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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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zu befreien. Wie gesagt, nach wie vor halte ich das Unternehmen für nutzlos - ich kenne die Iberer und vermute, sie haben Herrn Titus Flaccus getötet. Doch wenn... Mit scharfgeschliffenen Schwertern käme der Handel wohl zustande."
    Calpurnia schwieg zu alledem. Sie glaubte klarzusehen. Die beiden spielten einander in die Hände und wollten sie gründlich aussaugen.
    Immerhin - die Idee, einen Händler zum Spähen auszusenden, verdiente Beachtung. Offenbar war Menetius gescheit und Sibalus gerissen. Zeus mochte dem Hellenen den Geist geschärft haben. Was den anderen bewog... Kein Kaufmann übersah solche Gelegenheit!
    „Natürlich müßte der Bote ein entsprechendes Angebot vorlegen können. Wie wäre es, wenn du eine Vollmacht anfertigtest? Vorerst unbestimmt, da wir nichts über die Gegenseite wissen", schlug Menetius vor.
    Calpurnia lächelte verächtlich. Ihr Gemahl hatte sie gelehrt, solche üblen Tricks zu durchschauen. „Mein Aufseher Melus ist nach Ocilis an die Grenze gereist", bemerkte sie. „Er weiß, was und wieviel zu tun ist. Dein Emissär mag sich an ihn wenden. Außerdem liegt Ocilis näher am Ort der Gefangennahme meines Sohnes als Tarraco."
    „Das war ein sehr guter Gedanke", sagte Sibalus aufrichtig, und die Hausherrin begann zu zweifeln, ob der Kaufmann tatsächlich mit Menetius im Bunde sei. „Ich sage dem Führer des Wagenzuges Bescheid", fügte er hinzu. „Darf ich dennoch daran erinnern, daß meine Leute ohne einen Erlaubnisschein die Grenze nicht überschreiten dürfen?"
    „Du wirst ihn erhalten", versetzte sie. „Mein lieber Freund Cajus Menetius stellt ihn aus, ich bürge dafür."
    Der Grieche nickte mit verschlossenem Gesicht. Er fragte sich, ob das Gespräch nun ein Erfolg oder eine Niederlage war. Zumindest ein Teil seines Plans schlug fehl - es gab keine Blankovollmacht. An die Chance, Titus Flaccus zu finden, glaubte er nicht ernstlich. Vielleicht bot sich aber die Möglichkeit, den lästig gewordenen Lucius Aurelius zu beseitigen? Doch wie? Das zu erkunden war jetzt seine Aufgabe. Was zählte da diese Frau mit ihren Sorgen!
    „Finden deine Leute meinen Sohn", sprach Calpurnia weiter, „sind dir zehntausend Denare sicher. Ich werde auch nicht kleinlich sein, wenn es rasch gelingt."
    „Aber wenn, was Merkur verhüten möge...", wandte Sibalus ein.
    „Dann wirst du mit dem Gewinn deines Handels auskommen müssen. Du kannst mir nicht einreden, es gäbe keinen Verdienst dabei."
    Der Kaufmann wußte das recht gut. So bequem vermochte er seine Auftraggeber wohl nie wieder zu bedienen. Man mußte dem verschollenen Centurio dankbar sein. Ihn wiederfinden? Aus dem Orkus führte kein Pfad.
    Alles war besprochen. „Jupiter schütze euren Heimweg!" sagte Calpurnia.
    Menetius und Sibalus verneigten sich zum Abschied.
    „Du hast ausgezeichnet reagiert, als du um einen Erlaubnisschein nachsuchtest", murmelte Menetius auf der Straße. „Unsere Privatgeschäfte dürfen niemandem zu Ohren kommen. Dein Leben wäre bedroht, meines gleich verloren."
    „Daran habe ich gedacht."
    „Ich danke dir. - Aber was meinst du: Kann dieser Flaccus noch leben?"
    „Ausgeschlossen”, antwortete Sibalus überzeugt. „Wunder geschehen heute nicht mehr. Gefangene werden entweder in den Stamm aufgenommen oder getötet, um Netos gnädig zu stimmen. Das erstere kann man ausschließen, also..."
    Gut, für mich ist die Sache erledigt, dachte Menetius. „Schau dich wie immer um, wenn du deine Leute aussuchst. Ich beschaffe dir einen Kutscher, der für dich späht. Er ist darin geübt. Die Reiseerlaubnis bekommst du einen Tag vor dem Aufbruch."
    „Ausgezeichnet!" Sibalus lächelte boshaft, was das abendliche Dunkel verbarg. „Ich freue mich auf das gute Geschäft. - Weißt du aber, daß dich eine Wolke bedroht?"
    Sofort war die verdrängte Angst wieder da. Menetius erinnerte sich nur zu gut der Drohung Calpurnias. Davon jedoch durfte sein Geschäftspartner nichts erfahren.
    „Was für eine Wolke?"
    Sein Gegenüber schaute sich prüfend um. Zwar war es längst so finster, daß keine Miene zu erkennen war; aber ein Lauscher würde ihnen auffallen. Immerhin mußten sie sich von Nischen fernhalten, in denen sich Neugierige verbergen konnten.
    „Nun?" drängte Menetius nervös .
    „Jemand war bei mir, wies einen formellen Auftrag des Senats von Rom vor und verlangte zu wissen, wieviel Denare du in meinem Handelshaus investiert hättest. Zwar wollte er nichts Näheres sagen; aber nach einigem Hin und Her

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