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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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zu öffnen."
    „So. Wie hoch ist sie denn?"
    „Hundert Denare, Herrin."
    Calpurnia überlegte. Die Umstände dieses Mordes waren recht ungewöhnlich. Fand sie das Motiv, war sie dem Täter sicher schon dicht auf der Spur.
    „Ich verzehnfache die Summe und sichere jedem Zeugen Diskretion zu. Geh jetzt und hole Menetius zu mir!"
    Carus entfernte sich schweigend.
    „Ein einzelner Verbrecher mordet nur, wenn Not am Mann ist", murmelte die Frau. „Lucius aber wurde nicht beraubt. Es war geplanter Mord und nichts anderes. - Eine Bande? Schon eine Belohnung von hundert Denaren hätte einen zum Sprechen veranlaßt, das ist sicher. Nein, auch das kommt nicht in Frage. Es muß um Lucius' Auftrag gegangen sein.
    Wie reiße ich den angeblichen Ehrenmännern die Maske vom Gesicht? Wenn du noch da wärst, Lieber... Du hättest es zuwege gebracht. Ich?"
    Wenige Senatoren weihten ihre Gattinnen so weit in die Probleme ihres Amtes ein, wie es Lucius getan hatte. Im Allgemeinen wußte eine vornehme Römerin nur das Notwendigste. Ihre Aufgabe war die Repräsentation, die Leitung des Hauses. Lucius hatte das anders gesehen und mit seiner Gemahlin vieles beraten und erörtert, was in der Curia besprochen worden war.
    Calpurnia wußte, daß sie andernfalls kaum den Entschluß gefaßt hätte, nach Tarraco zu reisen, sosehr sie ihre Entscheidung schon wieder bereute. Ihr wäre auch schwerlich der Hintergrund und das wahrscheinliche Motiv des Mordes klargeworden. Selbst Leute wie der unfähige Pompejus hätten sie glattweg hinters Licht führen können - sie versuchten es sowieso.
    Und Menetius! Auch er schien ihr nicht helfen zu wollen. Überhaupt, welche Rolle hatte er bei dem Verbrechen gespielt? War er so unschuldig, wie er tat? Natürlich konnte sie ihm nicht ins Gesicht sagen, er wisse Bescheid. Vertrauen durfte sie ihm jedoch auf keinen Fall! Und wehe ihm, sein Name tauchte im Zusammenhang mit dem Mord auf Calpurnia lehnte sich müde in den gepolsterten Sessel zurück. Die Jahre drückten doppelt, wenn niemand mehr an ihrer Seite stand. Lucius war tot - stets von neuem ein furchtbarer Gedanke.
    Und was war mit Titus? Tot oder gefangen, es gab keine andere Möglichkeit. Aber sie mußte die Wahrheit. erfahren!
    Ich habe mich zuwenig um ihn gesorgt. Die Götter strafen mich dafür. Ich war ihm keine gute Mutter, dachte sie bekümmert. Zwischen ihm und ihr hatte stets eine unsichtbare Wand gestanden. Und jetzt war es zu spät, die Kluft zu überwinden; wahrscheinlich würde er nie zurückkehren. Nicht einmal richtig zu beweinen vermochte sie ihn. Sie trauerte tief - aber war das dasselbe?
    Als die Barbaren ihn gefangennahmen, nannte er ihnen sicherlich seinen Namen. Von Lucius' Tod kann er nichts wissen, und selbst wenn die Nachricht zu ihm drang - daß ich das Lösegeld ebenfalls zahlen würde, stand außer Zweifel. Weshalb sandten die Arevaken keinen Boten mit einer Forderung? Calpurnia gab sich im nächsten Augenblick selbst die Antwort. Zu dieser Jahreszeit reist man im Landesinnern nicht. Die Iberer können nicht annehmen, daß ich in Tarraco bin. Ich muß also den ersten Schritt tun. Doch wie?
    Über all diesen Erwägungen schlummerte sie ein. Ein leises Räuspern weckte sie. Die Herrin brauchte lange, um sich über die Tageszeit klarzuwerden. War es schon Abend? Oder gar wieder Morgen? Und wer hatte sie geweckt?
    „Was gibt es?"
    Der Aufseher verneigte sich vor ihr. „Domina, wie befohlen, ist Cajus Menetius zur Stelle."
    „Führe ihn herein, Carus!"
    „Er hat jemanden bei sich, den er Sibalus nennt. Soll ich auch diesen zu dir bitten?"
    „Sibalus? Ja. Halte dich in der Nähe - für alle Fälle!"
    Der Grieche grüßte nicht eben höflich und stellte seinen Begleiter vor.
    Calpurnia kannte das Handelshaus und wußte einiges über seinen Besitzer. „Den Segen der Götter über euch", erwiderte sie gemessen. „Nehmt Platz! Entschuldigt meine Müdigkeit, die Jahre fordern ihren Tribut. - Ich möchte deinen Bericht hören, Cajus Menetius!"
    Der Grieche zog einen langen Papyrusstreifen aus seiner Toga und legte ihn auf ein Tischchen. „Dies, Calpurnia, ist ein ausführlicher Rapport des Servius Asprenas. Er befehligte die Suchgruppe. Ich rate dir, ihn später zu lesen. Ohnehin steht nichts darin, was du nicht längst wüßtest. Mit diesem Schriftstück habe ich auch die Texte verglichen, die der Statthalter an dich weiterleitete. Sie sind identisch. Niemand hat etwas verschwiegen."
    Calpurnia prüfte lediglich das Siegel. Es

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