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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Zwielichts sah Litennon die Müdigkeit des Freundes. Dunkle Ringe lagen unter den Augen, und langsam waren die Bewegungen.
    „Kennst du das alte Märchen vom bösen Wolf und den sieben Kaninchen? Ja? Wenn man nun die Kaninchen durch den Ältestenrat und den Wolf durch die Römer ersetzt... Das paßt doch wunderbar zusammen."
    Ruckartig drehte sich der Kriegerführer von Numantia um. „Eladu! Das Herumgerede mag ich nicht, das weißt du. Was ist los? Will Lutia den Bund verlassen, ja oder nein?"
    „Sie wollen nicht nur, sie haben bereits!"
    „Bei Netos und dem Rauschen der Eiche, das ist unmöglich! Sieben Älteste sollen von den Römern bestochen worden sein? Das glaube ich nicht."
    Traurig lächelte der Schmächtige. Schlechte Nachrichten glaubte er dank übler Erfahrung unbesehen, bei guten wurde er mißtrauisch. „Ich werde dir eine Geschichte erzählen, •Litennon", sagte er. „Sie ist leider so wahr wie das miserable Wetter da draußen. - Also, eines Tages begab sich ein Gesandter des Heerführers Metellus Macedonicus zu den Lutiern. Klug nannte er sich einen Händler, damit ihn meine Freunde nicht entdeckten. Geschickt, nicht wahr?"
    „Woher weißt du das?"
    Nur ungern beantwortete Eladu diese Frage. Er trommelte mit der Hand auf einem Wachstäfelchen, das auf dem Fenstersims lag. Ungelenke iberische Schriftzeichen bedeckten es. „Lies selbst. Sibal hat seine Ohren überall. - Nun, jener Römer ritt nach Lutia und sprach ungefähr so: ,Wißt ihr, teure Freunde, wir haben eingesehen, daß ihr tapfere und ehrliche Krieger seid. Euer Mut übertrifft den der Legionen; das zuzugeben ist keine Schande.
    Daher liegt uns sehr an einem Frieden. Zu dumm - Numantia, eure wichtigste Festung, verschließt sich einem Abkommen; die Numantiner wünschen keinen Vertrag! Gäbe es jemanden, der zwischen uns vermittelt! Nicht nur ihr, wir alle haben den endlosen Krieg satt. Man sollte einen Bund aller Friedenswilligen schließen.
    Sind unsere Standpunkte tatsächlich unvereinbar? Finden wir keine einzige Gemeinsamkeit? Die Freude an Reichtum und Schönheit wäre doch etwas…‘
    Schau nicht so griesgrämig drein, Litennon! Der Gesandte erstattete Bericht. Ein Kanzleischreiber hat etliche Schulden bei Sibal Den Rest magst du dir denken. So leid es mir tut, alles ist wahr."
    „Diese Dummköpfe! Netos möge sie strafen! Unglaublich, einfach undenkbar. Diese..."
    „Römerfreunde? Wolltest du das sagen? Nein, so einfach ist das nicht. Aber naiv sind sie, zugegeben." Zynisch verzog Eladu das Gesicht, was seinen dreißig Jahren schwerlich anstand. Fast jeder wußte um seine Abneigung gegen den Ältestenrat, mit der er in Numantia nicht allein war.
    „Sprich weiter!" verlangte Litennon, obwohl er Eladus Ansichten kannte und das Weitere zu erraten glaubte. „Aber beeile dich, ich bin müde."
    „Ich ebenso. - Jener Gesandte setzte den Ludern noch mehr Honig vor: ,Wir wünschen den Frieden und liefern euch sofort einen Beweis dafür. Der kriegslustige Oberbefehlshaber Metellus tritt ab, seinen Platz übernimmt der friedfertige neue Konsul Quintus Pompejus. Allein euretwegen ein Senatsbeschluß! Wir könnten mehr tun, würden eventuell einen großen Teil unseres Heeres aus Iberien abziehen, aber... Ja, zwei Hindernisse verbieten das. Wie sähe es vor der Welt aus, gäbe Rom nach! Genausowenig aber sollt ihr nachgeben. Das wäre unehrlich von uns. Wie, wenn wir zugleich handelten? Ihr löst euren Duro-Pakt auf, wir den unsrigen mit den verbündeten Städten - ist das kein guter, hoffnungsvoller Beginn?'
    Litennon, beherrsche dich, schrei nicht gleich los! Aus gutem Grund berichte ich dir so ausführlich. Nimm an, morgen kommt ein ähnlicher Botschafter zu unserem Ältestenrat. Du müßtest dich dann mit ebendiesen Argumenten auseinandersetzen. Es ist besser, sie zuvor zu kennen."
    Der Ältere schluckte. „Richtig. Aber die Galle steigt mir in den Hals, wenn ich von solcher Tücke höre."
    „Wie wahr! Doch das Ärgste kommt noch. ,Das zweite Störende', hetzte jener Botschafter des Römers weiter gegen uns, sind die Numantiner. Daß diese Männer nach der Königsherrschaft im iberischen Duro-Bund streben, ist eure Sache; macht es unter euch aus, uns geht das nichts an. Aber aus wirklich lächerlichen Gründen verhindern sie einen Friedensschluß: Sie wehren sich gegen einen Vertrag mit dem Prokonsul , dem Statthalter in Tarraco oder dem Konsul. Unbedingt mit dem versammelten Senat will Litennon verhandeln! Was soll das? Wir

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