Das Gottschalk-Komplott
Diablo!“
Irrsinn! Glatter Wahnsinn! Flamens Mund verpreßte sich zu einem Strich der Erbitterung. „Freitag, Freunde“, begann in diesem Moment Diablo, „und vorerst mein letztes Gastspiel in dieser Sendung – in der nächsten Woche sehen Sie die Show wieder mit Ihrem gewohnten Showmaster, mit dem ich, wie ich hoffe, die Ehre haben zu dürfen, für eine Zeitlang zusammenarbeiten werde. Zum letztenmal solo, präsentiere ich Ihnen einen Blick in die Welt durch Knieblanks-Augen …“
Flick-flack: auf der Mattscheibe die vertrauten, festungsähnlichen Umrisse der Ginsberg-Klinik. „Was verbirgt sich“, tönte Diablo, „hinter dem zwangsweisen Rücktritt des gesundheitsamtlichen Chefexperten für Psychohygiene des Bundeslandes New York und Direktors der Ginsberg-Klinik, Dr. Elias Mogshack?“
Was?
Dann Mogshack: in seinem Büro, starr wie Stein, Augen geschlossen, ein klassisches Beispiel der Katatonie, jeder Muskel reglos.
„Man könnte meinen, er nimmt seine eigene Empfehlung, ein Individuum zu sein, allzu ernst“, kommentierte Diablo im Tonfall ätzender Ironie. Flack-flick: eine Reihe rekonstruierter Szenen folgte, nicht schlechter, als Flamen selbst je welche fabriziert hatte, und widerwillige professionelle Anerkennung fing seinen Grimm zu verdrängen an, seine Fassungslosigkeit über die beiläufige Bemerkung, in der nächsten Woche solle sozusagen alles wieder beim Alten sein, seine schreckhafte Bestürzung angesichts der Neuigkeit von Mogshacks erzwungenem Abtreten. Man konnte den Klinikchef mit Reedeth sehen und hören, wie er ins KommNetz brüllte, eine Verschwörung sei in Gang, um ihn zu stürzen, und Reedeth mit Hinauswurf drohte, weil er Xavier Conroy erlaubt hatte, die Klinik zu betreten.
„Man könnte meinen, Dr. Mogshack wollte die böse Welt ein klein wenig zu konsequent aussperren“, bemerkte Diablo in sachverständigem Ton, während der Bildschirm erneut das monströse Festungswerk der Klinik in der Totale erfaßte. „Gerüchten zufolge …“
Und wieder Mogshack, diesmal mit einem Gottschalks-Blazor in der Hand, auf den Eingang seines Büros gerichtet, als Ariadne Spoelstra eintreten will; er schießt und verwandelt die Tür in glühende Asche; Reedeth packt Ariadne wie ein Torwart mit einem Hechtsprung und wirft sie zu Boden, einen Sekundenbruchteil bevor der gefächerte Strahl sie zur Hälfte geröstet hätte.
„Es gibt ein altes Bit, das sagt, daß der Arzt sich selbst heilen soll“, sagte Diablo. „In diesem Zusammenhang läßt sich eine gründliche behördliche Untersuchung der in den letzten Jahren in der Ginsberg-Klinik praktizierten Methoden voraussehen …“
Das KommNetz-Gerät summte, und Flamen rief, er wolle jetzt keinen Anruf entgegennehmen. Doch der Anrufer übersteuerte den Schaltkreis, und auf der Mattscheibe zeigte sich die verbindliche Miene Eugene Voigts. Sobald er ihn sah, überlegte Flamen es sich unverzüglich anders und schaltete statt dessen den Ton des DreiDe-Fernsehers an. „Mr. Voigt“, plapperte er los, „was zum Teufel geht denn eigentlich bei der Holokosmos vor?!“
„Es wäre angebrachter, zu fragen, was im Gottschalks-Kartell vorgeht“, schnurrte Voigt unter der buschigen Bürste seines Walroß-Schnauzbarts. „Ich nehme an, es ist Ihnen möglich, die Maßnahmen rückgängig zu machen, die Sie vermutlich bereits zur Auflösung Ihrer Firma getroffen haben?“
„Ja, freilich – obwohl die Chance gering war, woanders ein Betätigungsfeld zu finden, habe ich bisher nichts in die Wege geleitet, was unwiderruflich wäre … Haben Sie die Rücknahme der Entscheidung gegen meine Sendung durchgesetzt?“
„Genaugenommen, nicht“, erwiderte Voigt gedämpft. „Aber wie Sie wissen, oder möglicherweise auch nicht, ist der Entschluß, eine Aktienmehrheit der Holokosmos zu erwerben, einer neuen, ultramodernen Datenverarbeitungsanlage in Nevada entsprungen, auf die wir sorgsam ein Auge haben, seit Mr. Anthony Gottschalk dafür den Vertrag eingegangen ist, und als wir entdeckten, daß mit einer ernsten Funktionsstörung zu rechnen war, sind unsererseits … ähem … Schritte veranlaßt worden, um eine Reparatur in außerordentlichem Umfang zu erschweren. Um es klar zu sagen, wir haben dafür gesorgt, daß buchstäblich das gesamte hochqualifizierte Wartungspersonal der IBM für einen Vertrag mit der PKK gebucht worden ist, und das hat sich glänzend bewährt. Ich bin eben erst von Mr. Marcantonio Gottschalk persönlich davon in Kenntnis
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