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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Schrammen.



„Ich warne dich, unsere Geduld zu versuchen”, begann inzwischen der Älteste der Runde. Senkin redete langsam, denn sicherlich hatte der Gefangene Mühe, die fremde Sprache zu verstehen. „Beantworte unsere Fragen sofort und verschweige nichts. Das wird das Beste für dich sein."
    „Was willst du von mir?" erwiderte der Römer knapp. Rega hörte seine Stimme nicht zum ersten Mal, aber jetzt erst fiel ihr sein fließendes, akzentarmes Iberisch auf.
    „Wie heißt du?"
    „Titus Fulvius Flaccus."
    „Was bist du in den Legionen?"
    Nun verstrich einige Zeit, ehe sich der Gefangene zu einer Erwiderung entschloß. Das Mädchen beobachtete ihn und fragte sich:
    Wird er antworten? Zweifellos forderten auch die Römer Schweigen. Falls Arevaken in feindliche Hände fielen, blieben sie zumeist stumm.
    „Ich befehlige die vierzehnte Hastatencenturia der Zweiten Legion des Cisiberischen Heeres. Und wegen des Lösegeldes - mein Vater... Meine Eltern sind wohlhabend."
    „Ein Römer reinsten Wassers, höre ihn dir nur an!" bemerkte Keri, zu Rega gewandt.
    „Ein römischer Bürger", stimmte der Gefangene zu. Zweifelten die Arevaken etwa daran? Aber sie konnten schwerlich um die Feinheiten der römischen Gesetze wissen. Es blieb sich auch gleich. Wann endlich kamen sie zum einzig wichtigen Thema, zum Lösegeld?
    Senkin hatte seine Musterung beendet. Lohnte es, den Römer nach Einzelheiten des Feldzuges zu befragen? Die Legionäre wußten im Allgemeinen nichts oder wenig, doch ein Centurio mochte informiert sein. Hatte Keri deshalb darauf bestanden, einen Offizier zu ergreifen? Aber ob der Gefangene sprechen würde?
    „Ihr marschiert jetzt nach Hause, oder?"
    „Nicht nach Rom. Vielleicht ins Tal des Jalus. Ich habe keine Ahnung."
    „Warte nur", versetzte Keri ironisch, „wir werden deinem Gedächtnis nachhelfen."
    Titus schaute ihn an und verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. „Cäcilius Metellus sagte einmal - alle Centurionen waren zugegen —, er würde seine Toga verbrennen, falls sie seine Pläne kennt..."
    „Vielleicht weißt du nicht", sagte Senkin bedächtig, „daß wir den Göttern erbeutete Römer zum Opfer bringen, damit uns Siege zuteil werden. Ich rate dir ernstlich, bedachtsamer zu sprechen."
    Der Centurio zuckte die Schultern. Was sollte die Drohung? Einfache Legionäre wurden geopfert, keine Söhne von Adligen. Man würde ein Lösegeld festlegen und bezahlen. Aber die Arevaken sollten sich beeilen, sonst konnte er den Mord an seinem Vater schwerlich noch aufklären. Die Zeit drängte.
    „Wie stark sind die Legionen?" fragte Keri kühl.
    „Das ist kein Geheimnis, ich werde es euch sagen. - Man rechnet zu jeder Legion dreitausend Schwerbewaffnete, tausendzweihundert Leichtbewaffnete, dreihundert Reiter, viereinhalbtausend Bundesgenossen aus verschiedenen Städten Italiens... Dann sind da noch bedeutende iberische Kontingente aus Sagunt, Ilerda, Tarraco und so weiter. Was soll ich sagen? Dreißigtausend werden bestimmt zusammenkommen. - Aber wollen wir nicht gleich vom Lösegeld reden?" Rega schaute auf: „Was für ein Lösegeld meinst du, Titus Flaccus? Wovon sprichst du?"
    Der Centurio runzelte die Stirn. Irgendwo tief in ihm begann eine Sorge zu nagen. „In allen zivilisierten Staaten ist es üblich, daß man Gefangene wieder freiläßt, sobald deren Verwandte oder Freunde eine gehörige Summe zahlen. Wie ich meine Mutter kenne, würde sie durchaus zehntausend Denare aufwenden... Reicht das aus?"
    Erst Senkins verweisendes Räuspern veranlaßte Keri, ein Lachen zu unterdrücken. „Nein, Römer", erwiderte er, „dein Geld brauchen wir nicht. Was könnten wir hier damit anfangen? Aber du sollst dein Schicksal erfahren… falls du störrisch bist. In diesem Fall werden wir dich zur Tagundnachtgleiche oder zur Sonnenwende opfern. Die Gottheit dürfte einen Reichen so gern annehmen wie einen Armen. Dort sind alle gleich."
    „Wenn kein Silber, was wollt ihr dann?" Erstaunt sah Titus Flaccus den jungen Iberer an. Worauf zielte der Barbar ab? Und wer hatte hier zu entscheiden? Der ältere Mann oder der jüngere?
    Senkin schaute den jungen Kriegerführer an.
    Nun durfte Keri reden, jetzt konnte, jetzt mußte er seinen Plan aufdecken. „Du bist ein Offizier, kommandierst eine Centuria. Gehorchen die hundert Mann bedingungslos deinen Weisungen?" fragte er.
    „Eine Abteilung besteht lediglich aus sechzig Legionären", erwiderte Titus gelassen. „Der Name ist irreführend. Bei den Trierern

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