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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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winkte ein Wachposten heftig - ein Zeichen, daß sich Unerwartetes ereignete. In der Tat, ein Reiter in römischer Rüstung galoppierte heran. Der Tribun runzelte die Stirn. In Iberien gab es nur selten angenehme Überraschungen.
    „Bringt ihn zu mir!" ordnete er an und winkte seiner Leibgarde. Der Zusatzsold, den er diesen Legionären zahlte, verpflichtete sie zu größerer Anhänglichkeit; was die simplen Soldaten des Heeres anging, gab sich Mus keiner Illusion hin. Furcht hin und her - man haßte ihn.
    Der Reiter sprang ab und wurde kontrolliert. Seine Dokumente waren echt.
    „Warum so hastig?" knurrte der Tribun, als der Legionär grüßend die versiegelte Wachstafel überreichte. „Was ist Schlimmes passiert?"
    „Die Barbaren haben ein Landgut überfallen. Unsere Verluste sind furchtbar. Lies den Bericht, gnädiger Herr!”
    Das tat Älius. Mit jedem Satz wurde seine Miene finsterer. Der Präfekt von Ocilis hatte sachlich aufgezählt, was sich ereignet hatte: erst den Überfall auf die Stadt, dann den zweiten auf Lentulus' Besitztum - die vielen Toten und den gewaltigen Schaden.
    „Ein Centurio, drei Decurionen, neunzehn Legionäre", brummte Älius und gab die Tafel seinem Sekretär, daß der sie verwahre. „Die Rechnung ist übel, denn zwei niedergemachte Barbaren und ein einziger Gefangener... Bei Mars und seinem Speer! Der Hund wird reden!"
    Niemand aus seiner Umgebung äußerte sich dazu. Jedem Römer war bekannt, daß Arevaken zumeist schweigend starben.
    „Wie stark sind wir in Ocilis?" fragte der Tribun.
    Der Sekretär schaute in einer Liste nach und nannte die Zahlen.
    „Drei Centurien Hastaten, eine Kohorte etruskischer Hilfstruppen und zweihundert ilergetische Söldner", wiederholte Älius abwägend. „Soso. - Präfekt! Eine Abteilung ist sofort in Marsch zu setzen. Nach Ocilis, und beeilen sollen sie sich! - Brich die Übung ab und laß umherstreifen, falls die Barbaren hierherreiten. Aber den Schlappschwänzen wird ihre Strafe nicht erlassen. Roms Gesetze gelten auch jetzt. Die Kerle könnten denken, ich hätte ihnen verziehen. Ich verzeihe niemals!"
    „Wie du wünschst, Tribun", erwiderte der Präfekt.
    „Dann alles aufsitzen und mir nach!" kommandierte Älius.
    Jemand brachte das Pferd des Befehlshabers. Zwei Legionäre halfen ihm beim Aufsteigen. Für den schlanken Mann war das ein unnötiger Dienst; aber die Vorschrift gebot es so, und die hatte Fettere als Maßstab.
    „Benachrichtige Tarraco, daß ich den Barbaren nachhetzen lasse!" Der Präfekt versprach es, und die Kavalkade jagte davon.
    Zwanzig tote Legionäre sind kein Verlust für Rom und für mich noch weniger, überlegte der Tribun unterwegs und kalkulierte die Chancen eines Vorstoßes ins Hochland. Er hielt sie für gering und wußte schon, daß nicht er ihn führen würde. Ungeachtet dessen ist es höchste Zeit, das Tal des Jalus zu säubern, dachte Mus. Sonst wird sich hier kein Wohlhabender ankaufen, und was wird dann aus meinen Nebeneinkünften? Der Offizierssold reicht nicht zu wesentlichen Ersparnissen. - Schlecht steht es um die Sicherheit hier im römischen Machtbereich. Was hilft es, sich etwas vorzuspielen! Den Senat kann man betrügen, sich selbst aber nicht.
    Älius widmete den verkarsteten Hängen keinen Blick. Für die Sicherheit der Abteilung waren andere verantwortlich.
    Endlich waren die Befestigungen von Ocilis zu sehen, und der ferne Klang der Hörner scholl herüber. Die Wachen hatten die Ankömmlinge entdeckt. Älius wußte, daß zeitraubende Kontrollen bevorstanden, erst recht dann, wenn die Legionäre wußten, wer vor dem Tor stand. Einen Befehl zu übertreten war schlimmer, als eine Schlappe zu erleiden.
    Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Dreifach mißtrauisch prüften die Legionäre jede Kleinigkeit. Wenig fehlte, und Älius hätte wutschnaubend losgebrüllt und seine eigenen Anweisungen verflucht.
    Schließlich aber knirschten die Riegel. Man öffnete das Tor und ließ den ungeliebten Tribun ein. Selbstverständlich kannte inzwischen jedermann den Grund, der ihn hertrieb. Nicht genug, daß die verdammten Arevaken ihnen nächtens die Dächer über den Köpfen anzündeten - nun kam auch noch Älius wegen der Barbaren nach Ocilis. Daß doch Mars dazwischenschlage!
    Der Präfekt und einige seiner Stabsoffiziere standen vor dem Prätorium und entboten dem Tribun ihren Gruß.
    Finsteren Gesichts sprang Älius vom Pferd. „Gehen wir ins Haus!"
    „Wie du wünschst, Tribun. Übrigens bat

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