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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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dein Leben opferst”, meinte sie. „Vergiß nicht, deine Verwandten werden trauern."
    Flaccus' Gesicht wurde starr. „Mein Vater ist ermordet worden."
    Ratsuchend schaute Keri zu Senkin. Wollte der nicht diese unfruchtbare Erörterung unterbrechen? Der Römer hatte Zeit genug, sich zu entscheiden. Was scherte es die Iberer, ob der Centurio seinen Vater verloren hatte oder nicht!
    Der Ältere blickte Keri strafend an, dann erhob er sich und ging zur Tür, um den Wachposten zu rufen.
    „Bring den Gefangenen zurück! Ein andermal reden wir weiter."
    Titus zeigte sich kaum weniger verblüfft. Wie denn - die Arevaken fragten nicht weiter? Verwirrt folgte er dem Bewaffneten, ohne daß ein Wort fiel.
    „Senkin, was soll das?" Ärger und Unverständnis schwangen in Keris Stimme, als die Schritte der beiden verhallten. „Dem Römer war seine Lage klar genug. Kein Zweifel, der hätte zugestimmt. Warum läßt du ihm Zeit, sich zu bedenken? Damit er es sich anders überlegt?"
    Regas Vater lehnte sich an die rohen Steine der Außenmauer. „Du hättest besser zuvor mit mir über deinen Plan gesprochen. Es ist gut, daß ich das Verhör unterbrochen habe, ehe der Centurio zustimmte. Denn so einfach geht das nicht", sagte er mißbilligend.
    „Was geht nicht?"
    „Du botest ihm an, ihn freizulassen, wenn wir durch ihn alles Wissenswerte über die Legionen erfahren. Aber du darfst das nicht entscheiden. Der Ältestenrat hat das letzte Wort in allen Dingen, und sobald dieser Titus zum Opfer für Netos erklärt wurde, bestimmt der Heilige Mann, was geschieht. Wie kannst du wagen, für sie zu reden?"
    Die Antwort blieb aus.
    „Keri, dein Verhalten mißfällt mir immer mehr. Das muß sich rasch ändern."
    Rega tat, als ob sie nichts höre. Sie schaute aus dem Fenster auf das öde Hochland. Von diesem Punkt aus konnte man den Bach sehen. Ihr Vater saß gern hier oben.
    Ich weiß, was mit Keri los ist - wahrscheinlich, dachte sie. Ruhm will er erwerben, um mich zu beeindrucken. Jedermann soll sagen, ihm sei Außerordentliches gelungen... Sicher war sein Plan gut, obwohl er ihr seltsamerweise nicht gefiel.
    „Der Rat wird entscheiden”, sagte Senkin nach einer Pause. „Ich werde ihm empfehlen, den Römer einfach laufenzulassen. Schlimm genug, daß sein Vater starb. Aber ich fürchte, dieser Krieg hat so viel Haß gesät, daß die alte, gemäßigte Art kein offenes Ohr mehr findet."
    „Du willst das ernstlich vorschlagen?" Keri riß die Augen auf. „Die Römer sind unsere Feinde! Kein Erbarmen darf man mit ihnen haben, auch sie sind erbarmungslos."
    „Ich weiß", der Alte seufzte, „und wie ich das weiß! Aber nimm einmal an, der Ältestenrat stimmte dir zu - denkst du wirklich, Titus Flaccus tut mit? Danach sieht er gar nicht aus. Ihm dürfte auch längst klar sein, daß du schwerlich andere Offiziere erwischen wirst."
    „Wieso?" Gereizt schaute Keri auf. Er mochte es gar nicht, wenn man seine Fähigkeiten anzweifelte.
    „Die Römer ziehen ab. Zu ihrem Winterstützpunkt am Jalu, wie dir recht gut bekannt ist. Wie willst du dort mehrere Centurionen fangen?"
    Rega vermochte sich nicht mehr zu beherrschen und lachte. Das ärgerte den jungen Mann noch mehr. „Daran wird der Kerl schon nicht denken!" entgegnete er.
    „Vielleicht sollte man offen und vernünftig mit ihm sprechen. Ich hatte einen angenehmen Eindruck von ihm", sagte Rega nachdenklich. „Warum sollte er nicht bereit sein, einer der Unseren zu werden! Oft nahmen wir Kriegsgefangene in unser Volk auf, warum nicht ihn?"
    „Dein vorlautes Reden ist ungehörig", erwiderte Senkin tadelnd. „Aber in deinen Worten liegt Wahrheit. - Keri, was du verlangst, bedeutet Abkehr vom Althergebrachten. Unruhig sind die Zeiten, und manches ändert sich. Wie dem auch sei, gar von den Römern zu lernen ist völlig undenkbar. Wir müßten dann auch ihre Grausamkeit übernehmen, oder etwa nicht?"
    „Du bist nur deshalb dagegen, weil der Vorschlag nicht aus dem Ältestenrat kam. Die Zeiten ändern sich, fürwahr! Heute kämpft man anders als unsere Vorväter. Falls wir weiter die Augen verschließen, geht dieser Krieg verloren. Wollt ihr das?"
    Senkin blieb ruhig. „Bitte, Keri, geh jetzt. Morgen reden wir weiter darüber. Es ist schlecht, erhitzten Blutes zu debattieren."
    Der junge Mann preßte die Lippen zusammen. Er verbeugte sich leicht vor Rega und stürmte wütend davon.
    „Aber er hat doch recht, Vater!”
    „Fängst auch du noch damit an? Daß seine Idee gut ist, weiß ich

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