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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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sind eine Weltmacht, Numantia ist eine verzeiht das harte Wort! - kleine, bedeutungslose Stadt. Zwanzig Legionen stehen hinter Rom, die Arevaken brächten allenfalls eine einzige zusammen. Sind das gleichrangige Partner?
    Außerdem würden wir selbstverständlich einen richtigen Senator zu den Vertragsabschlüssen schicken. Da die Numantiner das nicht zu würdigen wissen, bedeutet dies: Sie wollen keinen Frieden!'
    Ja, Litennon, wie Honigwein ging das den Lutiern ein. Schon sehen sie sich als Vermittler zwischen uns und den Römern und meinen, dabei von beiden Seiten Geschenke einzutreiben. Jener Botschafter bat - ja, er bat höflich —, beim nächsten Treffen der Bundesstädte möchten sie das Verhandeln mit Rom empfehlen und darauf achten, wer kriegslüstern und wer verständigungsbereit sei. Der Senat wünsche Frieden. Man solle das nie vergessen..."
    Inzwischen war es dunkel geworden. Kaum mehr als die Schattenrisse der beiden ungleichen Männer waren zu sehen.
    Erschöpft und verzweifelnd lehnte sich Litennon gegen einen Pfeiler. Wie war es möglich, daß die Römer die einzelnen Verbündeten Numantias zu übertölpeln vermochten? Er schaute Eladu an. Der starrte aus dem Fenster. Was dachte der Freund? Unmöglich, daß er gleichgültig blieb, wenn der Duro-Bund zerbrach. „Warum tun sie das?"
    Der junge Mann drehte sich nicht um. Er betrachtete die sturmgepeitschten Wellen des Flusses, lauschte dem Pfeifen der Böen, dem Rauschen des Regens auf dem harten, steinigen Boden. Unsäglich müde war er. Durch zahlreiche Städte hatte ihn die Reise geführt. In den wenigsten Orten sahen die Alten sein Kommen gern, und auch viele Jüngere betrachteten Litennons Ratgeber mit Mißtrauen. Er wußte das, hatte sich indes abgewöhnt, deshalb gekränkt zu sein.
    „Warum? Sie verabscheuen den Krieg. Gut und richtig. Doch weil sie dies tun, denken sie irrigerweise, andere tun dasselbe. Versteh mich, Litennon: Sie wollen an friedfertige, nur gezwungenermaßen kämpfende Römer glauben. Damit betrügen sie sich selbst und halten das kleinste Anzeichen für einen untrüglichen Beweis. Schlagen wir die Legionen zurück, glauben sie, die Römer ziehen freiwillig ab! Ich fürchte manchmal, unsere Ältesten könnten uns Krieger deshalb sogar verraten."
    „Nicht alle sind wie Ambon."
    „Wie ich sehe, erinnerst du dich. Ja, bei meinem ersten Besuch in Lutia redete dieser am eifrigsten für einen Kompromißfrieden mit Rom. Vielleicht meint er es sogar ehrlich. Doch falls nicht?"
    „Daß die Erde ihn und die Schwachköpfe verschlinge! Ich werde sie..."
    „Gar nichts wirst du tun!" fuhr Eladu in ungewohnt scharfem Ton dazwischen. „Bei Netos, bleib doch still! Willst du alles verderben? Vorläufig wissen Ambon und die anderen nicht, daß ich die Absprache kenne. Man würde ihn warnen."
    Litennon fluchte. Das Abwarten lag ihm nicht, wenn doch klar war, wie es stand... Aber sicherlich übersah der Freund die Dinge besser, weil er kälteren Blutes war.
    Als er leichte Schritte hörte, verstummte er. Auch Eladu hatte das Geräusch vernommen und wandte sich um.
    Der Vorhang schlug beiseite, ein junges Mädchen kam herein. Vorwurfsvolle Blicke wurden den beiden zuteil. „Hier also finde ich euch. Schon lange wolltet ihr beim Essen sein. Was ist los? Könnt ihr beim Erzählen denn nie ein Ende finden? Vater, beeile dich! Und du, Eladu, trödle nicht, sonst erzähle ich dir was!"
    Wie verlegen der junge Mann wurde, verbarg das Zwielicht. Immerhin schwieg er.
    Litennon schmunzelte. „Wir kommen sofort, Sira. Nur noch einen Augenblick! Mein Wort darauf, gleich sind wir da."
    „Ich sage der Mutter Bescheid. Wehe euch, wenn ihr so saumselig seid..."
    Ohne die beiden noch eines Blickes zu würdigen, eilte das Mädchen wieder hinaus. Kaum hörbar seufzte Litennon auf. Von Jahr zu Jahr zeigten sich die jungen Leute unehrerbietiger. Früher einmal wurde beachtet und getan, was die Älteren sagten. Heute...
    Als er Eladu ansah, richtete dieser seinen Blick rasch wieder auf das finster gewordene Fenster. Doch er wußte ohnehin längst, wie es um Sira und Eladu stand.
    „Wir müssen uns beeilen. Man wartet. - Was tat der Ältestenrat von Lutia? Gedanken sind nicht strafbar. Ich brauche Beweise, die auch unserem Gericht einleuchten."
    „Es gibt keine solchen Beweise, was dachtest du l Aber man zauderte, als beraten wurde, welche Krieger für das Bundesheer gestellt werden sollten. Ausweichen, Ausreden, Herumdrucksen - das ist alles.”
    Litennon

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