patienten waren nicht nur nach Rasse, Religion, Geschlecht und anderen herkömmlichen sozialen Unterschieden getrennt, sondern darüber hinaus zogen auch die verschiedenen Kategorien geistiger Störungen im Innern der Klinik Grenzen.
    Aber falls doch – da und? Er hatte bloß etwas über einen gemeinsamen Erfahrungsaustausch geäußert. Selbst wenn man das Gesagte als Verletzung der Privatsphäre auslegen wollte – eine Ansicht, über die Reedeth auf intellektueller Ebene spätestens nach dem dritten oder vierten Drink sehr energisch zu diskutieren bereit gewesen wäre –, nahmen die Angehörigen des Personals für die Patienten doch zwangsläufig Objektstatus ein, waren sie Bestandteil der klinischen Umwelt, geradeso wie Möbelstücke und Lampenpfosten.
    Ein oder zwei Minuten vergingen, während er verdrossen zum Fenster hinausstarrte und Madison die Tätigkeit des RepaRobots überwachte. Schließlich ertönte ein diskretes Hüsteln, und als Reedeth sich umdrehte, sah er den Knieblank an der Tür stehen und darauf warten, wieder in den Korridor gelassen zu werden. Die Automaten erlaubten Personalangehörigen das Verlassen von Büros ohne besondere Genehmigung des jeweiligen Bürobenutzers – eine Tatsache, die von Reedeth wiederholt als ärgerlich empfunden worden war, wenn nämlich Ariadne Spoelstra eine ihrer allzu häufigen

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